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Zur Aktualität der Kritischen Theorie

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Flaschenposten im Schlamm

Zur Aktualität der Kritischen Theorie

von Jörg Auberg

Bevor sich in den spä­ten 1950er-Jah­ren die syn­ony­men Begrif­fe der »Frank­fur­ter Schu­le« und »Kri­ti­schen Theo­rie« im öffent­li­chen Bewusst­sein durch­setz­ten, war oft die Rede von der »Hork­hei­mer-Grup­pe«. In einer Rezen­si­on der ein­fluss­rei­chen Antho­lo­gie Mass Cul­tu­re aus dem Jah­re 1957 schrieb der ehe­ma­li­ge Trotz­kist Dwight Mac­do­nald: »Die Hork­hei­mer-Grup­pe zeigt, dass selbst der Mar­xis­mus, in rich­ti­gen Hän­den, noch immer fähig ist, Ein­sich­ten über die gegen­wär­ti­ge Gesell­schaft her­vor­zu­brin­gen«.1 Ein wei­te­res Syn­onym für die Grup­pe war der Begriff des »Grand Hotel Abgrund«, den der mar­xis­ti­sche Kon­kur­rent Georg Lukács präg­te: »ein schö­nes, mit allem Kom­fort aus­ge­stat­te­tes moder­nes Hotel am Ran­de des Abgrun­des, des Nichts, der Sinn­lo­sig­keit« zwi­schen Behag­lich­keit und »einem non­kon­for­mis­tisch mas­kier­ten Kon­for­mis­mus«.2

Die Zeit der Wiederkehr

In den 1980er-Jah­ren hat­te es den Anschein, dass die Schlach­ten der Ver­gan­gen­heit geschla­gen waren und die Frank­fur­ter Schu­le fest in der aka­de­mi­schen Welt eta­bliert zu sein schien. Gegen­wär­tig gibt es jedoch mit einer Rück­kehr zu Auto­ri­ta­ris­mus und Faschis­mus im inter­na­tio­na­len Maß­stab ein erschre­cken­des Roll­back, das alle poli­ti­schen und kul­tu­rel­len Errun­gen­schaf­ten des letz­ten hal­ben Jahr­hun­derts infra­ge stellt. Es ist ein Rück­sturz in Zei­ten, die Her­mann Broch in sei­nem Vor­trag »Geist und Zeit­geist« im Jah­re 1934 beschrieb: »Eine eigen­tüm­li­che Ver­ach­tung des Wor­tes, ja, bei­na­he ein Ekel vor dem Wort hat sich der Mensch­heit bemäch­tigt. Die schö­ne Zuver­sicht, daß Men­schen ein­an­der durch das Wort, durch Wort und Spra­che über­zeu­gen könn­ten, ist radi­kal ver­lo­ren gegan­gen …«3

Martin Jay: Immanent Critiques (Verso, 2023)
Mar­tin Jay: Imma­nent Cri­ti­ques (Ver­so, 2023)

Die­se Ent­wick­lung – vor allem in den USA, wo die »Hork­hei­mer-Grup­pe« (in Form des Frank­fur­ter »Insti­tuts für Sozi­al­for­schung«) an der New Yor­ker Colum­bia-Uni­ver­si­tät Zuflucht gefun­den hat­te4– beschreibt der His­to­ri­ker Mar­tin Jay (der mit sei­nem Buch Dia­lek­ti­sche Phan­ta­sie aus dem Jah­re 1973 den Grund­stein für die his­to­ri­sche Erfor­schung der »Frank­fur­ter Schu­le« leg­te5) in sei­nen jün­ge­ren Essay­bän­den Splin­ters in Your Eye (2020) und Imma­nent Cri­ti­ques (2023). Ange­sichts der Bre­chung des Rechts durch Donald Trump und sei­ne Gefolgs­leu­te ist Hork­hei­mers Racket-Theo­rie, wie er sie in den 1940er-Jah­ren ent­wi­ckel­te und spä­ter nur spo­ra­disch in sei­nen Noti­zen wei­ter ver­folg­te, eben­so wenig hin­fäl­lig wie Hork­hei­mers Sprach­kri­tik. In der gegen­wär­ti­gen Gegen­auf­klä­rung wird die Kri­ti­sche Theo­rie in einem reak­tio­nä­ren Kreuz­zug gegen die Uni­ver­si­tä­ten und Wis­sen­schaf­ten als »kul­tu­rel­ler Mar­xis­mus«, »kul­tu­rel­ler Bol­sche­wis­mus«, als »Ver­gnü­gungs­pa­last des Teu­fels« dämo­ni­siert, als wür­den die bösen Geis­ter der 1930er-Jah­re fröh­li­che Auf­er­ste­hung fei­ern.6 Für Jay stellt die »Kri­ti­sche Theo­rie« in Gestalt der »Frank­fur­ter Schu­le« immer noch die rich­ti­gen Fra­gen, ohne im Vor­hin­ein die pas­sen­den Ant­wor­ten parat zu haben.7

Café Marx

Philip Lenhard: Café Marx (C. H. Beck, 2024)
Phil­ip Len­hard: Café Marx (C. H. Beck, 2024)

»Die Geschich­te des Insti­tuts für Sozi­al­for­schung ist ele­men­tar für das Ver­ständ­nis der deut­schen, euro­päi­schen und auch ame­ri­ka­ni­schen Geis­tes­ge­schich­te des 20. Jahr­hun­derts«, kon­sta­tiert Phil­ip Len­hard in sei­ner Geschich­te der Früh­zeit der »Frank­fur­ter Schu­le«, Café Marx: Das Insti­tut für Sozi­al­for­schung von den Anfän­gen bis zur Frank­fur­ter Schu­le. »Sie umfasst sowohl die jüdi­sche als auch die poli­ti­sche Geschich­te des 20. Jahr­hun­derts, die Geis­tes- wie die Wis­sen­schafts­ge­schich­te, die Geschich­te der Emi­gra­ti­on und der Scho­ah genau­so wie die des Wie­der­auf­baus und Neu­an­fangs.«8 In sei­nem detail­rei­chen und über­aus lesens­wer­ten Buch brei­tet Len­hard den Beginn und die Ent­wick­lung des »Insti­tuts für Sozi­al­for­schung« aus und stellt in unter­schied­li­chen Strän­gen die Protagonist*innen der Geschich­te (wie Max Hork­hei­mer, Fried­rich Pol­lock, Leo Löwen­thal, Her­bert Mar­cu­se, Erich Fromm, Hen­ryk Groß­mann, Karl August Witt­fo­gel, Juli­an Gum­perz und Richard Sor­ge) vor. Den finan­zi­el­len Grund­stock stell­te der jüdi­sche Getrei­de­händ­ler und Mäzen Her­mann Weil auf Initia­ti­ve sei­nes Soh­nes Felix Weil mit einer exzel­lent aus­ge­stat­te­ten Stif­tung zur Ver­fü­gung, die es ermög­lich­te, das Insti­tut 1923 als an die Frank­fur­ter Goe­the-Uni­ver­si­tät ange­schlos­se­ne For­schungs­stät­te für den wis­sen­schaft­li­chen Mar­xis­mus zu eta­blie­ren.9

Bestim­mend für die Grün­dung des Insti­tuts waren die Erfah­run­gen des Ers­ten Welt­krie­ges und des Schei­terns der revo­lu­tio­nä­ren Hoff­nun­gen 1918/19 als auch die anti­se­mi­ti­schen und anti­in­tel­lek­tu­el­len Strö­mun­gen in der deut­schen Arbeiter*innen-Klasse wie auch unter den Bau­ern und Bäue­rin­nen, die spä­ter Leo Löwen­thal in sei­nen Erin­ne­run­gen schil­der­te oder die der Insti­tuts­mit­ar­bei­ter Paul W. Mas­sing wis­sen­schaft­lich ana­ly­sier­te.10 Obwohl das Insti­tut, das zunächst von dem Wie­ner His­to­ri­ker Carl Grün­berg gelei­tet wur­de, einen mar­xis­ti­schen For­schungs­an­satz ver­trat, war es in sei­ner per­so­nel­len Struk­tur divers geprägt: Neben Mit­glie­dern der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen und kom­mu­nis­ti­schen Par­tei­en wie SPD, USPD und KPD auch Institutsmitarbeiter*innen, die sich der anar­cho­syn­di­ka­lis­ti­schen FAUD (Freie Arbei­ter-Uni­on Deutsch­lands) oder kei­ner poli­ti­schen Strö­mung zurech­ne­ten. Obwohl das Insti­tut als offe­ner Ort sowohl für »lin­ke Intel­lek­tu­el­le« als auch »lesen­de Pro­le­ta­ri­er« kon­zi­piert war, herrsch­te trotz allem eine leni­nis­ti­sche Vor­stel­lung vor, dass die Intel­lek­tu­el­len die »kul­tur­po­li­ti­sche Avant­gar­de der Arbei­ter­klas­se« sei­en, da das Pro­le­ta­ri­at aus sich selbst her­aus nicht zu revo­lu­tio­nä­rer Poli­tik fähig sei, weil ihm die tie­fen Ein­sich­ten des wis­sen­schaft­li­chen Mar­xis­mus fehl­ten.11

Von der kritischen Analyse zur kritischen Theorie

Unge­ach­tet der kapi­ta­lis­mus­kri­ti­schen theo­re­ti­schen Vor­ga­ben lag der Schwer­punkt in den Anfangs­jah­ren des Insti­tuts im Sam­meln von Mate­ria­li­en, wel­che die Arbei­ter­be­we­gung seit dem 19. Jahr­hun­dert her­vor­ge­bracht hat­te: »Bücher, Bro­schü­ren, Zeit­schrif­ten, Pla­ka­te und Flug­schrif­ten, Foto­gra­fien, Rund­schrei­ben, Demons­tra­ti­ons­auf­ru­fe, Kor­re­spon­den­zen, sta­tis­ti­sches Mate­ri­al genau­so wie Tage­bü­cher und pri­va­te Auf­zeich­nun­gen von Mit­glie­dern der Arbei­ter­be­we­gung soll­ten als zen­tra­les Archiv im Insti­tut zusam­men­ge­führt wer­den, damit sie wis­sen­schaft­lich aus­ge­wer­tet wer­den konn­ten.« 12 Sie waren das, was Leo Löwen­thal spä­ter als »Schmug­gel­wa­re der Ver­nei­nung« bezeich­ne­te.13 Auch die Arbei­ter­be­we­gung bewahr­te kei­nen Juden vor der Dis­kri­mi­nie­rung. »Wir haben das Unheil vor­aus­ge­ahnt«, sag­te Löwen­thal, »nicht weil wir mein­ten, daß das deut­sche Volk immer anti­se­mi­ti­scher wür­de. Son­dern, weil wir durch poli­ti­sche Ana­ly­sen und Ein­sicht schon früh geglaubt haben, daß die Nazis an die Macht kom­men und daß die Resis­tenz beson­ders in den libe­ral-demo­kra­ti­schen und sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei­en und in den christ­li­chen und sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Gewerk­schaf­ten so gering ent­wi­ckelt war, daß sie im Fall eines sieg­rei­chen Faschis­mus kei­nen Wider­stand leis­ten wür­den.«14

Neben dem Anti­se­mi­tis­mus spiel­te auch der »For­dis­mus« – die tech­ni­sche Ratio­na­li­sie­rung des Pro­duk­ti­ons­pro­zes­ses – eine beson­de­re Rol­le in der gesell­schaft­li­chen Ana­ly­se des Insti­tuts. Ober­fläch­lich betrach­tet nahm sich die arbeits­tei­li­ge Zer­glie­de­rung der Arbeits­pro­zes­se wie eine Min­de­rung von Aus­beu­tung durch den Ein­satz von Maschi­nen aus, wäh­rend rea­li­ter führ­te sie zu einer Inten­si­vie­rung der Aus­beu­tung mensch­li­cher Arbeits­kraft. Wel­che Kon­se­quen­zen aus die­sen sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen Ana­ly­sen abzu­lei­ten blieb jedoch im Insti­tut unge­klärt. »Trotz aller Frak­ti­ons­kämp­fe und Cli­quen­bil­dun­gen bil­de­te das Insti­tut den Rah­men, inner­halb des­sen die ver­schie­de­nen Grup­pen gemein­sam die­sel­ben Tex­te lasen und sich über deren Aus­le­gung strit­ten«, kon­sta­tiert Len­hard. »Dies ent­sprach auch der lang­fris­ti­gen, von Weil und Pol­lock ver­foch­te­nen Stra­te­gie des Insti­tuts, die Quel­len des Mar­xis­mus und der Geschich­te der Arbei­ter­be­we­gung zunächst zu ber­gen, dann phi­lo­lo­gisch akku­rat aus­zu­wer­ten und schließ­lich, als drit­ter Schritt, eine Kri­tik der poli­ti­schen Öko­no­mie auf der Höhe der Zeit zu for­mu­lie­ren. Aus Mar­xis­mus soll­te Kri­ti­sche Theo­rie wer­den.«15

Alfred Schmidt: Zur Idee der Kritischen Theorie (Reihe Hanser, 1974, Gestaltung: Heinz Edelmann)
Alfred Schmidt: Zur Idee der Kri­ti­schen Theo­rie (Rei­he Han­ser, 1974, Gestal­tung: Heinz Edelmann)

Nach­dem Carl Grün­berg im Janu­ar 1928 einen Schlag­an­fall erlit­ten und Fried­rich Pol­lock kom­mis­sa­risch die Insti­tuts­lei­tung über­nom­men hat­te, deu­te­te sich eine Neu­ori­en­tie­rung an.16 Gegen­über Weil posi­tio­nier­te sich Hork­hei­mer als die ein­zi­ge Füh­rungs­kraft im Umfeld des Insti­tuts, um es sowohl vor dem Zugriff von Par­tei­kom­mu­nis­ten als auch von bür­ger­li­chen Fakul­täts­mit­glie­dern der Goe­the-Uni­ver­si­tät zu schüt­zen. »Im klan­des­ti­nen Inté­ri­eur ihrer Kron­ber­ger Lebens­ge­mein­schaft hat­ten Hork­hei­mer und Pol­lock lan­ge über die Zukunft des Insti­tuts und ihre jewei­li­ge Rol­le dar­in dis­ku­tiert«, schreibt Len­hard. »Auch Pol­lock war über­zeugt davon, dass Hork­hei­mer der fähi­ge­re Kopf von bei­den war, und füg­te sich erstaun­lich wider­stands­los in sei­ne Rol­le als Mann in der zwei­ten Rei­he, der Hork­hei­mer den Rücken frei­hielt. Die äuße­ren Umstän­de kamen die­sen Pla­nun­gen ent­ge­gen. Zwar sprach gegen Hork­hei­mer, dass er weder Pro­fes­sor noch Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler war, son­dern Pri­vat­do­zent für Phi­lo­so­phie, aber dafür war er poli­tisch voll­kom­men inte­ger.«17

