
Flaschenposten im Schlamm
Zur Aktualität der Kritischen Theorie
von Jörg Auberg
Bevor sich in den späten 1950er-Jahren die synonymen Begriffe der »Frankfurter Schule« und »Kritischen Theorie« im öffentlichen Bewusstsein durchsetzten, war oft die Rede von der »Horkheimer-Gruppe«. In einer Rezension der einflussreichen Anthologie Mass Culture aus dem Jahre 1957 schrieb der ehemalige Trotzkist Dwight Macdonald: »Die Horkheimer-Gruppe zeigt, dass selbst der Marxismus, in richtigen Händen, noch immer fähig ist, Einsichten über die gegenwärtige Gesellschaft hervorzubringen«.1 Ein weiteres Synonym für die Gruppe war der Begriff des »Grand Hotel Abgrund«, den der marxistische Konkurrent Georg Lukács prägte: »ein schönes, mit allem Komfort ausgestattetes modernes Hotel am Rande des Abgrundes, des Nichts, der Sinnlosigkeit« zwischen Behaglichkeit und »einem nonkonformistisch maskierten Konformismus«.2
Die Zeit der Wiederkehr
In den 1980er-Jahren hatte es den Anschein, dass die Schlachten der Vergangenheit geschlagen waren und die Frankfurter Schule fest in der akademischen Welt etabliert zu sein schien. Gegenwärtig gibt es jedoch mit einer Rückkehr zu Autoritarismus und Faschismus im internationalen Maßstab ein erschreckendes Rollback, das alle politischen und kulturellen Errungenschaften des letzten halben Jahrhunderts infrage stellt. Es ist ein Rücksturz in Zeiten, die Hermann Broch in seinem Vortrag »Geist und Zeitgeist« im Jahre 1934 beschrieb: »Eine eigentümliche Verachtung des Wortes, ja, beinahe ein Ekel vor dem Wort hat sich der Menschheit bemächtigt. Die schöne Zuversicht, daß Menschen einander durch das Wort, durch Wort und Sprache überzeugen könnten, ist radikal verloren gegangen …«3

Diese Entwicklung – vor allem in den USA, wo die »Horkheimer-Gruppe« (in Form des Frankfurter »Instituts für Sozialforschung«) an der New Yorker Columbia-Universität Zuflucht gefunden hatte4– beschreibt der Historiker Martin Jay (der mit seinem Buch Dialektische Phantasie aus dem Jahre 1973 den Grundstein für die historische Erforschung der »Frankfurter Schule« legte5) in seinen jüngeren Essaybänden Splinters in Your Eye (2020) und Immanent Critiques (2023). Angesichts der Brechung des Rechts durch Donald Trump und seine Gefolgsleute ist Horkheimers Racket-Theorie, wie er sie in den 1940er-Jahren entwickelte und später nur sporadisch in seinen Notizen weiter verfolgte, ebenso wenig hinfällig wie Horkheimers Sprachkritik. In der gegenwärtigen Gegenaufklärung wird die Kritische Theorie in einem reaktionären Kreuzzug gegen die Universitäten und Wissenschaften als »kultureller Marxismus«, »kultureller Bolschewismus«, als »Vergnügungspalast des Teufels« dämonisiert, als würden die bösen Geister der 1930er-Jahre fröhliche Auferstehung feiern.6 Für Jay stellt die »Kritische Theorie« in Gestalt der »Frankfurter Schule« immer noch die richtigen Fragen, ohne im Vorhinein die passenden Antworten parat zu haben.7
Café Marx

»Die Geschichte des Instituts für Sozialforschung ist elementar für das Verständnis der deutschen, europäischen und auch amerikanischen Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts«, konstatiert Philip Lenhard in seiner Geschichte der Frühzeit der »Frankfurter Schule«, Café Marx: Das Institut für Sozialforschung von den Anfängen bis zur Frankfurter Schule. »Sie umfasst sowohl die jüdische als auch die politische Geschichte des 20. Jahrhunderts, die Geistes- wie die Wissenschaftsgeschichte, die Geschichte der Emigration und der Schoah genauso wie die des Wiederaufbaus und Neuanfangs.«8 In seinem detailreichen und überaus lesenswerten Buch breitet Lenhard den Beginn und die Entwicklung des »Instituts für Sozialforschung« aus und stellt in unterschiedlichen Strängen die Protagonist*innen der Geschichte (wie Max Horkheimer, Friedrich Pollock, Leo Löwenthal, Herbert Marcuse, Erich Fromm, Henryk Großmann, Karl August Wittfogel, Julian Gumperz und Richard Sorge) vor. Den finanziellen Grundstock stellte der jüdische Getreidehändler und Mäzen Hermann Weil auf Initiative seines Sohnes Felix Weil mit einer exzellent ausgestatteten Stiftung zur Verfügung, die es ermöglichte, das Institut 1923 als an die Frankfurter Goethe-Universität angeschlossene Forschungsstätte für den wissenschaftlichen Marxismus zu etablieren.9
Bestimmend für die Gründung des Instituts waren die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges und des Scheiterns der revolutionären Hoffnungen 1918/19 als auch die antisemitischen und antiintellektuellen Strömungen in der deutschen Arbeiter*innen-Klasse wie auch unter den Bauern und Bäuerinnen, die später Leo Löwenthal in seinen Erinnerungen schilderte oder die der Institutsmitarbeiter Paul W. Massing wissenschaftlich analysierte.10 Obwohl das Institut, das zunächst von dem Wiener Historiker Carl Grünberg geleitet wurde, einen marxistischen Forschungsansatz vertrat, war es in seiner personellen Struktur divers geprägt: Neben Mitgliedern der sozialdemokratischen und kommunistischen Parteien wie SPD, USPD und KPD auch Institutsmitarbeiter*innen, die sich der anarchosyndikalistischen FAUD (Freie Arbeiter-Union Deutschlands) oder keiner politischen Strömung zurechneten. Obwohl das Institut als offener Ort sowohl für »linke Intellektuelle« als auch »lesende Proletarier« konzipiert war, herrschte trotz allem eine leninistische Vorstellung vor, dass die Intellektuellen die »kulturpolitische Avantgarde der Arbeiterklasse« seien, da das Proletariat aus sich selbst heraus nicht zu revolutionärer Politik fähig sei, weil ihm die tiefen Einsichten des wissenschaftlichen Marxismus fehlten.11
