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Projektbeschreibung

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»Unter­grund­lin­ge und Loftmenschen: 

Intel­lek­tu­el­le Meta­mor­pho­sen in New York, 1930–2020«

 

His Girl Friday
His Girl Fri­day (Howard Hawks, 1940)

Dieses Expo­sé beschreibt ein Buch­pro­jekt über die Geschich­te der New Yor­ker Intel­lek­tu­el­len von den Anfän­gen in den frü­hen 1930er Jah­ren bis zu den spä­ten Jah­ren in den Zei­ten von Ronald Rea­gan und Donald Trump.

Das Pro­jekt Unter­grund­lin­ge und Loft­men­schen: Intel­lek­tu­el­le Meta­mor­pho­sen in New York, 1930–2020 behan­delt die Geschich­te einer Grup­pe von Intel­lek­tu­el­len in New York in der Zeit von 1930 bis 2020, für die sich seit den spä­ten sech­zi­ger Jah­ren der Begriff »New Yor­ker Intel­lek­tu­el­le« ein­ge­bür­gert hat. Anfangs grup­pier­ten sie sich um die poli­tisch ori­en­tier­te Lite­ra­tur­zeit­schrift Par­ti­san Review in den drei­ßi­ger Jah­ren, wäh­rend sich der Zir­kel in den vier­zi­ger und fünf­zi­ger Jah­ren auf Grund kul­tu­rel­ler und poli­ti­scher Ent­wick­lun­gen zuneh­mend auf­spal­te­te und kon­kur­rie­ren­de Zeit­schrif­ten wie Poli­tics, Com­men­ta­ry und Dis­sent gründete.

Ausgaben der Partisan Review aus den 1950er Jahren (via Open Culture)
Aus­ga­ben der Par­ti­san Review aus den 1950er Jah­ren (via Open Culture)

Die Geschich­te der New Yor­ker Intel­lek­tu­el­len ist in vie­ler Hin­sicht typisch für die Ent­wick­lung lin­ker Intel­lek­tu­el­ler im zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert. Ihren Anfang nahm sie in der Gro­ßen Depres­si­on, als sich links ori­en­tier­te Schrift­stel­ler, Poe­ten, Essay­is­ten, Kri­ti­ker und Jour­na­lis­ten um die Par­ti­san Review schar­ten. Vor­wie­gend aus jüdi­schen Immi­gran­ten­fa­mi­li­en stam­mend, hat­ten vie­le von ihnen zunächst mit der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei sym­pa­thi­siert, schlu­gen aber im Zuge der Mos­kau­er Pro­zes­se einen von Leo Trotz­ki beein­fluss­ten anti­sta­li­nis­ti­schen Kurs ein und begrif­fen sich als Vor­kämp­fer einer revo­lu­tio­nä­ren künst­le­ri­schen Moder­ne, deren Reprä­sen­tan­ten sowohl in den auto­ri­tä­ren als auch in den demo­kra­tisch ver­fass­ten Staa­ten ver­femt und atta­ckiert wurden.

Im Lau­fe der Jah­re began­nen jedoch die mar­xis­ti­schen Über­zeu­gun­gen bei den meis­ten Ange­hö­ri­gen die­ses Zir­kels zu schwin­den: Nach dem Zwei­ten Welt­krieg enga­gier­ten sie sich als geläu­ter­te Libe­ra­le und wie­der­ge­bo­re­ne Ame­ri­ka­ner im anti­kom­mu­nis­ti­schen Kampf gegen den sta­li­nis­ti­schen Tota­li­ta­ris­mus und für die kul­tu­rel­le Frei­heit. Schließ­lich war es ihnen gelun­gen, aus der Peri­phe­rie ins Zen­trum der ame­ri­ka­ni­schen Gesell­schaft vor­zu­drin­gen und die intel­lek­tu­el­le Debat­te bis Ende der fünf­zi­ger Jah­re zu bestimmen.

Als in den spä­ten fünf­zi­ger und frü­hen sech­zi­ger Jah­ren eine neue Gene­ra­ti­on in Kul­tur (wie die Beat-Lite­ra­ten) und Poli­tik (die Bür­ger­rechts- und Stu­den­ten­be­we­gung) auf­tauch­te, begann der Stern der New Yor­ker Intel­lek­tu­el­len zu sin­ken, da sie für die »neue Sen­si­bi­li­tät« kaum das rich­ti­ge Gespür zu ent­wi­ckeln ver­moch­ten. Längst selbst zur Geschich­te gewor­den, rich­te­ten sie sich im »Muse­um der Moder­ne« ein. Mitt­ler­wei­le fand das Pro­jekt ein unwi­der­ruf­li­ches Ende: Im April 2003 wur­de die Par­ti­san Review, einst das Flagg­schiff der ame­ri­ka­ni­schen Intel­lek­tu­el­len, nach dem Tod des letz­ten Her­aus­ge­bers eingestellt.

Die Beson­der­heit der New Yor­ker Intel­lek­tu­el­len wur­de durch einen his­to­ri­schen Moment ermög­licht, in dem poli­ti­sche und gesell­schaft­li­che Kon­stel­la­tio­nen, kul­tu­rel­le Tra­di­tio­nen und die urba­nen Gege­ben­hei­ten New Yorks inein­an­der spiel­ten und die Vor­aus­set­zun­gen für die Kon­sti­tu­ie­rung und Ent­wick­lung der Grup­pe lie­fer­ten. Unter ande­ren Bedin­gun­gen oder an einem ande­ren Ort hät­te sich der mar­kan­te intel­lek­tu­el­le Stil nicht her­aus­bil­den kön­nen. Zugleich aber resul­tier­ten aus die­sem beson­de­ren Kon­text die Män­gel und Beschränkt­hei­ten der New Yor­ker Intellektuellen.

Das Pro­jekt beschreibt den Weg zen­tra­ler Figu­ren des Zir­kels wie Phil­ip Rahv, Dwight Mac­do­nald und Irving Howe durch die Jahr­zehn­te (wobei his­to­ri­sche Ereig­nis­se wie Sta­li­nis­mus, Zwei­ter Welt­krieg, Holo­caust und Kal­ter Krieg eine ent­schei­den­de Rol­le spie­len) und stellt neben den poli­ti­schen Dis­kus­sio­nen auch Debat­ten über die Rol­le von Intel­lek­tu­el­len in Kul­tur und Gesell­schaft dar.

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Jörg Auberg - Writer, critic, editor, publisher