Theo­dor W. Ador­no blieb in den Anfangs­jah­ren des Insti­tuts bis zur Emi­gra­ti­ons­zeit an den Rän­dern der Ent­wick­lung. Zwar schätz­te der neue Insti­tuts­lei­ter Ador­nos Krea­ti­vi­tät und schnel­le Auf­fas­sungs­ga­be, doch nahm er von Anstel­lung im Insti­tut Abstand, da Ador­no mit sei­ner eit­len Selbst­ge­wiss­heit ande­re oft vor den Kopf stieß. »Unge­ach­tet sei­ner Bril­lanz galt er als schwie­ri­ger Cha­rak­ter, der das Arbeits­kli­ma am Insti­tut schnell rui­nie­ren konn­te. Hork­hei­mer such­te zwar sei­ne Nähe, hielt ihn aber auch auf Abstand.«18 Das »Insti­tut für Sozi­al­for­schung« agier­te – sowohl vor der Macht­über­nah­me der Nationalsozialist*innen als auch nach der Emi­gra­ti­on zunächst in die Schweiz und spä­ter in die USA – weni­ger als Orga­ni­sa­ti­on eini­ger weni­ger wis­sen­schaft­li­cher Genies, son­dern als »kol­lek­ti­ver Kri­ti­ker«19, vor allem in Form der Zeit­schrift für Sozi­al­for­schung, die in den Jah­ren zwi­schen 1932 und 1941 erschien als auch in der gro­ßen Stu­die Auto­ri­tät und Fami­lie, die 1936 im Pari­ser Exil ver­öf­fent­licht wurde.

Die äsopische Sprachentwicklung

Schon von Beginn an soll­te die mar­xis­ti­sche Aus­rich­tung des Insti­tuts durch eine schwer durch­dring­li­che Ter­mi­no­lo­gie geschützt wer­den. »Ins Äso­pi­sche umwan­deln – so nann­te Felix Weil die begriff­li­che Ver­schleie­rung mar­xis­ti­scher Seman­tik.«20 im Exil wur­de die ter­mi­no­lo­gi­sche Berei­ni­gung der Tex­te des Insti­tuts aus Grün­den des Selbst­schut­zes wei­ter for­ciert, was vor allem für die Text­va­ri­an­ten des Haupt­werks Dia­lek­tik der Auf­klä­rung (1944/1947) gilt.21 »Hork­hei­mer setz­te von Anfang an«, schreibt Len­hard über die Exil­zeit des Insti­tuts an der Colum­bia-Uni­ver­si­tät in New York, »einen streng ›äso­pi­schen‹ Kurs durch und führ­te damit die Stra­te­gie aus Frank­furt fort, bei der For­mu­lie­rung lin­ker Gesell­schafts­theo­rie auf mar­xis­ti­sche Signal­wör­ter wie ›Revo­lu­ti­on‹, ›Klas­sen­kampf‹, ›Pro­le­ta­ri­at‹ usw. zu ver­zich­ten.« 22

Aus den Erfah­run­gen des Exils einer­seits und den Ent­wick­lun­gen im Natio­nal­so­zia­lis­mus und Sta­li­nis­mus ande­rer­seits waren die poli­ti­schen Gren­zen zwi­schen den lin­ken Strö­mun­gen inner­halb des Insti­tuts durch­läs­si­ger und die Alli­an­zen flie­ßen­der gewor­den. Wäh­rend die »Hork­hei­mer-Grup­pe« (zu der Hork­hei­mer und Pol­lock als auch Felix Weil, Her­bert Mar­cu­se, Leo Löwen­thal und ande­re zähl­ten) von den nach­re­vo­lu­tio­nä­ren Ent­wick­lun­gen der Jah­re 1918/19 geprägt war, beweg­ten sich Poli­tik­wis­sen­schaft­ler und Staats­recht­ler wie Franz Neu­mann und Otto Kirch­hei­mer (die spä­ter im US-ame­ri­ka­ni­schen Staats­dienst wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges für die kri­ti­sche Ana­ly­se des faschis­ti­schen Staats­ap­pa­ra­tes in Deutsch­land ver­ant­wort­lich waren und Impul­se für den Neu­auf­bau demo­kra­ti­scher Struk­tu­ren lie­fern soll­ten) im Umfeld der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Tra­di­ti­on. Bei­de Grup­pen ein­te die Erfah­rung, als Lin­ke und Jüd*innen ver­folgt sein. »Und auch wenn die Dif­fe­ren­zen sich situa­tiv immer wie­der bemerk­bar mach­ten« schreibt Len­hard, »erwies sich das gemein­sa­me Fun­da­ment als soli­de genug, um zumin­dest für eini­ge Jah­re eine ver­schwo­re­ne Gemein­schaft zu bil­den.«23

Wäh­rend His­to­ri­ker wie Rolf Wig­gers­haus Hork­hei­mer Macht­miss­brauch in der Lei­tung des Insti­tuts vor­wer­fen (Ador­no habe, schreibt Wig­gers­haus in einer frag­wür­di­gen Ter­mi­no­lo­gie, »den vor­be­halt­lo­sen Anschluß an Hork­hei­mer« voll­zo­gen24, sieht Len­hard die Macht­ver­hält­nis­se inner­halb des exi­lier­ten Insti­tuts kom­ple­xer: Zwar ver­füg­te Hork­hei­mer über die Macht­mit­tel, um Pro­jek­te vor­an­zu­trei­ben oder ver­en­den zu las­sen, doch war er kei­nes­wegs ein pro­fit- und macht­ori­en­tier­ter »Unter­neh­mer in Sachen ›Kri­ti­sche Theo­rie‹« (wie Wig­gers­haus Hork­hei­mer als »Unter­neh­mer­sohn aus Stutt­gart-Zuffen­hau­sen« cha­rak­te­ri­siert25. Der Fokus­sie­rung auf Hork­hei­mer wohn­te auch eine intel­lek­tu­el­le Kom­po­nen­te inne, insis­tiert Len­hard, denn das Pro­jekt einer »Kri­ti­schen Theo­rie« (wie es Hork­hei­mer in sei­nem grund­le­gen­den Auf­satz »Tra­di­tio­nel­le und kri­ti­sche Theo­rie« for­mu­lier­te, war es, »eine Ent­wick­lung zu beschleu­ni­gen, die zur Gesell­schaft ohne Unrecht füh­ren soll«26. Für die Institutsmitarbeiter*innen hat­te, schreibt Len­hard, »eine gera­de­zu magi­sche Anzie­hungs­kraft auf die vom Mar­xis­mus ent­täusch­ten, mit ihrer Lage als jüdi­sche Emi­gran­ten hadern­den Intel­lek­tu­el­len«.27

Autoritarismus und Antisemitismus

War das Pro­jekt der »Kri­ti­schen Theo­rie« zu Beginn der Emi­gra­ti­on zunächst ein Unter­neh­men, die Marx’sche Kri­tik der poli­ti­schen Öko­no­mie zu aktua­li­sie­ren, ver­schob sich mit der zuneh­men­den Gefähr­dung der Demo­kra­tie durch tota­li­tä­re und auto­ri­tä­re Staats­for­men der Fokus. Schon in der ab 1941 auf Eng­lisch erschei­nen­den Zeit­schrift für Sozi­al­for­schung (die nun unter dem Titel Stu­dies in Phi­lo­so­phy and Social Sci­ence publi­ziert wur­de) ana­ly­sier­ten Fried­rich Pol­lock, A. R. L. Gur­land, Her­bert Mar­cu­se und Otto Kirch­hei­mer sowie Hork­hei­mer und Ador­no die gesell­schaft­li­chen, tech­no­lo­gi­schen und öko­no­mi­schen Ver­än­de­run­gen durch die poli­ti­schen Ent­wick­lun­gen in Deutsch­land und der Sowjet­uni­on, wobei sich die­se Ana­ly­sen mit den Dis­kus­sio­nen über das Ende des Sozia­lis­mus und den Beginn eines »büro­kra­ti­schen Kol­lek­ti­vis­mus« in lin­ken, zumeist trotz­kis­tisch ori­en­tier­ten Zir­kel in Euro­pa und den USA über­schnit­ten.28

Neben For­men des Auto­ri­ta­ris­mus bestimm­ten auch Anti­se­mi­tis­mus und die Ver­nich­tung der euro­päi­schen Jüd*innen die Arbeit und die intel­lek­tu­el­le Pra­xis des Insti­tuts. Im Den­ken der Ent­ron­ne­nen war immer eine Spur von der Schuld des pri­vi­le­gier­ten Ent­kom­men­seins vor­han­den oder wie es Ador­no spä­ter aus­drück­te, »ob nach Ausch­witz noch sich leben las­se, ob voll­ends es dür­fe, wer zufäl­lig ent­rann und rech­tens hät­te umbe­bracht wer­den müs­sen«.29 Der Essay­ist Jean Amé­ry – der die Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz, Mit­tel­bau-Dora und Ber­gen-Bel­sen über­leb­te – fass­te 1970 die »Grund­fra­ge unse­res Daseins« mit dem Titel »Wei­ter­le­ben – aber wie« zusam­men und stand der »Jar­go­ni­sie­rung« durch die »Dia­lek­tik« der »Frank­fur­ter Schu­le« kri­tisch gegen­über.30

In den 1940er-Jah­ren rück­te der »eli­mi­na­to­ri­sche« Anti­se­mi­tis­mus oder der »Krieg gegen die Juden« (wie spä­te­re Historiker*innen die ver­such­te Aus­rot­tung der Jüd*innen in Euro­pa zu beschrei­ben ver­such­ten31 In der Anti­se­mi­tis­mus-Theo­rie des Insti­tuts war der »Juden­hass« nicht nur »Aus­druck des gesell­schaft­li­chen Unwe­sens« und der »Kul­mi­na­ti­ons­punkt einer tief in den Grund­struk­tu­ren der kapi­ta­lis­ti­schen Gesell­schaft ver­an­ker­ten Feind­schaft gegen das Kon­kre­te, Beson­de­re, Indi­vi­du­el­le«. Lang­fris­tig sei der Anti­se­mi­tis­mus nur zu besie­gen, resü­miert Len­hard das Pro­jekt der »Kri­ti­schen Theo­rie«, »wenn die Grund­la­gen der anti­se­mi­ti­schen Gesell­schaft bewusst und wil­lent­lich ver­än­dert wür­den – eine Umschrei­bung für die kom­mu­nis­ti­sche Ein­rich­tung der Gesell­schaft«. Alle bis­he­ri­ge Theo­rie sei nicht kri­tisch genug gewe­sen. »Es bedurf­te des­halb einer neu­en, radi­ka­len kri­ti­schen Theo­rie der Gesell­schaft – und Hork­hei­mer glaub­te sich dazu beru­fen, sie zu for­mu­lie­ren«, schluss­fol­gert Len­hard.32

Das Zeitalter der Rackets

Neben den Ana­ly­sen der Auf­klä­rung und der Kul­tur­in­dus­trie waren die »Ele­men­te des Anti­se­mi­tis­mus« ein maß­ge­ben­der Teil des Haupt­werks des Insti­tuts, der Dia­lek­tik der Auf­klä­rung, die 1947 im Ams­ter­da­mer Exil-Ver­lag Quer­ido erschien. Obwohl Hork­hei­mer und Ador­no als Autoren genannt wur­den, waren auch ande­re Insti­tuts­mit­glie­der wie Pol­lock, Mar­cu­se und Löwen­thal an der Ent­ste­hung betei­ligt (von unge­nann­ten Zuarbeiter*innen wie Gre­tel Ador­no ganz zu schwei­gen). In der Dis­kus­si­on um die Auf­lö­sung der Klas­sen der kapi­ta­lis­ti­schen Gesell­schaft in Struk­tu­ren von »Rackets« (die Hork­hei­mer teil­wei­se aus den Arbei­ten von US-Sozi­al­wis­sen­schaft­lern wie Robert S. Lynd oder der US-ame­ri­ka­ni­schen Popu­lär­kul­tur als auch von Ana­ly­sen von Fried­rich Pol­lock und Franz Neu­mann über­nahm) soll­te – mit den Wor­ten Len­hards – die Mög­lich­keit geschaf­fen wer­den, »eine den Kapi­ta­lis­mus tran­szen­die­ren­de Herr­schafts­ge­schich­te zu schrei­ben.«33 In den Auf­zeich­nun­gen zur Dia­lek­tik der Auf­klä­rung pos­tu­lier­te Hork­hei­mer den eman­zi­pa­to­ri­schen Cha­rak­ter einer radi­kal­de­mo­kra­ti­schen Poli­tik: »In der wah­ren Idee der Demo­kra­tie, die in den Mas­sen ein ver­dräng­tes, unter­ir­di­sches Dasein führt«, heißt es dort, »ist die Ahnung einer einer vom Racket frei­en Gesell­schaft nie ganz erlo­schen. Die Idee zu ent­fal­ten, bedeu­tet frei­lich die Durch­brech­nung einer dicken Sug­ges­ti­on, die noch die wah­re Kri­tik am Racket in sei­nen Dienst stellt.«34 Die Dia­lek­tik der Auf­klä­rung sei, kon­sta­tiert Len­hard, »eine Syn­the­se der theo­re­ti­schen und empi­ri­schen Arbei­ten, die bis Kriegs­en­de am Insti­tut ent­stan­den« sei­en, tran­szen­dier­te sie jedoch, indem sie »bis in die äuße­re Form und Spra­che hin­ein das Frag­men­ta­ri­sche des Den­kens« fest­hal­te, das den Ver­hee­run­gen des Krie­ges und der Ver­nich­tung ent­spre­che.35