Von der kritischen Analyse zur kritischen Theorie
Ungeachtet der kapitalismuskritischen theoretischen Vorgaben lag der Schwerpunkt in den Anfangsjahren des Instituts im Sammeln von Materialien, welche die Arbeiterbewegung seit dem 19. Jahrhundert hervorgebracht hatte: »Bücher, Broschüren, Zeitschriften, Plakate und Flugschriften, Fotografien, Rundschreiben, Demonstrationsaufrufe, Korrespondenzen, statistisches Material genauso wie Tagebücher und private Aufzeichnungen von Mitgliedern der Arbeiterbewegung sollten als zentrales Archiv im Institut zusammengeführt werden, damit sie wissenschaftlich ausgewertet werden konnten.« 12 Sie waren das, was Leo Löwenthal später als »Schmuggelware der Verneinung« bezeichnete.13 Auch die Arbeiterbewegung bewahrte keinen Juden vor der Diskriminierung. »Wir haben das Unheil vorausgeahnt«, sagte Löwenthal, »nicht weil wir meinten, daß das deutsche Volk immer antisemitischer würde. Sondern, weil wir durch politische Analysen und Einsicht schon früh geglaubt haben, daß die Nazis an die Macht kommen und daß die Resistenz besonders in den liberal-demokratischen und sozialdemokratischen Parteien und in den christlichen und sozialdemokratischen Gewerkschaften so gering entwickelt war, daß sie im Fall eines siegreichen Faschismus keinen Widerstand leisten würden.«14
Neben dem Antisemitismus spielte auch der »Fordismus« – die technische Rationalisierung des Produktionsprozesses – eine besondere Rolle in der gesellschaftlichen Analyse des Instituts. Oberflächlich betrachtet nahm sich die arbeitsteilige Zergliederung der Arbeitsprozesse wie eine Minderung von Ausbeutung durch den Einsatz von Maschinen aus, während realiter führte sie zu einer Intensivierung der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft. Welche Konsequenzen aus diesen sozialwissenschaftlichen Analysen abzuleiten blieb jedoch im Institut ungeklärt. »Trotz aller Fraktionskämpfe und Cliquenbildungen bildete das Institut den Rahmen, innerhalb dessen die verschiedenen Gruppen gemeinsam dieselben Texte lasen und sich über deren Auslegung stritten«, konstatiert Lenhard. »Dies entsprach auch der langfristigen, von Weil und Pollock verfochtenen Strategie des Instituts, die Quellen des Marxismus und der Geschichte der Arbeiterbewegung zunächst zu bergen, dann philologisch akkurat auszuwerten und schließlich, als dritter Schritt, eine Kritik der politischen Ökonomie auf der Höhe der Zeit zu formulieren. Aus Marxismus sollte Kritische Theorie werden.«15

Nachdem Carl Grünberg im Januar 1928 einen Schlaganfall erlitten und Friedrich Pollock kommissarisch die Institutsleitung übernommen hatte, deutete sich eine Neuorientierung an.16 Gegenüber Weil positionierte sich Horkheimer als die einzige Führungskraft im Umfeld des Instituts, um es sowohl vor dem Zugriff von Parteikommunisten als auch von bürgerlichen Fakultätsmitgliedern der Goethe-Universität zu schützen. »Im klandestinen Intérieur ihrer Kronberger Lebensgemeinschaft hatten Horkheimer und Pollock lange über die Zukunft des Instituts und ihre jeweilige Rolle darin diskutiert«, schreibt Lenhard. »Auch Pollock war überzeugt davon, dass Horkheimer der fähigere Kopf von beiden war, und fügte sich erstaunlich widerstandslos in seine Rolle als Mann in der zweiten Reihe, der Horkheimer den Rücken freihielt. Die äußeren Umstände kamen diesen Planungen entgegen. Zwar sprach gegen Horkheimer, dass er weder Professor noch Wirtschaftswissenschaftler war, sondern Privatdozent für Philosophie, aber dafür war er politisch vollkommen integer.«17
Theodor W. Adorno blieb in den Anfangsjahren des Instituts bis zur Emigrationszeit an den Rändern der Entwicklung. Zwar schätzte der neue Institutsleiter Adornos Kreativität und schnelle Auffassungsgabe, doch nahm er von Anstellung im Institut Abstand, da Adorno mit seiner eitlen Selbstgewissheit andere oft vor den Kopf stieß. »Ungeachtet seiner Brillanz galt er als schwieriger Charakter, der das Arbeitsklima am Institut schnell ruinieren konnte. Horkheimer suchte zwar seine Nähe, hielt ihn aber auch auf Abstand.«18 Das »Institut für Sozialforschung« agierte – sowohl vor der Machtübernahme der Nationalsozialist*innen als auch nach der Emigration zunächst in die Schweiz und später in die USA – weniger als Organisation einiger weniger wissenschaftlicher Genies, sondern als »kollektiver Kritiker«19, vor allem in Form der Zeitschrift für Sozialforschung, die in den Jahren zwischen 1932 und 1941 erschien als auch in der großen Studie Autorität und Familie, die 1936 im Pariser Exil veröffentlicht wurde.
Die äsopische Sprachentwicklung
Schon von Beginn an sollte die marxistische Ausrichtung des Instituts durch eine schwer durchdringliche Terminologie geschützt werden. »Ins Äsopische umwandeln – so nannte Felix Weil die begriffliche Verschleierung marxistischer Semantik.«20 im Exil wurde die terminologische Bereinigung der Texte des Instituts aus Gründen des Selbstschutzes weiter forciert, was vor allem für die Textvarianten des Hauptwerks Dialektik der Aufklärung (1944/1947) gilt.21 »Horkheimer setzte von Anfang an«, schreibt Lenhard über die Exilzeit des Instituts an der Columbia-Universität in New York, »einen streng ›äsopischen‹ Kurs durch und führte damit die Strategie aus Frankfurt fort, bei der Formulierung linker Gesellschaftstheorie auf marxistische Signalwörter wie ›Revolution‹, ›Klassenkampf‹, ›Proletariat‹ usw. zu verzichten.« 22
Aus den Erfahrungen des Exils einerseits und den Entwicklungen im Nationalsozialismus und Stalinismus andererseits waren die politischen Grenzen zwischen den linken Strömungen innerhalb des Instituts durchlässiger und die Allianzen fließender geworden. Während die »Horkheimer-Gruppe« (zu der Horkheimer und Pollock als auch Felix Weil, Herbert Marcuse, Leo Löwenthal und andere zählten) von den nachrevolutionären Entwicklungen der Jahre 1918/19 geprägt war, bewegten sich Politikwissenschaftler und Staatsrechtler wie Franz Neumann und Otto Kirchheimer (die später im US-amerikanischen Staatsdienst während des Zweiten Weltkrieges für die kritische Analyse des faschistischen Staatsapparates in Deutschland verantwortlich waren und Impulse für den Neuaufbau demokratischer Strukturen liefern sollten) im Umfeld der sozialdemokratischen Tradition. Beide Gruppen einte die Erfahrung, als Linke und Jüd*innen verfolgt sein. »Und auch wenn die Differenzen sich situativ immer wieder bemerkbar machten« schreibt Lenhard, »erwies sich das gemeinsame Fundament als solide genug, um zumindest für einige Jahre eine verschworene Gemeinschaft zu bilden.«23
Während Historiker wie Rolf Wiggershaus Horkheimer Machtmissbrauch in der Leitung des Instituts vorwerfen (Adorno habe, schreibt Wiggershaus in einer fragwürdigen Terminologie, »den vorbehaltlosen Anschluß an Horkheimer« vollzogen24, sieht Lenhard die Machtverhältnisse innerhalb des exilierten Instituts komplexer: Zwar verfügte Horkheimer über die Machtmittel, um Projekte voranzutreiben oder verenden zu lassen, doch war er keineswegs ein profit- und machtorientierter »Unternehmer in Sachen ›Kritische Theorie‹« (wie Wiggershaus Horkheimer als »Unternehmersohn aus Stuttgart-Zuffenhausen« charakterisiert25. Der Fokussierung auf Horkheimer wohnte auch eine intellektuelle Komponente inne, insistiert Lenhard, denn das Projekt einer »Kritischen Theorie« (wie es Horkheimer in seinem grundlegenden Aufsatz »Traditionelle und kritische Theorie« formulierte, war es, »eine Entwicklung zu beschleunigen, die zur Gesellschaft ohne Unrecht führen soll«26. Für die Institutsmitarbeiter*innen hatte, schreibt Lenhard, »eine geradezu magische Anziehungskraft auf die vom Marxismus enttäuschten, mit ihrer Lage als jüdische Emigranten hadernden Intellektuellen«.27
Autoritarismus und Antisemitismus
War das Projekt der »Kritischen Theorie« zu Beginn der Emigration zunächst ein Unternehmen, die Marx’sche Kritik der politischen Ökonomie zu aktualisieren, verschob sich mit der zunehmenden Gefährdung der Demokratie durch totalitäre und autoritäre Staatsformen der Fokus. Schon in der ab 1941 auf Englisch erscheinenden Zeitschrift für Sozialforschung (die nun unter dem Titel Studies in Philosophy and Social Science publiziert wurde) analysierten Friedrich Pollock, A. R. L. Gurland, Herbert Marcuse und Otto Kirchheimer sowie Horkheimer und Adorno die gesellschaftlichen, technologischen und ökonomischen Veränderungen durch die politischen Entwicklungen in Deutschland und der Sowjetunion, wobei sich diese Analysen mit den Diskussionen über das Ende des Sozialismus und den Beginn eines »bürokratischen Kollektivismus« in linken, zumeist trotzkistisch orientierten Zirkel in Europa und den USA überschnitten.28
Neben Formen des Autoritarismus bestimmten auch Antisemitismus und die Vernichtung der europäischen Jüd*innen die Arbeit und die intellektuelle Praxis des Instituts. Im Denken der Entronnenen war immer eine Spur von der Schuld des privilegierten Entkommenseins vorhanden oder wie es Adorno später ausdrückte, »ob nach Auschwitz noch sich leben lasse, ob vollends es dürfe, wer zufällig entrann und rechtens hätte umbebracht werden müssen«.29 Der Essayist Jean Améry – der die Vernichtungslager Auschwitz, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen überlebte – fasste 1970 die »Grundfrage unseres Daseins« mit dem Titel »Weiterleben – aber wie« zusammen und stand der »Jargonisierung« durch die »Dialektik« der »Frankfurter Schule« kritisch gegenüber.30