Die Frankfurter Schule und Frankfurt (Wallstein Verlag, 2009)
Die Frank­fur­ter Schu­le und Frank­furt (Wall­stein Ver­lag, 2009)

Auch nach der Rück­kehr nach Deutsch­land, als das Insti­tut sowohl Anfein­dun­gen durch eine deutsch­durch­tränk­te Sozi­al­wis­sen­schaft erfuhr als auch eine frag­wür­di­ge Anpas­sung an die restau­ra­ti­ven Ten­den­zen der bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen Ver­drän­gungs­re­pu­blik voll­zog, blie­ben Max Hork­hei­mer, Gre­tel und Theo­dor W. Ador­no sowie Fried­rich Pol­lock »ein ver­schwo­re­nes Quar­tett, das durch Jah­re in der Emi­gra­ti­on und das Schick­sal der Ver­fol­gung zusam­men­ge­wach­sen war«.36 Zudem war dem »Insti­tut für Sozi­al­for­schung« und sei­nem Pro­dukt »Kri­ti­sche Theo­rie« der Mar­ken­na­me »Hork­hei­mer« ein­ge­brannt. Den­noch galt das »Enga­ge­ment« des »Insti­tuts für Sozi­al­for­schung« beim Auf­bau der Bun­des­wehr unter der Ägi­de Hork­hei­mers auch bei »Schüler*innen« der »Kri­ti­schen Theo­rie« als »ärger­li­ches Poli­ti­kum«.37

Am Ende sei­nes Buches resü­miert Len­hard, dass das »Insti­tut für Sozi­al­for­schung von Anfang an zwar hier­ar­chisch und gera­de­zu patri­ar­chal orga­ni­siert, zugleich aber für eine Viel­zahl an Grup­pen, Milieus und Ein­zel­per­so­nen offen« gewe­sen sei, »die aus aller Welt nach Frank­furt, Genf oder New York kamen, um an einer ein­zig­ar­ti­gen Insti­tu­ti­on zu stu­die­ren, zu leh­ren und zu for­schen; sie fan­den hier Freun­de, Genos­sen und Lieb­ha­ber, bis­wei­len auch Kon­kur­ren­ten und Fein­de«.38 Nach der Rück­kehr vie­ler Grün­dungs­mit­glie­der in die Bun­des­re­pu­blik und der Neu­eröff­nung des Insti­tuts 1950 wur­de Max Hork­hei­mer zwar wie­der als Direk­tor ein­ge­setzt, doch obwohl er in den ers­ten Jah­ren maß­geb­li­chen Anteil am Gedei­hen der »geför­der­ten Wis­sen­schaft« hat­te, blieb er gegen­über den »Ver­wal­tern« und »Agen­ten« der Wis­sen­schaft unter dem Büt­tel der »Foun­da­ti­ons« skep­tisch (was teil­wei­se auf sei­ne immer noch aktu­el­le Racket-Theo­rie zurück­zu­füh­ren war).39 Wäh­rend sich Hork­hei­mer in den 1950er-Jah­ren zusam­men mit sei­nem Freund Pol­lock in den Schwei­zer Tes­sin zurück­zog, wur­de Ador­no – trotz aller radi­ka­len Kri­tik der Kul­tur­in­dus­trie – zu einem prä­gen­den »Medi­en­in­tel­lek­tu­el­len«, der das Kon­strukt »Kri­ti­sche Theo­rie« in Wis­sen­schaft und öffent­li­chem Dis­kurs als »öffent­li­cher Intel­lek­tu­el­ler« in der Dis­kus­si­on hielt und dar­über hin­aus half, dem stu­den­ti­schen Nach­wuchs in Wis­sen­schaft, Kunst und Medi­en Fuß zu fas­sen.40

Déformation professionnelle

Jörg Später: Adornos Erben (Suhrkamp, 2024)In sei­nem glän­zend geschrie­be­nen Buch Ador­nos Erben knüpft der His­to­ri­ker Jörg Spä­ter an die von Len­hard beschrie­be­ne »Früh­ge­schich­te« an und lässt die »Nach­ge­schich­te« des Insti­tuts als »Geschich­te aus der Bun­des­re­pu­blik« Revue pas­sie­ren, wobei es ihm gelingt – trotz aller Ernst­haf­tig­keit des Sujets – eine selbst­iro­ni­sche, teil­wei­se spöt­ti­sche, zuwei­len auch flap­si­ge Distanz zum aka­de­mi­schen Betrieb, der (mit den Wor­ten Hork­hei­mers) das »Aben­teu­er­li­che« hasst »wie die Pest«, auf­recht­zu­er­hal­ten, wenn er von »Ador­nos Sound«, Hans Magnus Enzens­ber­ger als »Fahr­dienst­leis­ter lin­ker Denk­rei­sen« oder Alex­an­der Klu­ge als »Zwölf­ton­ci­ne­as­ten« spricht.41 In den 1950er-Jah­ren wur­de die »Kri­ti­sche Theo­rie« in ers­ter Linie von Hork­hei­mer und Ador­no in der Bun­des­re­pu­blik, loya­len Vertreter*innen in den USA wie Leo Löwen­thal oder kri­ti­schen »Deviationist*innen« wie Erich Fromm, Her­bert Mar­cu­se oder Sieg­fried Kra­cau­er reprä­sen­tiert. Bis zu dem Zeit­punkt, als Jür­gen Haber­mas zur domi­nan­ten Stim­me der »zwei­ten Gene­ra­ti­on« der »Kri­ti­schen Theo­rie« wur­de, bestimm­ten »ecker­män­ni­sche« Gehilf*innen und media­len »Multiplikator*innen« wie Her­mann Schwep­pen­häu­ser, Rolf Tie­de­mann oder Alfred Schmidt das aka­de­mi­sche Gesicht der »Frank­fur­ter Schu­le« in der Öffent­lich­keit. Ähn­lich wie in den 1920er-Jah­ren stand es um die Auf­ar­bei­tung von den patri­ar­cha­len und hier­ar­chi­schen Zustän­den im Insti­tut nicht zum Bes­ten.42 Das Insti­tut in Frank­furt war nicht, wie Spä­ter in sei­ner Beschrei­bung der aka­de­mi­schen Zustän­de kon­sta­tiert, ein para­die­si­scher Ort: Das Betriebs­kli­ma sei »durch eine miss­li­che Mischung von Bru­ta­li­tät und Kom­pli­zen­tum« gekenn­zeich­net. »An der Spit­ze, eher sche­men­haft, die abso­lu­te Auto­ri­tät des unsicht­ba­ren Got­tes Hork­hei­mer, reprä­sen­tiert in der Pra­xis weni­ger durch Ador­no, der der­lei welt­li­che Auf­ga­ben eher wider­wil­lig ver­sah, als durch sei­ne Frau Gre­tel. Am Fuss der Pyra­mi­de zwei Kate­go­rien von Bediens­te­ten, die einen, die Pas­san­ten blie­ben (…), und die ande­ren, die aus wel­chen Grün­den auch immer dem Insti­tut ver­fal­len waren, und daher benutzt wer­den konn­ten und auch wur­den.«43 in Frank­furt am Main war es offen­bar nicht schö­ner als anders­wo: »Hin­sicht­lich der mensch­li­chen Schwä­chen und aka­de­mi­schen Defor­ma­tio­nen war die Frank­fur­ter Schu­le offen­kun­dig ein Ort wie jeder ande­re auch.«44

In sei­ner Geschich­te der »Frank­fur­ter Schu­le« prä­sen­tiert Spä­ter nicht nur Gewin­ner der »geför­der­ten Wis­sen­schaft« wie Jür­gen Haber­mas oder Her­bert Schnä­del­bach, die sich ohne grö­ße­re Schwie­rig­kei­ten dem strom­li­ni­en­för­mi­gen Wis­sen­schafts­be­trieb anpas­sen konn­ten, son­dern auch Ein­zel­gän­ger wie der Phi­lo­soph Karl Heinz Haag, der nach dem Tod Ador­nos im Jah­re 1969 von Hork­hei­mer zum Nach­fol­ger als Insti­tuts­di­rek­tor aus­er­ko­ren wur­de, es jedoch vor­zog, dem aka­de­mi­schen Betrieb den Rücken zu keh­ren und auf sei­ne Pen­si­ons­an­sprü­che zu ver­zich­ten, um vier­zig Jah­re lang bis zu sei­nem Tod 2011 in sei­ner Woh­nung in Frank­furt-Höchst als wis­sen­schaft­li­cher Ere­mit zu leben, wo er mit einer außer­or­dent­li­chen Radi­ka­li­tät gegen den Kon­for­mis­mus der »herr­schen­den Maß­stä­be« oppo­nier­te und sich dem »Risi­ko äußers­ter Ein­sam­keit« aus­setz­te.45

Der renitente Geist aus der Flasche

Die Kehr­sei­te der Medail­le der Erret­tung der »Kri­ti­schen Theo­rie« in der Bun­des­re­pu­blik, als die ver­bor­ge­nen Schrif­ten der Theo­rie-Begrün­der in Form von Fla­schen­pos­ten aus dem Schlick der Bar­ba­rei gebor­gen wur­den, war die tech­no­kra­ti­sche Ver­wand­lung der Kri­tik in aka­de­mi­sche Pro­zess­be­schrei­bun­gen.46 Die genann­ten Autoren der Dia­lek­tik der Auf­klä­rung (Ador­no und vor allem Hork­hei­mer) wider­setz­ten sich lan­ge der Neu­pu­bli­ka­ti­on ihrer Schrif­ten aus dem Exil. Als der Geist schließ­lich wie­der aus der Fla­sche gelas­sen wor­den war, hader­ten sie mit den Resultaten.

Wil­lem van Rei­jen und Gun­ze­lin Schmid Noerr (Hg.): Vier­zig Jah­re Fla­schen­post (Fischer, 1987)

In den »Fla­schen­pos­ten« waren kei­ne Anlei­tun­gen für die Ein­rich­tung einer bes­se­ren Welt ent­hal­ten, und die Kos­tü­mie­rung von Karl Marx als mili­tan­ten Kri­ti­ker der »kri­ti­schen Kri­tik« war für Ador­no ledig­lich ein »Blind­gän­ger« der hyper­re­vo­lu­tio­nä­ren Student*innen-Bewegung, die sich in gro­tes­ken Ver­klei­dun­gen und Toten­be­schwö­run­gen selbst ins ideo­lo­gi­sche Nir­wa­na kata­pul­tier­te.47 »Wäh­rend der sech­zi­ger Jah­re, zur Zeit der Stu­den­ten­pro­tes­te«, heißt es in einer Jubi­lä­ums­schrift zum vier­zig­jäh­ri­gen Geburts­tag des Buches Dia­lek­tik der Auf­klä­rung, »wur­de es unver­se­hens zunächst zu einem Geheim­tip, dann wur­de es als einer der ers­ten Foto­ko­pien-Raub­dru­cke gehan­delt. Biblio­phi­le zahl­ten bald dar­auf für ein Ori­gi­nal­ex­em­plar des Drucks bis zu 600 DM, für ein Exem­plar des bereits 1944 hek­to­gra­phier­ten Typo­skripts mehr als das Vier­fa­che – iro­nisch genug für ein Buch, das eine Kri­tik der Tausch­ge­sell­schaft ent­hält.«48

Im Lau­fe der Jah­re geriet die von Hork­hei­mer und Ador­no Sprach­kri­tik im stu­den­ti­schen Milieu nicht nur in Frank­furt zum »denk­frei­en« Jar­gon, der vor allem die Auf­ga­be hat­te, die »Sprecher*innen« als Zuge­hö­ri­ge zum Klub aus­zu­wei­sen. Mit Recht kri­ti­sier­te Jean Amé­ry die­se »Jar­go­ni­sie­rung« des kri­ti­schen Dis­kur­ses als »Tief­schwät­ze­rei« (ein Begriff, den er Hein­rich Manns Zola-Essay ent­lehn­te). »Die­ser Jar­gon«, womit sich Amé­ry auf Ador­nos Essay Jar­gon der Eigent­lich­keit bezog, »hat sich par­odiert in der von Ador­no ange­führ­tern pseu­do­dich­te­ri­schen Blut-und Boden-Betu­lich­keit«.49 Am Ende schau­der­te Ador­no selbst vor sei­nen Nachfolger*innen, die im Namen der Anti-Auto­ri­tä­ren neue Auto­ri­ta­ris­men auf­bau­ten und sich als »Vir­tuo­sen der Geschäfts­ord­nun­gen und for­ma­len Pro­ze­du­ren« auf­spiel­ten. »Die eige­ne Rele­vanz über­schät­zen sie nar­ziß­tisch«, heißt es in einem letz­ten Text vor sei­nem Tod im August 1969, »ohne zurei­chen­den Sinn für Pro­por­tio­nen.«50

Phantome der antiquarischen Gelehrsamkeit

Selb­st sein vor­geb­li­cher »Lieb­lings­schü­ler« Hans Jür­gen Krahl – ein viel­fach ver­klär­ter James Dean des SDS-Auf­be­geh­rens in den spä­ten 1960er-Jah­ren – war in ers­ter Linie ein sich selbst über­schät­zen­der Meta­po­li­ti­ker, des­sen Ori­gi­na­li­tät sich dar­in erschöpf­te, die Schatz­tru­he der »Kri­ti­schen Theo­rie« zu plün­dern und in einem mög­lichst unver­ständ­li­chen mar­xi­ko­lo­gi­schen Argot unter das phan­tom­haft blei­ben­de revo­lu­tio­nä­re Sub­jekt zu brin­gen. Krahl und sei­ne Nachfolger*innen begrif­fen die Intel­lek­tu­el­len in ers­ter Linie als Erfüllungsgehilf*innen in einem ima­gi­nä­ren, leni­nis­tisch gepräg­ten revo­lu­tio­nä­ren Pro­jekt von Akti­on und Orga­ni­sa­ti­on, in dem (wie Krahl in sei­ner gro­tes­ken Hork­hei­mer-als-Leni­nist-Ver­kör­pe­rung aus­rief) »bür­ger­li­che Kri­tik am pro­le­ta­ri­schen Kampf eine logi­sche Unmög­lich­keit« sei.51