In den 1940er-Jahren rückte der »eliminatorische« Antisemitismus oder der »Krieg gegen die Juden« (wie spätere Historiker*innen die versuchte Ausrottung der Jüd*innen in Europa zu beschreiben versuchten31 In der Antisemitismus-Theorie des Instituts war der »Judenhass« nicht nur »Ausdruck des gesellschaftlichen Unwesens« und der »Kulminationspunkt einer tief in den Grundstrukturen der kapitalistischen Gesellschaft verankerten Feindschaft gegen das Konkrete, Besondere, Individuelle«. Langfristig sei der Antisemitismus nur zu besiegen, resümiert Lenhard das Projekt der »Kritischen Theorie«, »wenn die Grundlagen der antisemitischen Gesellschaft bewusst und willentlich verändert würden – eine Umschreibung für die kommunistische Einrichtung der Gesellschaft«. Alle bisherige Theorie sei nicht kritisch genug gewesen. »Es bedurfte deshalb einer neuen, radikalen kritischen Theorie der Gesellschaft – und Horkheimer glaubte sich dazu berufen, sie zu formulieren«, schlussfolgert Lenhard.32
Das Zeitalter der Rackets
Neben den Analysen der Aufklärung und der Kulturindustrie waren die »Elemente des Antisemitismus« ein maßgebender Teil des Hauptwerks des Instituts, der Dialektik der Aufklärung, die 1947 im Amsterdamer Exil-Verlag Querido erschien. Obwohl Horkheimer und Adorno als Autoren genannt wurden, waren auch andere Institutsmitglieder wie Pollock, Marcuse und Löwenthal an der Entstehung beteiligt (von ungenannten Zuarbeiter*innen wie Gretel Adorno ganz zu schweigen). In der Diskussion um die Auflösung der Klassen der kapitalistischen Gesellschaft in Strukturen von »Rackets« (die Horkheimer teilweise aus den Arbeiten von US-Sozialwissenschaftlern wie Robert S. Lynd oder der US-amerikanischen Populärkultur als auch von Analysen von Friedrich Pollock und Franz Neumann übernahm) sollte – mit den Worten Lenhards – die Möglichkeit geschaffen werden, »eine den Kapitalismus transzendierende Herrschaftsgeschichte zu schreiben.«33 In den Aufzeichnungen zur Dialektik der Aufklärung postulierte Horkheimer den emanzipatorischen Charakter einer radikaldemokratischen Politik: »In der wahren Idee der Demokratie, die in den Massen ein verdrängtes, unterirdisches Dasein führt«, heißt es dort, »ist die Ahnung einer einer vom Racket freien Gesellschaft nie ganz erloschen. Die Idee zu entfalten, bedeutet freilich die Durchbrechnung einer dicken Suggestion, die noch die wahre Kritik am Racket in seinen Dienst stellt.«34 Die Dialektik der Aufklärung sei, konstatiert Lenhard, »eine Synthese der theoretischen und empirischen Arbeiten, die bis Kriegsende am Institut entstanden« seien, transzendierte sie jedoch, indem sie »bis in die äußere Form und Sprache hinein das Fragmentarische des Denkens« festhalte, das den Verheerungen des Krieges und der Vernichtung entspreche.35

Auch nach der Rückkehr nach Deutschland, als das Institut sowohl Anfeindungen durch eine deutschdurchtränkte Sozialwissenschaft erfuhr als auch eine fragwürdige Anpassung an die restaurativen Tendenzen der bundesrepublikanischen Verdrängungsrepublik vollzog, blieben Max Horkheimer, Gretel und Theodor W. Adorno sowie Friedrich Pollock »ein verschworenes Quartett, das durch Jahre in der Emigration und das Schicksal der Verfolgung zusammengewachsen war«.36 Zudem war dem »Institut für Sozialforschung« und seinem Produkt »Kritische Theorie« der Markenname »Horkheimer« eingebrannt. Dennoch galt das »Engagement« des »Instituts für Sozialforschung« beim Aufbau der Bundeswehr unter der Ägide Horkheimers auch bei »Schüler*innen« der »Kritischen Theorie« als »ärgerliches Politikum«.37