Das Ver­ständ­nis der neu her­auf­zie­hen­den Gesell­schaft war sowohl dem Erfin­der der »Kri­ti­schen Theo­rie« als auch sei­nem selbst ernann­ten Nach­fol­ger fremd. Für Hork­hei­mer redu­zier­ten sich – in Anleh­nung an die Dys­to­pien von Aldous Hux­ley und Geor­ge Orwell in den 1930er- und 1940er-Jah­ren – die Indi­vi­du­en in einer »auto­ma­ti­sier­ten Gesell­schaft« auf eine Spe­zi­es von »belie­big aus­wech­sel­ba­ren Auto­ma­ten«, deren intel­lek­tu­el­le Fähig­keit sich auf die Ord­nung von Daten und Infor­ma­tio­nen redu­zie­re. »Die Mensch­heit wird zur Gat­tung wie die Amei­sen und Bie­nen«, lau­te­te das Resü­mee Hork­hei­mers im Jah­re 1970.52 Im glei­chen Jahr (in sei­nem Todes­jahr) schwa­dro­nier­te Krahl über eine »basis­ver­an­ker­te Demo­kra­tie« auf Basis einer »elek­tro­nisch-kyber­ne­tisch und infor­ma­ti­ons­theo­re­tisch bestimm­ten Tech­no­lo­gie«, die von einer »poli­ti­schen Par­tei« den Weg in einen nicht-auto­ri­tä­ren Sozia­lis­mus gewie­sen bekom­men soll. Die­ses Phan­tom habe »die Wider­sprü­che klar auf­zu­zei­gen und Lösungs­vor­schlä­ge offen und öffent­lich zu dis­ku­tie­ren.«53

Jörg Später: Adornos Erben (Suhrkamp, 2024)In den 1970er-Jah­ren arbei­te­te – berich­tet Spä­ter – das Insti­tut im Auf­trag der von der SPD geführ­ten Bun­des­re­gie­rung an einer Stu­die über den Com­pu­ter-Ein­satz in der Stahl- und Finanz­in­dus­trie, wobei es – im Jar­gon der Zeit – um die »For­men der Tausch- und Arbeits­abs­trak­ti­on« ging, nicht aber um die Gefah­ren und Mög­lich­kei­ten der Digi­ta­li­sie­rung der Arbeits­welt, die – wie Spä­ter es nennt – »mit mar­xis­ti­schem Besteck« seziert wur­de.54 Es war jedoch auch – sowohl intel­lek­tu­ell als auch sprach­lich – der Rück­sturz in die sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Ära, wo mit »ver­al­te­tem Phra­sen­kram«55 (wie Marx in der »Kri­tik des Gotha­er Pro­gramms« schrieb) die herr­schen­den Zustän­de dra­piert wur­den, jedoch nie­mals der Ver­such unter­nom­men wur­de, die »Kri­ti­sche Theo­rie« auf Medi­en- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­for­men des aus­ge­hen­den 20. Jahr­hun­derts jen­seits von Ber­tolt Brecht und Wal­ter Ben­ja­min anzu­wen­den. Statt­des­sen erstarr­ten die spä­ten Adep­ten der »Frank­fur­ter Schu­le« im Immer­glei­chen der ideo­lo­gi­schen Tra­di­ti­on.56 Spä­ter bezeich­net die urban-intel­lek­tu­el­len Ter­ri­to­ri­en Frank­furts in jener Deka­de als »ver­blü­hen­de Land­schaf­ten«. Ador­no sei zu einem Frank­fur­ter Mar­ken­ar­ti­kel gewor­den, zu einem jener Kin­der der Stadt in Nach­fol­ge Goe­thes, Aus­stel­lungs­ob­jek­te des kul­tu­rel­len Kapi­tals einer rea­li­ter aus­ge­zehr­ten Stadt­ge­sell­schaft. »Am Ende des Jahr­zehnts wur­de Ador­no mehr zitiert als stu­diert«57, kon­sta­tiert der Historiker.

In einem Chaos aus Passagen und Arkaden

Bereits in den 1960er-Jah­ren ent­flamm­te unter den Adept*innen und Kritiker*innen der »Frank­fur­ter Schu­le« ein mit har­ten Ban­da­gen geführ­ter Kampf um die Schrif­ten und den Nach­lass Wal­ter Ben­ja­mins, der für die intel­lek­tu­el­le Gene­ra­ti­on der 1968er eine Art spi­ri­tu­el­ler Che Gue­va­ra der Vor­zeit war. Bereits in der Zeit des Exils war ein Streit unter Emigrant*innen aus­ge­bro­chen, wobei dem »Insti­tut für Sozi­al­for­schung« (vor allem Hork­hei­mer und Ador­no) vor­ge­wor­fen wur­de, sie hät­ten den asso­zi­ier­ten Mit­glie­dern Wal­ter Ben­ja­min und Sieg­fried Kra­cau­er (die in Süd­frank­reich auf eine Flucht in die USA war­te­ten) nicht aus­rei­chen­de Unter­stüt­zung zukom­men las­sen und ihre Tex­te für die Zeit­schrift für Sozi­al­for­schung zen­siert.58 Vor allem Han­nah Are­ndt sah sich als Räche­rin Ben­ja­mins, des­sen Selbst­mord in den Pyre­nä­en sie Ador­no anlas­te­te, der im April 1939 mit der Ableh­nung der ers­ten Fas­sung des Bau­de­lai­re-Auf­sat­zes Ben­ja­min einen »Stoß« ver­setzt habe, sodass er den Ein­druck gehabt habe, sei­ne Über­sied­lung nach den USA sei unmög­lich gewor­den.59

Robert Pursche: Umkämpftes Nachleben (Wallstein, 2024)
Robert Pur­sche: Umkämpf­tes Nach­le­ben (Wall­stein, 2024)

Die Kon­kur­renz und Feind­schaft unter den Emigrant*innen setz­te sich in der Nach­kriegs­zeit fort, als Ador­no und sein Edi­ti­ons­exper­te Rolf Tie­de­mann unter per­ma­nen­ten Beschuss von den »wah­ren« und »lin­ken« Benjamin-Jünger*innen (die sich zum einen unter dem Ban­ner der aka­de­misch-mar­xis­ti­schen Zeit­schrift alter­na­ti­ve ver­sam­mel­ten und zum ande­ren von der »sub­si­dier­ten Wis­sen­schaft« der »Foun­da­ti­ons« ali­men­tiert wur­den). Nach dem Tod Ador­nos kapri­zier­ten sich die aka­de­mi­schen Ben­ja­min-Rackets in ihren oft maß­lo­sen, hin­ter­häl­ti­gen Angrif­fen auf die Herausgeber*innen Rolf Tie­de­mann, Her­mann Schwep­pen­häu­ser und Hel­la Tie­de­mann-Bartels. »Für all die Kri­ti­ker aus der Neu­en Lin­ken, die Ador­no nicht als Ret­ter, Samm­ler und Archi­var, son­dern als Mani­pu­la­tor, Mono­po­lis­ten und Fäl­scher des Erbes wahr­nah­men«, schreibt Spä­ter, »galt Tie­de­mann natür­lich längst als des­sen Kom­pli­ze.«60 Die Edi­ti­on von Ben­ja­mins Gesam­mel­ten Schrif­ten erschien zwi­schen den Jah­ren 1974 und 1989 unter einem – auch mensch­lich – hohen Preis, mit vie­len Ver­let­zun­gen und Zer­mür­bun­gen. Detail­reich zeich­net der His­to­ri­ker Robert Pur­sche in sei­nem Buch Umkämpf­tes Nach­le­ben (2024) die mili­tan­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen den geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen und ideo­lo­gi­schen Frak­tio­nen nach, wobei er Tie­de­mann in einer Rol­le eines Gene­rals sieht, der »den phi­lo­lo­gi­schen Bar­ri­ka­den­kampf an vor­ders­ter Front« füh­ren soll­te.61

Rof Tiedemann: Niemandsland (edition text + kritik, 2007)
Rof Tie­de­mann: Nie­mands­land (edi­ti­on text + kri­tik, 2007)

Es ist tra­gisch, dass nach dem Ende der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ter­ror­herr­schaft und der Restau­ra­ti­on alter aka­de­mi­scher Seil­schaf­ten des Nazi-Regimes über die Publi­ka­ti­on des Nach­las­ses von Ador­no und Ben­ja­min (wie Juan Goy­tiso­lo in einem ande­ren Kon­text schrieb) eine »auf­ge­setz­te Erre­gung und Unru­he« her­ein­brach, »ein Kli­ma dump­fer undeut­li­cher Angst, zivi­le Zwie­tracht, heim­lich ver­teil­te Pro­pa­gan­da, ritu­el­le Erwäh­nung von Gemet­zeln«.62 Ohne Tie­de­manns auf­op­fe­rungs­vol­les Enga­ge­ment (auch wenn dies pathe­tisch klin­gen mag) hät­te es die gro­ßen Edi­tio­nen von Ador­no und Ben­ja­min nicht gege­ben, und die­se Leis­tung wird auch zuneh­mend aner­kannt: Tie­de­mann war nicht allein »Die­ner« von Ador­no und Ben­ja­min, son­dern – wie Dirk Braun­stein in einer Remi­nis­zenz unter Beru­fung auf den Ador­no-For­scher Robert Hul­lot-Ken­tor schreibt – ein begna­de­ter Edi­tor, der das »Frag­ment« der Ästhe­ti­schen Theo­rie Ador­nos der Nach­welt in les­ba­rer Form hin­ter­ließ.63 In Spä­ters Ver­si­on erscheint Tie­de­mann jedoch wie ein phi­lo­lo­gi­scher Ber­ser­ker, der nicht allein gegen sei­ne Widersacher*innen und Kontrahent*innen im aka­de­mi­schen und ver­le­ge­ri­schen Betrieb ankämpf­te, son­dern auch die eige­ne Ehe und Fami­lie rui­nier­te. Der »schein­selb­stän­di­ge Tie­de­mann ver­schanz­te sich mehr und mehr in der Ador­no-Ben­ja­min-Burg und beäug­te von ihren Zin­nen das Heer der Fein­de und Stüm­per vor ihren Toren«, heißt es bei Spä­ter. »Ab und zu schleu­der­te er eine Tira­de in geschlif­fe­ner For­mu­lie­rung hin­un­ter, dann ver­grub er sich wie­der und leck­te sei­ne Wun­den.«64

Hella Tiedemann-Bartels: Versuch über das artistische Gedich (edition text + kritik, 1990)
Hel­la Tie­de­mann-Bartels: Ver­such über das artis­ti­sche Gedicht (edi­ti­on text + kri­tik, 1990)

Dabei unter­schlägt Spä­ter die neo­li­be­ra­len Ent­wick­lun­gen des wis­sen­schaft­li­chen Betrie­bes in den 1980er- und 1990er-Jah­ren, in deren Ver­lauf Ein­rich­tun­gen geschlos­sen oder zusam­men­ge­legt wur­den, zumut­ba­re Stu­di­en­be­din­gun­gen nicht vor­han­den waren und im Win­ter­se­mes­ter 1988/89 im Rah­men des »UniMUT«-Streiks der Ver­such einer stu­den­ti­schen Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on unter­nom­men wur­de. Wäh­rend ein Groß­teil der Leh­ren­den und Professor*innen sich zwi­schen Resi­gna­ti­on und Kon­for­mis­mus im uni­ver­si­tä­ren Betrieb ein­rich­te­te und die eige­ne aka­de­mi­sche Kar­rie­re ver­folg­te, beglei­te­te die Ador­no-Schü­le­rin Hel­la Tie­de­mann ihre Student*innen mit Empa­thie und Auf­mun­te­rung in wenig hoff­nungs­vol­len Zei­ten. Sie trug nicht nur die Fackel der »Kri­ti­schen Theo­rie« wei­ter, son­dern auch das Inter­es­se der Leh­ren­den für ihre Schüler*innen – wie es bei­spiels­wei­se in den Brie­fen Theo­dor W. Ador­nos an Eli­sa­beth Lenk zum Aus­druck kam (»Aller­herz­lichst wie stets Ihr Ted­die Ador­no«).65 »Im Zen­trum ihrer Leh­re stand nicht das Dozie­ren« schrieb der Autor Lothar Mül­ler in sei­nem Nach­ruf, »son­dern das fra­gen­de Auf­schlie­ßen von Tex­ten, bei dem ihre Freund­lich­keit und ihr cha­rak­te­ris­ti­sches Lachen kei­ner­lei Abzug an gedank­li­cher Stren­ge ent­hielt. Damit hat sie als eine jener Figu­ren, deren Bedeu­tung sich an ihrem insti­tu­tio­nel­len Gewicht nicht ermes­sen lässt, Gene­ra­tio­nen von Stu­die­ren­den geprägt.«66

Verloren auf der Scholle

Während die »Kri­ti­sche Theo­rie« in Frank­furt zuneh­mend ver­dorr­te, such­ten pro­mi­nen­te, aber vom Frank­fur­ter Betrieb aus­ge­schlos­se­ne Schüler*innen von Ador­no und Hork­hei­mer wie Oskar Negt, Her­mann Schwep­pen­häu­ser, Det­lev Claus­sen, Eli­sa­beth Lenk und ande­re im Zuge der Bil­dungs­re­form in den 1970er-Jah­ren aus­ge­bau­ten Hoch­schu­len und Uni­ver­si­tä­ten in Nie­der­sach­sen (Han­no­ver und Lüne­burg) aka­de­mi­schen Unter­schlupf. Es war eine »umge­kehr­te Wüs­ten­wan­de­rung«, wie sie Hans Jür­gen Krahl in sei­nen »Anga­ben zur Per­son« 1969 in einer Pro­zesserklä­rung zu Pro­to­koll gege­ben hat­te – aus dem ver­gleichs­wei­se libe­ra­len Frank­furt in Land­schaf­ten der »fins­te­ren Pro­vinz«, in denen vor nicht lan­ger Zeit KZ-Häft­lin­ge auf Todes­mär­schen aus dem Harz in die Hei­de getrie­ben wur­den und wo immer noch Insi­gni­en der »völ­ki­schen Land­nah­me« in Form der »Wolfs­an­gel« der »Hei­mat­treu­en« zu fin­den sind.67 Viel­leicht war die Flucht zurück in die Wüs­te ein auf­klä­re­ri­sches Pro­jekt, wie es Les­sing im Nathan arti­ku­lier­te: »Ich fürch­te, grad unter Men­schen möch­test du ein Mensch zu sein ver­ler­nen.«68 Ob es aller­dings aus­ge­rech­net in der nie­der­säch­si­schen Step­pe gelin­gen konn­te, muss­te offenbleiben.