Am Ende seines Buches resümiert Lenhard, dass das »Institut für Sozialforschung von Anfang an zwar hierarchisch und geradezu patriarchal organisiert, zugleich aber für eine Vielzahl an Gruppen, Milieus und Einzelpersonen offen« gewesen sei, »die aus aller Welt nach Frankfurt, Genf oder New York kamen, um an einer einzigartigen Institution zu studieren, zu lehren und zu forschen; sie fanden hier Freunde, Genossen und Liebhaber, bisweilen auch Konkurrenten und Feinde«.38 Nach der Rückkehr vieler Gründungsmitglieder in die Bundesrepublik und der Neueröffnung des Instituts 1950 wurde Max Horkheimer zwar wieder als Direktor eingesetzt, doch obwohl er in den ersten Jahren maßgeblichen Anteil am Gedeihen der »geförderten Wissenschaft« hatte, blieb er gegenüber den »Verwaltern« und »Agenten« der Wissenschaft unter dem Büttel der »Foundations« skeptisch (was teilweise auf seine immer noch aktuelle Racket-Theorie zurückzuführen war).39 Während sich Horkheimer in den 1950er-Jahren zusammen mit seinem Freund Pollock in den Schweizer Tessin zurückzog, wurde Adorno – trotz aller radikalen Kritik der Kulturindustrie – zu einem prägenden »Medienintellektuellen«, der das Konstrukt »Kritische Theorie« in Wissenschaft und öffentlichem Diskurs als »öffentlicher Intellektueller« in der Diskussion hielt und darüber hinaus half, dem studentischen Nachwuchs in Wissenschaft, Kunst und Medien Fuß zu fassen.40
Déformation professionnelle
In seinem glänzend geschriebenen Buch Adornos Erben knüpft der Historiker Jörg Später an die von Lenhard beschriebene »Frühgeschichte« an und lässt die »Nachgeschichte« des Instituts als »Geschichte aus der Bundesrepublik« Revue passieren, wobei es ihm gelingt – trotz aller Ernsthaftigkeit des Sujets – eine selbstironische, teilweise spöttische, zuweilen auch flapsige Distanz zum akademischen Betrieb, der (mit den Worten Horkheimers) das »Abenteuerliche« hasst »wie die Pest«, aufrechtzuerhalten, wenn er von »Adornos Sound«, Hans Magnus Enzensberger als »Fahrdienstleister linker Denkreisen« oder Alexander Kluge als »Zwölftoncineasten« spricht.41 In den 1950er-Jahren wurde die »Kritische Theorie« in erster Linie von Horkheimer und Adorno in der Bundesrepublik, loyalen Vertreter*innen in den USA wie Leo Löwenthal oder kritischen »Deviationist*innen« wie Erich Fromm, Herbert Marcuse oder Siegfried Kracauer repräsentiert. Bis zu dem Zeitpunkt, als Jürgen Habermas zur dominanten Stimme der »zweiten Generation« der »Kritischen Theorie« wurde, bestimmten »eckermännische« Gehilf*innen und medialen »Multiplikator*innen« wie Hermann Schweppenhäuser, Rolf Tiedemann oder Alfred Schmidt das akademische Gesicht der »Frankfurter Schule« in der Öffentlichkeit. Ähnlich wie in den 1920er-Jahren stand es um die Aufarbeitung von den patriarchalen und hierarchischen Zuständen im Institut nicht zum Besten.42 Das Institut in Frankfurt war nicht, wie Später in seiner Beschreibung der akademischen Zustände konstatiert, ein paradiesischer Ort: Das Betriebsklima sei »durch eine missliche Mischung von Brutalität und Komplizentum« gekennzeichnet. »An der Spitze, eher schemenhaft, die absolute Autorität des unsichtbaren Gottes Horkheimer, repräsentiert in der Praxis weniger durch Adorno, der derlei weltliche Aufgaben eher widerwillig versah, als durch seine Frau Gretel. Am Fuss der Pyramide zwei Kategorien von Bediensteten, die einen, die Passanten blieben (…), und die anderen, die aus welchen Gründen auch immer dem Institut verfallen waren, und daher benutzt werden konnten und auch wurden.«43 in Frankfurt am Main war es offenbar nicht schöner als anderswo: »Hinsichtlich der menschlichen Schwächen und akademischen Deformationen war die Frankfurter Schule offenkundig ein Ort wie jeder andere auch.«44
In seiner Geschichte der »Frankfurter Schule« präsentiert Später nicht nur Gewinner der »geförderten Wissenschaft« wie Jürgen Habermas oder Herbert Schnädelbach, die sich ohne größere Schwierigkeiten dem stromlinienförmigen Wissenschaftsbetrieb anpassen konnten, sondern auch Einzelgänger wie der Philosoph Karl Heinz Haag, der nach dem Tod Adornos im Jahre 1969 von Horkheimer zum Nachfolger als Institutsdirektor auserkoren wurde, es jedoch vorzog, dem akademischen Betrieb den Rücken zu kehren und auf seine Pensionsansprüche zu verzichten, um vierzig Jahre lang bis zu seinem Tod 2011 in seiner Wohnung in Frankfurt-Höchst als wissenschaftlicher Eremit zu leben, wo er mit einer außerordentlichen Radikalität gegen den Konformismus der »herrschenden Maßstäbe« opponierte und sich dem »Risiko äußerster Einsamkeit« aussetzte.45
Der renitente Geist aus der Flasche
Die Kehrseite der Medaille der Errettung der »Kritischen Theorie« in der Bundesrepublik, als die verborgenen Schriften der Theorie-Begründer in Form von Flaschenposten aus dem Schlick der Barbarei geborgen wurden, war die technokratische Verwandlung der Kritik in akademische Prozessbeschreibungen.46 Die genannten Autoren der Dialektik der Aufklärung (Adorno und vor allem Horkheimer) widersetzten sich lange der Neupublikation ihrer Schriften aus dem Exil. Als der Geist schließlich wieder aus der Flasche gelassen worden war, haderten sie mit den Resultaten.

In den »Flaschenposten« waren keine Anleitungen für die Einrichtung einer besseren Welt enthalten, und die Kostümierung von Karl Marx als militanten Kritiker der »kritischen Kritik« war für Adorno lediglich ein »Blindgänger« der hyperrevolutionären Student*innen-Bewegung, die sich in grotesken Verkleidungen und Totenbeschwörungen selbst ins ideologische Nirwana katapultierte.47 »Während der sechziger Jahre, zur Zeit der Studentenproteste«, heißt es in einer Jubiläumsschrift zum vierzigjährigen Geburtstag des Buches Dialektik der Aufklärung, »wurde es unversehens zunächst zu einem Geheimtip, dann wurde es als einer der ersten Fotokopien-Raubdrucke gehandelt. Bibliophile zahlten bald darauf für ein Originalexemplar des Drucks bis zu 600 DM, für ein Exemplar des bereits 1944 hektographierten Typoskripts mehr als das Vierfache – ironisch genug für ein Buch, das eine Kritik der Tauschgesellschaft enthält.«48
Im Laufe der Jahre geriet die von Horkheimer und Adorno Sprachkritik im studentischen Milieu nicht nur in Frankfurt zum »denkfreien« Jargon, der vor allem die Aufgabe hatte, die »Sprecher*innen« als Zugehörige zum Klub auszuweisen. Mit Recht kritisierte Jean Améry diese »Jargonisierung« des kritischen Diskurses als »Tiefschwätzerei« (ein Begriff, den er Heinrich Manns Zola-Essay entlehnte). »Dieser Jargon«, womit sich Améry auf Adornos Essay Jargon der Eigentlichkeit bezog, »hat sich parodiert in der von Adorno angeführtern pseudodichterischen Blut-und Boden-Betulichkeit«.49 Am Ende schauderte Adorno selbst vor seinen Nachfolger*innen, die im Namen der Anti-Autoritären neue Autoritarismen aufbauten und sich als »Virtuosen der Geschäftsordnungen und formalen Prozeduren« aufspielten. »Die eigene Relevanz überschätzen sie narzißtisch«, heißt es in einem letzten Text vor seinem Tod im August 1969, »ohne zureichenden Sinn für Proportionen.«50
Phantome der antiquarischen Gelehrsamkeit
Selbst sein vorgeblicher »Lieblingsschüler« Hans Jürgen Krahl – ein vielfach verklärter James Dean des SDS-Aufbegehrens in den späten 1960er-Jahren – war in erster Linie ein sich selbst überschätzender Metapolitiker, dessen Originalität sich darin erschöpfte, die Schatztruhe der »Kritischen Theorie« zu plündern und in einem möglichst unverständlichen marxikologischen Argot unter das phantomhaft bleibende revolutionäre Subjekt zu bringen. Krahl und seine Nachfolger*innen begriffen die Intellektuellen in erster Linie als Erfüllungsgehilf*innen in einem imaginären, leninistisch geprägten revolutionären Projekt von Aktion und Organisation, in dem (wie Krahl in seiner grotesken Horkheimer-als-Leninist-Verkörperung ausrief) »bürgerliche Kritik am proletarischen Kampf eine logische Unmöglichkeit« sei.51
Das Verständnis der neu heraufziehenden Gesellschaft war sowohl dem Erfinder der »Kritischen Theorie« als auch seinem selbst ernannten Nachfolger fremd. Für Horkheimer reduzierten sich – in Anlehnung an die Dystopien von Aldous Huxley und George Orwell in den 1930er- und 1940er-Jahren – die Individuen in einer »automatisierten Gesellschaft« auf eine Spezies von »beliebig auswechselbaren Automaten«, deren intellektuelle Fähigkeit sich auf die Ordnung von Daten und Informationen reduziere. »Die Menschheit wird zur Gattung wie die Ameisen und Bienen«, lautete das Resümee Horkheimers im Jahre 1970.52 Im gleichen Jahr (in seinem Todesjahr) schwadronierte Krahl über eine »basisverankerte Demokratie« auf Basis einer »elektronisch-kybernetisch und informationstheoretisch bestimmten Technologie«, die von einer »politischen Partei« den Weg in einen nicht-autoritären Sozialismus gewiesen bekommen soll. Dieses Phantom habe »die Widersprüche klar aufzuzeigen und Lösungsvorschläge offen und öffentlich zu diskutieren.«53