In Han­no­ver woll­te Oskar Negt, schrieb Spä­ter in einem Nach­ruf, »vor den Werks­to­ren von VW, Han­o­mag und Con­ti­nen­tal ein gal­li­sches Dorf errich­ten, das mit dem Zau­ber­trank der kri­ti­schen Theo­rie dem Groß­in­dus­trie­ka­pi­tal Paro­li bie­ten wür­de. Der Ver­such, Marx wis­sen­schaft­lich in die Bun­des­re­pu­blik ein­zu­bür­gern, gelang zwar durch­sus, doch der Anspruch der Kri­ti­schen Theo­rie, mehr als eine aka­de­mi­sche Ange­le­gen­heit zu sein, konn­te ›Han­no­ver‹ nicht erfül­len.«69 »Uner­müd­lich wie ein Maul­wurf grub sich Oskar Negt durch immer neue Erd­schich­ten, wel­che die fal­sche Gesell­schaft unter dem Zwang kapi­ta­lis­ti­scher Pro­duk­ti­ons­wei­se von der wirk­li­chen Frei­heit trenn­ten«, beschreibt Spä­ter Negts wis­sen­schaft­li­che Tätig­keit in Han­no­ver, über dem auch immer die pie­tis­ti­sche Trau­rig­keit Anton Reisers hing. »Sei­ne Schlüs­sel­be­grif­fe trans­por­tier­ten das pro­tes­tan­ti­sche Arbeits- und Gewis­sens­ethos in die links­so­zia­lis­ti­schen und gewerk­schaft­li­chen Milieus der Bun­des­re­pu­blik: sozia­les Ler­nen, Erin­ne­rungs­ar­beit, Ver­ar­bei­tung von kol­lek­ti­ven Erfah­run­gen, Schu­lung des poli­ti­schen Bewusst­seins, poli­ti­sche Gedan­ken­ar­beit, Werk­stät­ten der Ver­nunft.«70

In der Lüne­bur­ger Pro­vinz spiel­te Schwep­pen­häu­ser als letz­ter Bür­ger und letz­tes Genie die Rol­le des Ador­no, »wur­de sei­nem Idol immer ähn­li­cher und erhielt dafür war­men Bei­fall«71. »Frank­fur­ter« Urba­ni­tät und Bil­dung waren für Ador­no untrenn­bar mit­ein­an­der ver­bun­den. »Kei­nem Men­sche­nist es vor­zu­hal­ten, daß er vom Lan­de stammt«, führ­te er 1961 in einem Vor­trag vor Frank­fur­ter Student*innen aus, »aber auch kei­ner dürf­te dar­aus sich ein Ver­dienst machen und dabei behar­ren; wem die Eman­zi­pa­ti­on von der Pro­vinz miß­glück­te, der steht zur Bil­dung exter­ri­to­ri­al.«72 Mit dem Pro­jekt der »Ent­pro­vin­zia­li­sie­rung« (das Ador­no als Fun­da­ment der Intel­lek­tu­el­len und der Gesell­schafts­kri­tik begriff73 rekur­rier­te er auf den kos­mo­po­li­ti­schen Cha­rak­ter der »Kri­ti­schen Theo­rie« und der »Frank­fur­ter Schu­le«, als sie sich im Som­mer 1923 in der »ers­ten maxis­ti­schen Arbeits­wo­che« in Ilmen­au in Thü­rin­gen kon­sti­tu­ier­te74. Mit der Ver­streu­ung der kri­ti­schen Geis­ter in der Pro­vinz muss­te sich das »Pro­jekt« der »Kri­ti­schen Theo­rie« das Schei­tern eingestehen.

Wolfgang Pohrt: Wahn, Ideologie und Realitätsverlust (Edition Tiamat, 2025)
Wolf­gang Pohrt: Wahn, Ideo­lo­gie und Rea­li­täts­ver­lust (Edi­ti­on Tiamat, 2025)

In der media­len Wahr­neh­mung reprä­sen­tier­te das fusio­nier­te, mit »Exzel­lenz­ka­pi­tal« auf­ge­la­de­ne aka­de­mi­sche Unter­neh­men von Haber­mas & Schnä­del­bach die nicht mehr »kri­ti­sche Theo­rie«, wäh­rend in der pro­vin­zi­el­len Land­schaft der Lüne­bur­ger Hei­de selbst erklär­te Adep­ten der »Kri­ti­schen Theo­rie« wie Wolf­gang Pohrt und Eike Gei­sel zuvör­derst als post­lin­ke Abbruch­un­ter­neh­mer fun­gier­ten. Im Gegen­satz zu Alfred Schmidt, Rolf und Hel­la Tie­de­mann oder Kurt und Eli­sa­beth Lenk ver­moch­ten sie kei­nen genui­nen Bei­trag zur »Kri­ti­schen Theo­rie« zu lie­fern. Die intel­lek­tu­el­len Wüte­ri­che Pohrt & Gei­sel fan­den als publi­zis­ti­sche Gue­ril­la­krie­ger im links­ra­di­ka­len Milieu der 1980er-Jah­re ihr Publi­kum und ihr Aus­kom­men, konn­ten mit ihren immer glei­chen Pro­vo­ka­tio­nen den media­len Markt bedie­nen und sich als »auto­ri­tä­re Cha­rak­ter­ty­pen«75 insze­nie­ren, die in öffent­li­chen Vor­trä­gen vor allem auf ihre Frei­heit des Niko­tin­kon­sums poch­ten. In stets wie­der­keh­ren­den Auf­güs­sen wird Pohrt als letz­ter authen­ti­scher Jün­ger Ador­nos prä­sen­tiert, der vor dem Publi­kum zu Pro­to­koll gab, dass Ador­no »das letz­te Wort des kri­ti­schen Den­kens sei­ner Epo­che« gespro­chen habe, das »weder erwei­te­rungs­fä­hig noch ergän­zungs­be­dürf­tig« sei.76 War­um gibt aber sein Nach­lass­ver­wal­ter Klaus Bit­ter­mann seit Jah­ren immer neue Antho­lo­gien und Bän­de sei­nes ver­stor­be­nen Autors Pohrt her­aus, der schon in den 1980er-Jah­ren nichts Neu­es zum kri­ti­schen Den­ken bei­tra­gen konn­te? Wenn von Ador­no (den Pohrt – trotz der erzwun­ge­nen Emi­gra­ti­on und zahl­rei­chen Anfein­dun­gen im Nach­kriegs­deutsch­land – als »Glücks­pilz« cha­rak­te­ri­siert) »das letz­te Wort des kri­ti­schen Den­kens sei­ner Epo­che« stammt, könn­te man sich (gleich Karl Heinz Haag) wie ein Büche­re­re­mit mit den Gesam­mel­ten Schrif­ten aus der Pro­duk­ti­on von Suhr­kamp und S. Fischer in die Biblio­thek zurück­zie­hen und die »Kri­ti­sche Theo­rie« gedank­lich von der einen zur ande­ren Sei­te wäl­zen, ob man nun im »Hegel­schen« oder »Hes­si­schen« bewan­dert ist.

Das Miasma des Autoritären

Später fei­ert Pohrt als »intel­lek­tu­ell Hoch­be­gab­ten«, als »jun­gen, zor­ni­gen Mann«, den es auf eine Assis­ten­ten­stel­le an der Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le Lüne­burg ver­schlug und sich stän­dig durch medi­al genau kal­ku­lier­te Pro­vo­ka­tio­nen als Außen­sei­ter im Sti­le eines intel­lek­tu­el­len, ger­ma­ni­schen Cou­sins von Mick Tra­vis aus Lind­say Ander­sons gleich­na­mi­ger Tri­lo­gie über Revol­te und Anpas­sung (1968–1982) gerier­te.77 Hämisch dozier­te Pohrt über die »inte­grier­ten Sozi­al­fäl­le« der ergrau­ten »Neu­en Lin­ken«, wäh­rend er als aso­zia­ler Despe­ra­do die RAF als ein­zig authen­ti­sche deut­sche Wider­stands­grup­pe mytho­lo­gi­sier­te, ohne sich die­sem Unter­gangs­kol­lek­tiv anzu­schlie­ßen, bis die eige­ne nar­ziss­ti­sche »Ich-AG« schließ­lich als Pfle­ge­fall ende­te.78

Pohrt ver­harr­te in dog­ma­ti­scher Recht­ha­be­rei, wüte­te als reni­ten­ter Klein­bür­ger im »Gefan­ge­nen­la­ger des Extrems« (um einen Begriff Peter Brück­ners zu ver­wen­den), umge­ben vom Ver­we­sungs­ge­ruch alter Auto­ri­tä­ten. Ana­log zur mili­ta­ris­ti­schen Gue­ril­la der RAF bil­de­ten Pohrt und ande­re selbst­er­klär­te Erben Ador­nos einen intel­lek­tu­el­len »Despe­ra­do­trupp«, der »den Men­schen nur grau­si­ge Ver­küm­me­rung und stil­les Sie­chen« gestat­te­te.79 »Die am hef­tigs­ten pro­tes­tie­ren, glei­chen den auto­ri­täts­ge­bun­den Cha­rak­te­ren in der Abwehr von Intro­spek­ti­on«, dia­gnos­ti­zier­te Ador­no kurz vor sei­nem Tod; »wo sie sich mit sich beschäf­ti­gen, geschieht es kri­tik­los, rich­tet sich unge­bro­chen, aggres­siv nach außen.«80

Intellektuelle Abdeckerei

Alex Demirović. Der nonkonformistische Intellektuelle: Von der kritischen Theorie zur Frankfurter Schule. Wien: Mandelbaum, 2023.
Alex Demi­ro­vić: Der non­kon­for­mis­ti­sche Intel­lek­tu­el­le (Man­del­baum, 2023)

Ausdruck der intel­lek­tu­el­len Sta­gna­ti­on der Nach­ge­bo­re­nen ist das Ein­rich­ten im Bestehen­den. Wäh­rend die gut recher­chier­ten und ele­gant geschrie­be­nen Geschich­ten der »Kri­ti­schen Theo­rie« oder »Frank­fur­ter Schu­le« von Len­hard und Spä­ter »Leucht­tür­me« in der aktu­el­len Geschichts­schrei­bung sind, bleibt die vor­geb­lich »bahn­bre­chen­de« Stu­die Der non­kon­for­mis­ti­sche Intel­lek­tu­el­le des Sozi­al­wis­sen­schaft­lers Alex Demi­ro­vić (die in einer – vom Nach­wort und eini­gen Lite­ra­tur­an­ga­ben abge­se­hen – unver­än­der­ten Neu­auf­la­ge des Buches aus dem Jah­re 1999 repu­bli­ziert wur­de) ein aka­de­mi­scher Back­stein, der auf knapp 800 Sei­ten nicht ledig­lich per­ma­nent einen »Ekel am Text« durch einen ideo­lo­gi­schen »Sprach­schaum« (um einen Aus­druck von Roland Bar­thes zu ver­wen­den) her­vor­ruft, son­dern auch – obwohl sich der Autor in die Hork­hei­mer-Tra­di­ti­on stellt – die Spra­che auf die »For­men des aka­de­mi­schen Rackets« redu­ziert, in der Begrif­fe wie Erken­nungs­mar­ken ver­wen­det wer­den (»Intel­lek­tu­el­le und ihre Pra­xis: Theo­re­ti­sche Gesichts­punk­te für eine Ana­ly­se der Kri­ti­schen Theo­rie«, beti­telt der Racket-Sekre­tär sei­ne Ein­lei­tung).81 Weder ver­mag Demi­ro­vić mit sei­ner sich am Ran­de der Unles­bar­keit und im aka­de­mi­schen Zeit­geist der 1990er-Jah­re (in der Linie von Rosa Luxem­burg über Anto­nio Gramsci bis zu Fred­ric Jame­son) bewe­gen­den Stu­die neue Erkennt­nis­se zu den Arbei­ten von Mar­tin Jay oder spä­te­ren Historiker*innen der »Frank­fur­ter Schu­le« wie Miri­am Bra­tu Han­sen oder Rus­sell Jaco­by bei­zu­steu­ern noch kann er die Rol­le des »non­kon­for­mis­ti­schen Intel­lek­tu­el­len« in der von ana­lo­gen und digi­ta­len Medi­en ver­än­der­ten sozia­len Bedin­gun­gen ana­ly­sie­ren. In der Sta­sis des »unver­än­der­ten« aka­de­mi­schen Back­steins bleibt es seit mehr als einem Vier­tel­jahr­hun­dert, wie es ist.82

Demi­ro­vićs »non­kon­for­mis­ti­sche Intel­lek­tu­el­le« in der »geför­der­ten Wis­sen­schaft« sind die post­mo­der­ne Vari­an­te der »High­brow-Intel­lek­tu­el­len«, die Ador­no bereits in den spä­ten 1940er-Jah­ren in den USA kari­kier­te. »Der Ehr­geiz geht allein dar­auf, im akzep­tier­ten Vor­rat sich aus­zu­ken­nen, die kor­rek­te Paro­le zu tref­fen«, schrieb er in den Mini­ma Mora­lia. »Das Außen­sei­ter­tum der Ein­ge­weih­ten ist Illu­si­on und blo­ße War­te­zeit.«83 Wis­sen­schaft ist blo­ße Appa­ra­tur, tech­no­lo­gi­sche Beherr­schung des Immer­glei­chen, die kri­ti­sche Intel­lek­tu­el­le wie Her­bert Mar­cu­se oder C. Wright Mills zu Beginn der 1940er-Jah­re als Reak­ti­on auf den »büro­kra­ti­schen Kol­lek­ti­vis­mus« und die Pro­pa­gan­da der »Mana­ger-Revo­lu­ti­on« von ehe­mals lin­ken Intel­lek­tu­el­len wie James Burn­ham oder Max Shacht­man kri­ti­sier­ten (ana­log zur Kon­ver­si­on von »anti­deut­schen Lin­ken«, die aus der Kon­kurs­mas­se der »Neu­en Lin­ken« wie dem Kom­mu­nis­ti­schen Bund den Weg zur natio­na­lis­ti­schen Rech­ten fan­den).84 Demi­ro­vić reprä­sen­tiert jenen Typus des aka­de­mi­schen Intel­lek­tu­el­len, den Rus­sell Jaco­by bereits in den 1970er-Jah­ren als Abhub des »kon­for­mis­ti­schen Mar­xis­mus« und spä­ter als Repräsent*innen eines aka­de­mi­schen Ennuis unter dem Signum einer will­fäh­ri­gen Post­mo­der­ne cha­rak­te­ri­sier­te (wobei sich die Zei­ten unter der Herr­schaft von Trump II ekla­tant ver­än­dert haben).85