In den 1970er-Jahren arbeitete – berichtet Später – das Institut im Auftrag der von der SPD geführten Bundesregierung an einer Studie über den Computer-Einsatz in der Stahl- und Finanzindustrie, wobei es – im Jargon der Zeit – um die »Formen der Tausch- und Arbeitsabstraktion« ging, nicht aber um die Gefahren und Möglichkeiten der Digitalisierung der Arbeitswelt, die – wie Später es nennt – »mit marxistischem Besteck« seziert wurde.54 Es war jedoch auch – sowohl intellektuell als auch sprachlich – der Rücksturz in die sozialdemokratische Ära, wo mit »veraltetem Phrasenkram«55 (wie Marx in der »Kritik des Gothaer Programms« schrieb) die herrschenden Zustände drapiert wurden, jedoch niemals der Versuch unternommen wurde, die »Kritische Theorie« auf Medien- und Kommunikationsformen des ausgehenden 20. Jahrhunderts jenseits von Bertolt Brecht und Walter Benjamin anzuwenden. Stattdessen erstarrten die späten Adepten der »Frankfurter Schule« im Immergleichen der ideologischen Tradition.56 Später bezeichnet die urban-intellektuellen Territorien Frankfurts in jener Dekade als »verblühende Landschaften«. Adorno sei zu einem Frankfurter Markenartikel geworden, zu einem jener Kinder der Stadt in Nachfolge Goethes, Ausstellungsobjekte des kulturellen Kapitals einer realiter ausgezehrten Stadtgesellschaft. »Am Ende des Jahrzehnts wurde Adorno mehr zitiert als studiert«57, konstatiert der Historiker.
In einem Chaos aus Passagen und Arkaden
Bereits in den 1960er-Jahren entflammte unter den Adept*innen und Kritiker*innen der »Frankfurter Schule« ein mit harten Bandagen geführter Kampf um die Schriften und den Nachlass Walter Benjamins, der für die intellektuelle Generation der 1968er eine Art spiritueller Che Guevara der Vorzeit war. Bereits in der Zeit des Exils war ein Streit unter Emigrant*innen ausgebrochen, wobei dem »Institut für Sozialforschung« (vor allem Horkheimer und Adorno) vorgeworfen wurde, sie hätten den assoziierten Mitgliedern Walter Benjamin und Siegfried Kracauer (die in Südfrankreich auf eine Flucht in die USA warteten) nicht ausreichende Unterstützung zukommen lassen und ihre Texte für die Zeitschrift für Sozialforschung zensiert.58 Vor allem Hannah Arendt sah sich als Rächerin Benjamins, dessen Selbstmord in den Pyrenäen sie Adorno anlastete, der im April 1939 mit der Ablehnung der ersten Fassung des Baudelaire-Aufsatzes Benjamin einen »Stoß« versetzt habe, sodass er den Eindruck gehabt habe, seine Übersiedlung nach den USA sei unmöglich geworden.59

Die Konkurrenz und Feindschaft unter den Emigrant*innen setzte sich in der Nachkriegszeit fort, als Adorno und sein Editionsexperte Rolf Tiedemann unter permanenten Beschuss von den »wahren« und »linken« Benjamin-Jünger*innen (die sich zum einen unter dem Banner der akademisch-marxistischen Zeitschrift alternative versammelten und zum anderen von der »subsidierten Wissenschaft« der »Foundations« alimentiert wurden). Nach dem Tod Adornos kaprizierten sich die akademischen Benjamin-Rackets in ihren oft maßlosen, hinterhältigen Angriffen auf die Herausgeber*innen Rolf Tiedemann, Hermann Schweppenhäuser und Hella Tiedemann-Bartels. »Für all die Kritiker aus der Neuen Linken, die Adorno nicht als Retter, Sammler und Archivar, sondern als Manipulator, Monopolisten und Fälscher des Erbes wahrnahmen«, schreibt Später, »galt Tiedemann natürlich längst als dessen Komplize.«60 Die Edition von Benjamins Gesammelten Schriften erschien zwischen den Jahren 1974 und 1989 unter einem – auch menschlich – hohen Preis, mit vielen Verletzungen und Zermürbungen. Detailreich zeichnet der Historiker Robert Pursche in seinem Buch Umkämpftes Nachleben (2024) die militanten Auseinandersetzungen zwischen den geisteswissenschaftlichen und ideologischen Fraktionen nach, wobei er Tiedemann in einer Rolle eines Generals sieht, der »den philologischen Barrikadenkampf an vorderster Front« führen sollte.61