Dialektische Epilogemena

Ernst Simmel (Hg.): Antisemitismus (Westfälisches Dampfboot, 2024)
Ernst Sim­mel (Hg.): Anti­se­mi­tis­mus (West­fä­li­sches Dampf­boot, 2024)

In einer Welt, die zuneh­mend von Auto­ri­ta­ris­mus, Anti­se­mi­tis­mus, Ras­sis­mus und Faschis­mus bis in die höchs­ten Ebe­nen der poli­ti­schen und öko­no­mi­schen Instan­zen bestimmt wird, bleibt das poli­ti­sche Poten­zi­al der selbst ernann­ten Nach­lass­ver­wal­ter der »Kri­ti­schen Theo­rie« oder »Frank­fur­ter Schu­le« vage und gestalt­los. Erst unlängst bemerk­te der Wie­ner Publi­zist Robert Misik mit Blick auf die Stu­die Pro­phe­ts of Deceit (dt. Fal­sche Pro­phe­ten) von Leo Löwen­thal und Nor­bert Guter­man aus dem Jah­re 1949, es »bis heu­te wenig an Gesell­schafts­theo­rie rech­ter Bewe­gun­gen« gebe, das die Arbei­ten der »Hork­hei­mer-Grup­pe« über­tref­fe.86 »Das Unheim­li­che am Anti­se­mi­tis­mus ist sei­ne Per­sis­tenz«, schreibt der Sozio­lo­ge Hemut Dah­mer, ein Schü­ler von Hork­hei­mer und Ador­no, im Nach­wort zu dem von Ernst Sim­mel erst­mals im Jah­re 1946 her­aus­ge­ge­be­nen Dis­kus­si­ons­band über Anti­se­mi­tis­mus und Mas­sen-Psy­cho­pa­tho­lo­gie (er basiert auf einem Anti­se­mi­tis­mus-Sym­po­si­on im Juni 1944 in San Fran­cis­co). »Er impo­niert als eine Inva­ri­an­te: Allen­falls die Erschei­nungs­form des Juden­has­ses wan­delt sich, das Unwe­sen selbst aber bleibt.«87

Roger Frie: Eddge of Catastrophe (Oxford University Press, 2024)
Roger Frie: Eddge of Cata­stro­phe (Oxford Uni­ver­si­ty Press, 2024)

In sei­nem Buch Escape from Free­dom schrieb Erich Fromm (in den 1930er-Jah­ren ein enger Mit­ar­bei­ter Hork­hei­mers am Insti­tut für Sozi­al­for­schung und spä­ter ein schar­fer Kri­ti­ker von Her­bert Mar­cu­se): »Als der Faschis­mus an die Macht kam, waren die meis­ten Men­schen unvor­be­rei­tet – sowohl theo­re­tisch als auch prak­tisch.«88 Ange­sichts der jüngs­ten anti­de­mo­kra­ti­schen Angrif­fe und Akte ras­sis­ti­schen Ter­rors blei­be es offen, schreibt Roger Frie in sei­ner Fromm-Stu­die Edge of Cata­stro­phe, »ob demo­kra­ti­sche Insti­tu­tio­nen tat­säch­lich ein aus­rei­chen­des Boll­werk gegen die­se Arten des rechts­extre­men Auto­ri­ta­ris­mus, Anti­se­mi­tis­mus und Ras­sen­has­ses bie­ten kön­nen, die wir heu­te beob­ach­ten«.89 Die selbst ernann­ten »Erben Ador­nos« über­wa­chen »kri­tisch«, dass kein Miss­brauch mit den Hin­ter­las­sen­schaf­ten der zer­brö­ckeln­den »Frank­fur­ter Schu­le« betrie­ben wer­de. Für sie ist Ador­no »ein letz­tes Genie«, das »das letz­te Wort des kri­ti­schen Den­kens sei­ner Epo­che« sprach – und danach kann nichts mehr kom­men.90 die »radi­ka­len« Erben echauf­fier­ten sich laut­hals über die aka­de­misch vor­an­ge­trie­be­ne »Ent­ak­tua­li­sie­rung und Ent­po­li­ti­sie­rung« und schwa­dro­nier­ten als »Prak­ti­zis­ten« in den Net­scha­jew-Kos­tü­men (die ande­re zur Mili­tanz auf­rie­fen, aber selbst davor zurück­schreck­ten) über »Nutz­lo­sig­keit und Fol­gen­lo­sig­keit«.91

Im abs­trak­ten Jar­gon, der in sei­ner Imi­ta­ti­on so gro­tesk wie eine simp­le KI-Gene­ra­ti­on wirkt, wird die »Dia­lek­tik der Auf­klä­rung« noch ein­mal vom geleh­ri­gen Schü­ler wie von einem »Tremu­lan­ten des Jar­gons«92 auf­be­rei­tet. »Die Kul­tur­in­dus­trie, die aus der Zir­ku­la­ti­ons­sphä­re ent­stand«, schreibt der Krahl-Adla­tus Det­lev Claus­sen in sei­nem Buch Gren­zen der Auf­klä­rung, »tota­li­siert sich und ent­eig­net das indi­vi­du­el­le Bewußt­sein. Dadurch wer­den in ihr die Cha­rak­ter­mas­ken pro­du­ziert, die sich auch von tra­di­tio­nel­ler Ideo­lo­gie im Sin­ne not­wen­dig fal­schen Bewußt­seins unter­schei­den.«93 Im wabern­den »Sprach­schaum« sug­ge­riert der »Jar­go­naut« der »Kri­ti­schen Theo­rie« geis­ti­ge und sprach­li­che Tie­fe, ohne auch nur kon­kre­te Ele­men­te der »Kul­tur­in­dus­trie« zu benen­nen, die zur Ent­eig­nung des indi­vi­du­el­len Bewusst­seins bei­tra­gen. »Die kri­ti­sche Auf­klä­rung«, schrieb Jean Amé­ry 1967, »steht, gesell­schaft­lich, an einem Punkt, wo sie sich sozi­al nur bewäh­ren kann, wenn sie sich sprach radi­kal ent­schlackt.«94

Ador­no »war und woll­te kein Mes­si­as sein«95, schrieb Leo Löwen­thal den Nach­ge­bo­re­nen und selbst erklär­ten Jünger*innen der »Frank­fur­ter Schu­le« ins Stamm­buch. Auch wenn Claus­sen stets aufs Neue Ador­nos vor­geb­li­che Jazz-Ken­ner­schaft her­vor­hebt und auf die Ein­lei­tung in die Musik­so­zio­lo­gie ver­weist (in der Ador­no swing, be-bop, cool jazz auf »Rekla­me­slo­gans« und die kul­tur­in­dus­tri­el­len Mecha­nis­men der »musi­ka­li­schen und gesell­schaft­li­chen Kon­for­mi­tät« redu­ziert96), blei­ben die ras­sis­ti­schen Kon­no­ta­tio­nen von Ador­nos Jazz-Essays unzwei­fel­haft, wenn er über »Neger­mu­sik« oder »Neger-Jazz« schwa­dro­niert. »Der Jazz«, schrieb er 1936, »ver­hält sich zu den Negern ähn­lich wie die Salon­mu­sik der Steh­gei­ger, die er so stäh­lern meint über­wun­den zu haben, zu den Zigeu­nern.«97

Sowe­nig Ador­no die gesell­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Milieus außer­halb sei­nes sozia­len Fokus (»Neger« und »Zigeu­ner«) ver­stand, so begrenzt war sei­ne Wahr­neh­mung der Kri­tik jen­seits sei­ner eng umgrenz­ten Vor­stel­lung der »Moder­ne«, wie sie bei­spiels­wei­se Fumi Oki­ji in sei­ner Stu­die Jazz as Cri­tique beschreibt.98 Gegen die Wahr­neh­mung des begrenz­ten Spek­trums des mut­maß­lich »kon­for­mis­ti­schen« Jazz (wie sie bei Ador­no und sei­nen spä­te­ren Adep­ten vor­herrsch­te) arbei­te­te unter ande­rem auch Mey­er Kup­fer­man mit sei­nem Kon­zept des »ato­na­len Jazz« an.99. So ist kei­nes­wegs »das letz­te Wort des kri­ti­schen Den­kens« gesprochen.

© Jörg Auberg 2025

Bibliografische Angaben:

Phil­ip Lenhard.
Café Marx:
Das Insti­tut für Sozi­al­for­schung von den Anfän­gen bis zur Frank­fur­ter Schule.
Mün­chen: C. H. Beck, 2024.
624 Sei­ten, 34 € Euro.
ISBN:978–3‑406–81356‑6.

Jörg Spä­ter.
Ador­nos Erben:
Eine Geschich­te aus der Bundesrepublik.
Ber­lin. Suhr­kamp, 2024.
760 Sei­ten, 40 €
ISBN: 978–3‑518–43177‑1.

Mar­tin Jay.
Splin­ters in Your Eye:
Frank­furt School Provocations.
Lon­don: Ver­so, 2020.
256 Sei­ten, 19,99 £.
ISBN: 978–1‑788–73601‑5.

Mar­tin Jay.
Imma­nent Critiques:
The Frank­furt School Under Pressure.
Lon­don: Ver­so, 2023.
240 Sei­ten, 19,99 £.
ISBN: 978–1‑804–29252‑5.

Roger Frie.
Edge of Catastrophe:
Erich Fromm, Fascism, and the Holocaust.
New York: Oxford Uni­ver­si­ty Press, 2024.
216 Sei­ten, 35 US-$.
ISBN: 978–0‑197–74877‑0.

Robert Pur­sche.
Umkämpf­tes Nachleben:
Wal­ter Ben­ja­mins Archi­ve 1940–1990.
Göt­tin­gen: Wall­stein, 2024.
427 Sei­ten, 49 €.
ISBN: 978–3‑8353–5705‑1.

Ernst Sim­mel (Hg.).
Anti­se­mi­tis­mus
Bei­trä­ge von Theo­dor W. Ador­no, Max Hork­hei­mer et al.
Mit einem Nach­wort von Hel­mut Dahmer
Müns­ter: West­fä­li­sches Dampf­boot, 2024.
172 Sei­ten, 20 €
ISBN: 978–3‑8969–1109‑4.

Alex Demi­ro­vić.
Der non­kon­for­mis­ti­sche Intellektuelle:
Von der kri­ti­schen Theo­rie zur Frank­fur­ter Schule.
Wien: Man­del­baum, 2023.
800 Seiten,38 €
ISBN:978–3‑99136–505‑1.

Wolf­gang Pohrt.
Wahn, Ideo­lo­gie und Realitätsverlust:
Meta­mor­pho­sen des deut­schen Massenbewusstseins.
Ein Rea­der.
Her­aus­ge­ge­ben von Klaus Bittermann.
Ber­lin: Edi­ti­on Tiamat, 2025.
512 Sei­ten, 26 €
ISBN:978–3‑89320–326‑0.

Bild­quel­len (Copy­rights)
Bei­trags­bild (Cri­ti­cal Theory-Collage)
© Jörg Auberg
Cover Imma­nent Critiques © Ver­so Books
Cover Café Marx © C. H. Beck
Cover Zur Idee der Kri­ti­schen Theorie © Rei­he Hanser
Cover Die Frank­fur­ter Schu­le und Frankfurt © Wall­stein Verlag
Cover Ador­nos Erben
© Suhr­kamp
Cover Vier­zig Jah­re Flaschenpost
© Fischer Verlag
Cover Umkämpf­tes Nachleben
© Wall­stein Verlag
Cover Nie­mands­land
© edi­ti­on text + kritik
Cover Ver­such über das artis­ti­sche Gedicht
© edi­ti­on text + kritik
Cover Wahn, Ideo­lo­gie und Realitätsverlust © Edi­ti­on Tiamat
Cover Wahn, Der non­kor­mis­ti­sche Intellektuelle © Man­del­baum Verlag
Cover Wahn, Anti­se­mi­tis­mus © Ver­lag West­fä­li­sches Dampfboot
Cover Edge of Catastrophe © Oxford Uni­ver­si­ty Press
Video Beckett — A Quinn Mar­tin Production Archiv des Autors
Video Det­lev Claus­sen über Theo­dor W. Adorno
© SRF/3Sat

Nachweise

  1. Dwight Mac­do­nald, »A Cor­rupt Bright­ness«, Encoun­ter, 8, Nr. 6 (Juni 1957):75; Über­set­zung zitiert nach: Jörg Auberg, New Yor­ker Intel­lek­tu­el­le: Eine poli­tisch-kul­tu­rel­le Geschich­te von Auf­stieg und Nie­der­gang, 1930–2020 (Bie­le­feld: Tran­script-Ver­lag, 2022), S. 218
  2. Georg Lukács, Die Zer­stö­rung der Ver­nunft (Bie­le­feld: Ais­the­sis Ver­lag, 2022), S. 219; und Lukács, Die Theo­rie des Romans (Darm­stadt: Luch­ter­hand, 1971), S. 16. Den Titel wähl­te auch Stuart Jef­fries für sei­ne Geschich­te der »Frank­fur­ter Schu­le«: cf. Stuart Jef­fries, Grand Hotel Abyss: The Lives of the Frank­furt School (Lon­don: Ver­so, 2016)
  3. Her­mann Broch, Geist und Zeit­geist: Essays zur Kul­tur der Moder­ne, hg. Paul Micha­el Lüt­ze­l­er (Frankfurt/Main: Suhr­kamp, 1997), S. 43
  4. Zur Geschich­te der »Frank­fur­ter Schu­le« in den USA sie­he Tho­mas Wheat­land, The Frank­furt School in Exi­le (Min­nea­po­lis: Uni­ver­si­ty of Min­ne­so­ta Press, 2009), und David Jen­ne­mann, Ador­no in Ame­ri­ca (Min­nea­po­lis: Uni­ver­si­ty of Min­ne­so­ta Press, 2007)
  5. Mar­tin Jay, The Dialec­ti­cal Ima­gi­na­ti­on: A Histo­ry of the Frank­furt School and the Insti­tu­te of Social Rese­arch, 1923–1950 (1973; erw. Ber­ke­ley: Uni­ver­si­ty of Cali­for­nia Press, 1996)
  6. Mar­tin Jay, »Dialec­tic of Coun­ter-Enligh­ten­ment: The Frank­furt School as Scape­goat of the Luna­tic Frin­ge«, in: Jay, Splin­ters in Your Eye: Frank­furt School Pro­vo­ca­ti­ons (Lon­don: Ver­so, 2020), S. 151–172; und Jay, »The Age of Rackets? Trump, Scor­se­se and the Frank­furt School«, in: Jay, Imma­nent Cri­ti­ques: The Frank­furt School Under Pres­su­re (Lon­don: Ver­so, 2023), S. 115–133. Sie­he auch Jef­frey Segall, »›Kul­tur­bol­sche­wis­mus Is Here‹: James Joy­ce and the Anti-Moder­nist Cru­sa­de in Ame­ri­ca, 1928–1944«, Jour­nal of Modern Lite­ra­tu­re, 16, Nr. 4 (Früh­jahr 1990):535–562; und Auberg, New Yor­ker Intel­lek­tu­el­le, S. 122–124
  7. Jay, »Dialec­tic of Coun­ter-Enligh­ten­ment«, S. 172
  8. Phil­ip Len­hard, Café Marx: Das Insti­tut für Sozi­al­for­schung von den Anfän­gen bis zur Frank­fur­ter Schu­le (Mün­chen: C. H. Beck, 2024, ePub-Ver­si­on), S. 13
  9. Zur Rol­le Felix Weils in der Begrün­dung und Ent­wick­lung des Insti­tuts sie­he Jea­nette Era­zo Heufel­der, Der argen­ti­ni­sche Krö­sus: Klei­ne Wirt­schafts­ge­schich­te der Frank­fur­ter Schu­le (Ber­lin: Beren­berg Ver­lag, 2017)
  10. Leo Löwen­thal, Mit­ma­chen woll­te ich nie: Ein auto­bio­gra­phi­sches Gespräch mit Hel­mut Dubiel (Frankfurt/Main: Suhr­kamp, 1980), S. 27–37; Paul W. Mas­sing, Vor­ge­schich­te des poli­ti­schen Anti­se­mi­tis­mus, übers. Felix Weil (Frankfurt/Main: Euro­päi­sche Ver­lags­an­stalt, 1986)
  11. Len­hard, Café Marx, S. 97, 107
  12. Len­hard, Café Marx, S. 126
  13. Geschich­te den­ken: Ein Notiz­buch für Leo Löwen­thal, hg. Fri­th­jof Hager (Leip­zig: Reclam, 1992), S. 13
  14. Löwen­thal, Mit­ma­chen woll­te ich nie, S. 31–32
  15. Len­hard, Café Marx, S. 198
  16. Zur Kri­tik am »phi­lo­so­phie­frem­den« Ansatz in Grün­bergs Mar­xis­mus-Inter­pre­ta­ti­on jen­seits von Hegel und Dia­lek­tik sie­he Alfred Schmidt, »Die ›Zeit­schrift für Sozi­al­for­schung‹: Geschich­te und gegen­wär­ti­ge Bedeu­tung«, in: Schmidt, Zur Idee der Kri­ti­schen Theo­rie: Ele­men­te der Phi­lo­so­phie Max Hork­hei­mers (Mün­chen: Han­ser, 1974), S. 36–41
  17. Len­hard, Café Marx, S. 213
  18. Len­hard, Café Marx, S. 259
  19. Len­hard, Café Marx, S. 330
  20. Jea­nette Era­zo Heufel­der, Der argen­ti­ni­sche Krö­sus, S. 46
  21. Sie­he Wil­lem van Rei­jen und Jan Bran­sen, »Das Ver­schwin­den der Klas­sen­ge­schich­te in der ›Dia­lek­tik der Auf­klä­rung‹«, in: Max Hork­hei­mer, Gesam­mel­te Schrif­ten, Bd. 5, hg. Gun­ze­lin Schmid Noerr (Frankfurt/Main: S. Fischer, 1987), S. 453–457
  22. Len­hard, Café Marx, S. 389
  23. Len­hard, Café Marx, S. 399
  24. Rolf Wig­gers­haus, Die Frank­fur­ter Schu­le: Geschich­te, theo­re­ti­sche Ent­wick­lung, poli­ti­sche Bedeu­tung (Frankfurt/Main: S. Fischer, 2015, ePub-Ver­si­on), S. 204
  25. Rolf Wig­gers­haus, Max Hork­hei­mer: Eine Ein­füh­rung (Frankfurt/Main: S. Fischer, 2013, ePub-Ver­si­on), S. 3–4
  26. Max Hork­hei­mer, »Tra­di­tio­nel­le und kri­ti­sche Theo­rie«, in: Zeit­schrift für Sozi­al­for­schung, 6, Nr. 2 (1937), dtv reprint (Mün­chen: Deut­scher Taschen­buch Ver­lag, 1980), S. 245–294; rpt. in: Hork­hei­mer, Gesam­mel­te Schrif­ten, Bd. 4, hg. Alfred Schmidt (Frankfurt/Main: S. Fischer, 1988), S. 162–216, Zitat: S. 195
  27. Len­hard, Café Marx, S. 403
  28. Cf. Stu­dies in Phi­lo­so­phy and Social Sci­ence, 9, Nr. 2 und Nr. 3 (1941), in: Zeit­schrift für Sozi­al­for­schung, dtv reprint (Mün­chen: Deut­scher Taschen­buch Ver­lag, 1980), S. 194–475; Neither Capi­ta­lism Nor Socia­lism: Theo­ries of Bureau­cra­tic Coll­ec­ti­vism, hg. E. Haber­kern und Arthur Lipow (Ala­me­da, CA: Cen­ter for Socia­list Histo­ry, 2008), S. 41–120; Auberg, New Yor­ker Intel­lek­tu­el­le, S. 134–140
  29. Theo­dor W. Ador­no, Nega­ti­ve Dia­lek­tik (Frankfurt/Main: Suhr­kamp, 1973), S. 355
  30. Jean Amé­ry, »Jar­gon der Dia­lek­tik« (1967), und »Wei­ter­le­ben – aber wie?« (1970) in: Amé­ry, Wer­ke, Bd. 6, hg. Ger­hard Scheit (Stutt­gart: Klett-Cot­ta, 2004), S. 265–296, 511–525, Zitat: S. 511–512
  31. Cf. Lucy Dawi­do­wicz, The War against Jews 1933–1945 (Har­monds­worth: Pen­gu­in Books, 1975); Dani­el Jonah Gold­ha­gen, Hitler’s Wil­ling Exe­cu­tio­ners: Ordi­na­ry Ger­mans and the Holo­caust (New York: Vin­ta­ge, 1997); und Chris­to­pher Brow­ning, Ordi­na­ry Men: Reser­ve Poli­ce Bat­tali­on 101 and the Final Solu­ti­on in Pol­and (Lon­don: Pen­gu­in Books, 2001)
  32. Len­hard, Café Marx, S. 444, 447, 452
  33. Len­hard, Café Marx, S. 478; sie­he auch Gun­ze­lin Schmid Noerrs Nach­wort zur Dia­lek­tik der Auf­klä­rung, in Hork­hei­mer, Gesam­mel­te Schrif­ten, Bd. 5, S. 425–427; und Gert Schä­fer, »Franz Neu­manns Behe­mo­th und die heu­ti­ge Faschis­mus­dis­kus­si­on«, in: Franz Neu­mann, Behe­mo­th: Struk­tur und Pra­xis des Natio­nal­so­zia­lis­mus 1933–1944, hg. Gert Schä­fer (Frankfurt/Main: S. Fischer, 1984), S. 663–776
  34. Hork­hei­mer, Gesam­mel­te Schrif­ten, Bd. 12, hg. Gun­ze­lin Schmid Noerr (Frankfurt/Main: S. Fischer, 1985), S. 291
  35. Len­hard, Café Marx, S. 493–494
  36. Len­hard, Café Marx, S. 546
  37. Moni­ka Boll, »Kal­te Krie­ger oder Mili­tär­re­for­mer: Das Insti­tut und die Bun­des­wehr«, in: Die Frank­fur­ter Schu­le und Frank­furt: Eine Rück­kehr nach Deutsch­land, hg. Moni­ka Boll und Rapha­el Gross (Göt­tin­gen: Wall­stein, 2009), S. 62
  38. Len­hard, Café Marx, S. 607
  39. Cf. Max Hork­hei­mer, »Noti­zen 1949–1969«, in: Hork­hei­mer, Gesam­mel­te Schrif­ten, Bd. 6, hg. Alfred Schmidt (Frankfurt/Main: S. Fischer), S. 207; und Alfred Schmidt, »Fort­schritt, Skep­sis und Hoff­nung: Kate­go­rien der Geschichts­phi­lo­so­phie Max Hork­hei­mers«, in: Die Frank­fur­ter Schu­le und Frank­furt: Eine Rück­kehr nach Deutsch­land, S. 96–107
  40. Len­hard, Café Marx, S. 573. Den Begriff »Medi­en­in­tel­lek­tu­el­le« präg­te der His­to­ri­ker Axel Schildt (1951–2019) in sei­nem Buch Medi­en­in­tel­lek­tu­el­le in der Bun­des­re­pu­blik, hg, Gabrie­le Kandz­o­ra und Det­lef Sieg­fried (Göt­tin­gen: Wall­stein, 2020)
  41. Hork­hei­mer, »Noti­zen 1949–1969«, S. 207; Jörg Spä­ter, Ador­nos Erben: Eine Geschich­te aus der Bun­des­re­pu­blik (Ber­lin: Suhr­kamp, 2024, ePub-Ver­si­on), S. 144, 175, 152
  42. Regi­na Becker-Schmidt, »Nicht zu ver­ges­sen – Frau­en am Frank­fur­ter Insti­tut für Sozi­al­for­schung: Gre­tel Ador­no, Moni­ka Pless­ner und Hel­ge Pross«, in: Die Frank­fur­ter Schu­le und Frank­furt: Eine Rück­kehr nach Deutsch­land, S. 64–69
  43. Spä­ter, Ador­nos Erben, S. 120–121
  44. Spä­ter, Ador­nos Erben, S. 137
  45. Max Hork­hei­mer, »Zur Kri­tik der instru­men­tel­len Ver­nunft«, in: Hork­hei­mer, Gesam­mel­te Schrif­ten, Bd. 6, S. 122; Spä­ter, Ador­nos Erben, S. 290–295
  46. Theo­dor W. Ador­no, Mini­ma Mora­lia: Refle­xio­nen aus dem beschä­dig­ten Leben (Frankfurt/Main: Suhr­kamp, 1987), S. 279
  47. Ador­no, Kul­tur­kri­tik und Gesell­schaft (Gesam­mel­te Schrif­ten, Bd. 10), hg. Rolf Tie­de­mann (Frankfurt/Main: Suhr­kamp, 2003), S. 795
  48. Wil­lem van Rei­jen und Gun­ze­lin Schmid Noerr, Vor­wort zu: Vier­zig Jah­re Fla­schen­post: ›Dia­lek­tik der Auf­klä­rung‹ 1947 bis 1987 (Frankfurt/Main: Fischer, 1987), S. 7
  49. Theo­dor W. Ador­no, Jar­gon der Eigent­lich­keit: Zur deut­schen Ideo­lo­gie (Frankfurt/Main: Suhr­kamp, 1964), S. 11; Amé­ry, »Jar­gon der Dia­lek­tik«, S. 273
  50. Ador­no, Kul­tur­kri­tik und Gesell­schaft, S. 772, 774
  51. Hans Jür­gen Krahl, »Auto­ri­tä­ten und Revo­lu­ti­on«, in: Krahl, Kon­sti­tu­ti­on und Klas­sen­kampf: Zur his­to­ri­schen Dia­lek­tik von bür­ger­li­cher Eman­zi­pa­ti­on und pro­le­ta­ri­scher Revo­lu­ti­on, hg. Det­lev Claus­sen et al. (Frankfurt/Main: Ver­lag Neue Kri­tik, 2008), S. 269; zum »Fas­zi­no­sum« Krahl cf. Für Hans-Jür­gen Krahl: Bei­trä­ge zu sei­nem anti­au­to­ri­tä­ren Mar­xis­mus, hg. Mei­ke Ger­ber et al. (Wien: Man­del­baum, 2022)
  52. Max Hork­hei­mer, »Nach­ge­las­se­ne Schrif­ten, 1949–1972«, in: Hork­hei­mer, Gesam­mel­te Schrif­ten, Bd. 14, hg. Gun­ze­lin Schmid Noerr (Frankfurt/Main: S. Fischer, 1988), S. 465, 540
  53. Hans Jür­gen Krahl, Vom Ende der abs­trak­ten Arbeit: Die Auf­he­bung der sinn­lo­sen Arbeit ist in der Tran­szen­den­ta­li­tät des Kapi­tals ange­legt und in der Ver­welt­li­chung der Phi­lo­so­phie begrün­det, hg. Wal­ter Neu­mann (Frankfurt/Main: Mate­ria­lis Ver­lag, 1984), S. 82
  54. Spä­ter, Ador­nos Erben, S. 279–280; zu zeit­ge­mä­ße­ren Ana­ly­sen der Digi­ta­li­sie­rung aus lin­ker Sicht cf. McKen­zie Wark, Hacker Mani­fest – A Hacker Mani­festo, übers. Diet­mar Zim­mer (Mün­chen: C. H. Beck, 2005); McKen­zie Wark, Teles­the­sia: Com­mu­ni­ca­ti­on, Cul­tu­re & Class (Lon­don: Poli­ty, 2012); und Bey­ond Digi­tal Capi­ta­lism: New Ways of Living (Socia­list Regis­ter 2021), hg. Leo Panitch und Greg Albo (Lon­don: Mer­lin Press, 2020)
  55. MEW, Bd. 19 (Berlin/DDR: Dietz, 1987), S. 22
  56. Zur kri­ti­schen Bestands­auf­nah­me des digi­ta­len Kapi­ta­lis­mus cf. Chris­ti­an Fuchs, Der digi­ta­le Kapi­ta­lis­mus: Arbeit, Ent­frem­dung und Ideo­lo­gie im Infor­ma­ti­ons­zeit­al­ter (Wein­heim: Beltz Juven­ta, 2023)
  57. Spä­ter, Ador­nos Erben, S. 314
  58. Cf. Mar­tin Jay, Per­ma­nent Exi­les: Essays on the Intellec­tu­al Emi­gra­ti­on from Ger­ma­ny to Ame­ri­ca (New York: Colum­bia Uni­ver­si­ty Press, 1986), S. 28–61, 120–137, 152–197, 237–256; Jörg Spä­ter, Sieg­fried Kra­cau­er: Eine Bio­gra­phie (Ber­lin: Suhr­kamp, 2016), S. 333–345, 373–383
  59. Han­nah Are­ndt, Men­schen in fins­te­ren Zei­ten, hg. Ursu­la Ludz (Mün­chen: Piper, ⁷2023), S. 219
  60. Spä­ter, Ador­nos Erben, S. 330; zur Dis­kus­si­on in der Zeit­schrift alter­na­ti­ve cf. Moritz Neuf­fer, Die jour­na­lis­ti­sche Form der Theo­rie: Die Zeit­schrift »alter­na­ti­ve« 1958–1982 (Göt­tin­gen: Wall­stein, 2021), S. 134–146
  61. Robert Pur­sche, Umkämpf­tes Nach­le­ben: Wal­ter Ben­ja­mins Archi­ve 1940–1990 (Göt­tin­gen: Wall­stein, 2024), S. 269; zur Dar­stel­lung der Aus­ein­an­der­set­zun­gen aus Sicht Tie­de­manns cf. Rolf Tie­de­mann, Ador­no und Ben­ja­min noch ein­mal: Erin­ne­run­gen, Begleit­wor­te, Pole­mi­ken (Mün­chen: Edi­ti­on text + kri­tik, 2011), S. 277–371
  62. Juan Goy­tiso­lo, Land­schaf­ten nach der Schlacht, übers. Gis­bert Haefs (Frankfurt/Main: Suhr­kamp, 1990), S. 67
  63. Dirk Braun­stein, Ador­nos Kri­tik der poli­ti­schen Öko­no­mie (Frei­burg: ça ira, ³2025), S. 287–290; Robert Hul­lot-Ken­tor, Things Bey­ond Resem­blan­ce: Coll­ec­ted Essays on Theo­dor W. Ador­no (New York: Colum­bia Uni­ver­si­ty Press, 2006), S. 154–155
  64. Spä­ter, Ador­nos Erben, S. 350
  65. Theo­dor W. Ador­no und Eli­sa­beth Lenk, Brief­wech­sel 1962–1969, hg. Eli­sa­beth Lenk (Mün­chen: edi­ti­on Text + kri­tik, 2001), S. 163
  66. Lothar Mül­ler, »Kunst der Leh­re«, Süd­deut­sche Zei­tung, 11. Okto­ber 2016, https://www.sueddeutsche.de/kultur/nachruf-kunst-der-lehre‑1.3199952; zur Selbst­cha­rak­te­ri­sie­rung ihrer kri­ti­schen Metho­de, »durch tech­no­lo­gi­sche Ana­ly­sen zum Gehalt der Kunst­wer­ke vor­zu­drin­gen«, cf. Hel­la Tie­de­mann-Bartels, Ver­such über das artis­ti­sche Gedicht: Bau­de­lai­re, Mall­ar­mé, Geor­ge (1971; rpt. Mün­chen: edi­ti­on text + kri­tik, 1990), S. 10
  67. Krahl, Kon­sti­tu­ti­on und Klas­sen­kampf, S. 19–20; Zwi­schen Harz und Hei­de: Todes­mär­sche und Räu­mungs­trans­por­te im April 1945, hg. Jens Chris­ti­an Wag­ner et al. (Göt­tin­gen: Wall­stein, 2015); Andrea Röp­ke und Andre­as Speit, Völ­ki­sche Land­nah­me: Alte Sip­pen, jun­ge Sied­ler, rech­te Ökos (Ber­lin: Chris­toph Links Ver­lag, 2019), S. 150–180)
  68. Les­sing, zit. nach: Eli­sa­beth Lenk, »Les­sings Flucht aus Deutsch­land«, in: Geschich­te den­ken: Ein Notiz­buch für Leo Löwen­thal, S. 99
  69. Jörg Spä­ter, »Der sozia­lis­ti­sche Prak­ti­ker der kri­ti­schen Theo­rie: Nach­ruf auf Oskar Negt«, in: Doku­men­ta­ti­on Oskar Negt: Nach­ru­fe, Reden und Bei­trä­ge, hg. Insti­tut für Sozi­al­for­schung, zusam­men­ge­stellt von Gün­ter Pabst, Okto­ber 2024, S. 52
  70. Spä­ter, Ador­nos Erben, S. 578; Chris­tof Win­gerts­zahn, Anton Reisers Welt: Eine Jugend in Nie­der­sach­sen, 1756–1776 (Han­no­ver: Wehr­hahn, 2006), S. 158
  71. Spä­ter, Ador­nos Erben, S. 362
  72. Ador­no, Kul­tur­kri­tik und Gesell­schaft, S. 488
  73. Ador­no, Kul­tur­kri­tik und Gesell­schaft, S. 734
  74. Jay, The Dialec­ti­cal Ima­gi­na­ti­on, S. 5
  75. Kurt Lenk, Von Marx zur Kri­ti­schen Theo­rie: Drei­ßig Inter­ven­tio­nen (Müns­ter: Unrast-Ver­lag, 2009), S. 166–167
  76. Wolf­gang Pohrt, Wahn, Ideo­lo­gie und Rea­li­täts­ver­lust: Meta­mor­pho­sen des deut­schen Mas­sen­be­wusst­seins, Ein Rea­der, hg. Klaus Bit­ter­mann (Ber­lin: Edi­ti­on Tiamat, 2025), S. 173
  77. Cf. Richard Por­ton, Film and the Anar­chist Ima­gi­na­ti­on (Urba­na: Uni­ver­si­ty of Illi­nois Press, ²2020), S. 184–187; und Will Kit­chen, Film, Nega­ti­on and Free­dom: Capi­ta­lism and Roman­tic Cri­tique (New York: Bloomsbu­ry, 2025), S. 156–192, 223–257
  78. Wolf­gang Pohrt, »die taz: Inte­gra­ti­ons­wil­li­ger Sozi­al­fall auf der Suche nach der natio­na­len Iden­ti­tät«, in Pohrt, Wer­ke, 5:1 (Ber­lin. Edi­ti­on Tiamat, 2018), S. 203. In den »Repri­sen« und »Rea­dern« der Pohrt-Tex­te in der Edi­ti­on sei­nes Ver­le­gers fehlt die­ser Text über »Beschäf­ti­gungs­the­ra­pie und Gna­den­brot« – wohl auch des­we­gen, weil Bit­ter­mann inzwi­schen selbst mit dem »Senio­ren­blatt für Revo­lu­tio­nä­re« über diver­se Kanä­le »asso­zi­iert« ist und dort Lob­hu­de­lei­en für reak­tio­nä­re Autoren wie J. D. Van­ce (inzwi­schen zum auto­ri­tä­ren Mund­stück Donald Trumps auf­ge­stie­gen) ver­brei­ten durf­te (cf. den Arti­kel https://taz.de/Sachbuch-Hillbilly-Elegie/!5421594/). Zum Tiamat-Milieu sie­he auch Ger­hard Han­lo­ser, Die ande­re Quer­front: Skiz­zen des ›anti­deut­schen‹ Betrugs (Müns­ter: Unrast Ver­lag, 2021, ePub-Ver­si­on), S. 216
  79. Peter Brück­ner, Über die Gewalt: Sechs Auf­sät­ze zur Rol­le der Gewalt in der Ent­ste­hung und Zer­stö­rung sozia­ler Sys­te­me (Ber­lin: Wagen­bach, 1979), S. 88–89, 90)
  80. Ador­no, Kul­tur­kri­tik und Gesell­schaft, S. 774
  81. Alex Demi­ro­vić, Der non­kon­for­mis­ti­sche Intel­lek­tu­el­le: Von der kri­ti­schen Theo­rie zur Frank­fur­ter Schu­le (Wien: Man­del­baum, 2023), S. 15; Roland Bar­thes, Die Lust am Text, übers. Trau­gott König (Frankfurt/Main: Bücher­gil­de Guten­berg, 2021), S. 30; Hork­hei­mer, Gesam­mel­te Schrif­ten, Bd. 12, S. 289
  82. Demi­ro­vić, Der non­kon­for­mis­ti­sche Intel­lek­tu­el­le, S. 782
  83. Ador­no, Mini­ma Mora­lia, S. 277
  84. Her­bert Mar­cu­se, Schrif­ten, Bd. 3 (Sprin­ge: zu Klam­pen, 2004), S. 286–319; C. Wright Mills, Power, Poli­tics and Peo­p­le: The Coll­ec­ted Essays of C. Wright Mills, hg. Irving Lou­is Horo­witz (New York: Oxford Uni­ver­si­ty Press, 1963), S. 53–76
  85. Rus­sell Jaco­by, Dialec­tic of Defeat: Con­tours of Wes­tern Mar­xism (Cam­bridge: Cam­bridge Uni­ver­si­ty Press, 1981), S. 11–36; Rus­sell Jaco­by, The Last Intellec­tu­als: Ame­ri­can Cul­tu­re in the Age of Aca­de­me (New York: Basic Books, 2000), S. ix-xiii
  86. Robert Misik, »Rechts­extre­mis­mus als Mas­sen­hys­te­rie«, https://misik.at/2025/07/rechtsextremismus-als-massenhysterie/, ver­öf­fent­licht 18. Juli 2025. Dreh­li Rob­nik kri­ti­siert an deut­schen Über­set­zun­gen der Stu­die, dass sie den ursprüng­li­chen Unter­ti­tel »A Stu­dy of the Tech­ni­ques of the Ame­ri­can Agi­ta­tor« als »Stu­di­en zum Auto­ri­ta­ris­mus« oder neu­er­dings als »Stu­di­en zur faschis­ti­schen Agi­ta­ti­on« über­tru­gen. Sie­he Dreh­li Rob­nik, Fle­xi­bler Faschis­mus: Sieg­fried Kra­cau­ers Ana­ly­sen rech­ter Mobi­li­sie­rung damals und heu­te (Bie­le­feld: tran­script Ver­lag, 2024), S. 17. Zum Hin­ter­grund der Stu­die im Kon­text des Insti­tuts für Sozi­al­for­schung sie­he Alber­to Tos­ca­no, Ein­lei­tung zu: Leo Löwen­thal und Nor­bert Guter­man, Pro­phe­ts of Deceit: A Stu­dy of the Tech­ni­ques of the Ame­ri­can Agi­ta­tor (Lon­don: Ver­so, 2021), S. ix-xxxv
  87. Hel­mut Dah­mer, »Anti­se­mi­tis­mus ges­tern und heu­te«, in: Anti­se­mi­tis­mus, hg. Ernst Sim­mel (Müns­ter: West­fä­li­sches Dampf­boot, 2024), S. 159
  88. Erich Fromm, Escape from Free­dom (1941; rpt. New York: Hen­ry Holt, 1994), S. 6
  89. Roger Frie, Edge of Cata­stro­phe: Erich Fromm, Fascism, and the Holo­caust (New York: Oxford Uni­ver­si­ty Press, 2024), S. 104
  90. Det­lev Claus­sen, Theo­dor W. Ador­no: Ein letz­tes Genie (Frankfurt/Main: S. Fischer, 2003); Pohrt, Wahn, Ideo­lo­gie und Rea­li­täts­ver­lust, S. 173
  91. Pohrt, Wahn, Ideo­lo­gie und Rea­li­täts­ver­lust, S. 179
  92. Theo­dor W. Ador­no, Jar­gon der Eigent­lich­keit, S. 72
  93. Det­lev Claus­sen, Gren­zen der Auf­klä­rung: Die gesell­schaft­li­che Gene­se des moder­nen Anti­se­mi­tis­mus (Frankfurt/Main: Fischer, 1994), S. 74
  94. Amé­ry, »Jar­gon der Dia­lek­tik«, S. 296
  95. Leo Löwen­thal, »Ador­no und sei­ne Kri­ti­ker«, in: Löwen­thal, Schrif­ten, Bd. 4, hg. Hel­mut Dubiel (Frankfurt/Main: Suhr­kamp, 1990), S. 65
  96. Theo­dor W. Ador­no, »Ein­lei­tung in die Musik­so­zio­lo­gie«, in: Ador­no, Gesam­mel­te Schrif­ten, Bd. 14, hg. Rolf Tie­de­mann (Frankfurt/Main: Suhr­kamp, 2003), S. 213
  97. Theo­dor W. Ador­no, »Über Jazz«, in Ador­no, Gesam­mel­te Schrif­ten, Bd. 17, hg. Rolf Tie­de­mann (Frankfurt/Main: Suhr­kamp, 2003), S. 82–83
  98. Fumi Oki­ji, Jazz as Cri­tique: Ador­no and Black Expres­si­on Revi­si­ted (Stan­ford: Stan­ford Uni­ver­si­ty Press, 2018), S. 11–30
  99. Mey­er Kup­fer­man, Ato­nal Jazz: A Sys­te­ma­tic Approach to Ato­nal Jazz Impro­vi­sa­ti­on (Med­field, MA: Dorn Publi­ca­ti­ons, 1992)

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Jörg Auberg - Writer, critic, editor, publisher