Es ist tragisch, dass nach dem Ende der nationalsozialistischen Terrorherrschaft und der Restauration alter akademischer Seilschaften des Nazi-Regimes über die Publikation des Nachlasses von Adorno und Benjamin (wie Juan Goytisolo in einem anderen Kontext schrieb) eine »aufgesetzte Erregung und Unruhe« hereinbrach, »ein Klima dumpfer undeutlicher Angst, zivile Zwietracht, heimlich verteilte Propaganda, rituelle Erwähnung von Gemetzeln«.62 Ohne Tiedemanns aufopferungsvolles Engagement (auch wenn dies pathetisch klingen mag) hätte es die großen Editionen von Adorno und Benjamin nicht gegeben, und diese Leistung wird auch zunehmend anerkannt: Tiedemann war nicht allein »Diener« von Adorno und Benjamin, sondern – wie Dirk Braunstein in einer Reminiszenz unter Berufung auf den Adorno-Forscher Robert Hullot-Kentor schreibt – ein begnadeter Editor, der das »Fragment« der Ästhetischen Theorie Adornos der Nachwelt in lesbarer Form hinterließ.63 In Späters Version erscheint Tiedemann jedoch wie ein philologischer Berserker, der nicht allein gegen seine Widersacher*innen und Kontrahent*innen im akademischen und verlegerischen Betrieb ankämpfte, sondern auch die eigene Ehe und Familie ruinierte. Der »scheinselbständige Tiedemann verschanzte sich mehr und mehr in der Adorno-Benjamin-Burg und beäugte von ihren Zinnen das Heer der Feinde und Stümper vor ihren Toren«, heißt es bei Später. »Ab und zu schleuderte er eine Tirade in geschliffener Formulierung hinunter, dann vergrub er sich wieder und leckte seine Wunden.«64

Dabei unterschlägt Später die neoliberalen Entwicklungen des wissenschaftlichen Betriebes in den 1980er- und 1990er-Jahren, in deren Verlauf Einrichtungen geschlossen oder zusammengelegt wurden, zumutbare Studienbedingungen nicht vorhanden waren und im Wintersemester 1988/89 im Rahmen des »UniMUT«-Streiks der Versuch einer studentischen Selbstorganisation unternommen wurde. Während ein Großteil der Lehrenden und Professor*innen sich zwischen Resignation und Konformismus im universitären Betrieb einrichtete und die eigene akademische Karriere verfolgte, begleitete die Adorno-Schülerin Hella Tiedemann ihre Student*innen mit Empathie und Aufmunterung in wenig hoffnungsvollen Zeiten. Sie trug nicht nur die Fackel der »Kritischen Theorie« weiter, sondern auch das Interesse der Lehrenden für ihre Schüler*innen – wie es beispielsweise in den Briefen Theodor W. Adornos an Elisabeth Lenk zum Ausdruck kam (»Allerherzlichst wie stets Ihr Teddie Adorno«).65 »Im Zentrum ihrer Lehre stand nicht das Dozieren« schrieb der Autor Lothar Müller in seinem Nachruf, »sondern das fragende Aufschließen von Texten, bei dem ihre Freundlichkeit und ihr charakteristisches Lachen keinerlei Abzug an gedanklicher Strenge enthielt. Damit hat sie als eine jener Figuren, deren Bedeutung sich an ihrem institutionellen Gewicht nicht ermessen lässt, Generationen von Studierenden geprägt.«66
Verloren auf der Scholle
Während die »Kritische Theorie« in Frankfurt zunehmend verdorrte, suchten prominente, aber vom Frankfurter Betrieb ausgeschlossene Schüler*innen von Adorno und Horkheimer wie Oskar Negt, Hermann Schweppenhäuser, Detlev Claussen, Elisabeth Lenk und andere im Zuge der Bildungsreform in den 1970er-Jahren ausgebauten Hochschulen und Universitäten in Niedersachsen (Hannover und Lüneburg) akademischen Unterschlupf. Es war eine »umgekehrte Wüstenwanderung«, wie sie Hans Jürgen Krahl in seinen »Angaben zur Person« 1969 in einer Prozesserklärung zu Protokoll gegeben hatte – aus dem vergleichsweise liberalen Frankfurt in Landschaften der »finsteren Provinz«, in denen vor nicht langer Zeit KZ-Häftlinge auf Todesmärschen aus dem Harz in die Heide getrieben wurden und wo immer noch Insignien der »völkischen Landnahme« in Form der »Wolfsangel« der »Heimattreuen« zu finden sind.67 Vielleicht war die Flucht zurück in die Wüste ein aufklärerisches Projekt, wie es Lessing im Nathan artikulierte: »Ich fürchte, grad unter Menschen möchtest du ein Mensch zu sein verlernen.«68 Ob es allerdings ausgerechnet in der niedersächsischen Steppe gelingen konnte, musste offenbleiben.
In Hannover wollte Oskar Negt, schrieb Später in einem Nachruf, »vor den Werkstoren von VW, Hanomag und Continental ein gallisches Dorf errichten, das mit dem Zaubertrank der kritischen Theorie dem Großindustriekapital Paroli bieten würde. Der Versuch, Marx wissenschaftlich in die Bundesrepublik einzubürgern, gelang zwar durchsus, doch der Anspruch der Kritischen Theorie, mehr als eine akademische Angelegenheit zu sein, konnte ›Hannover‹ nicht erfüllen.«69 »Unermüdlich wie ein Maulwurf grub sich Oskar Negt durch immer neue Erdschichten, welche die falsche Gesellschaft unter dem Zwang kapitalistischer Produktionsweise von der wirklichen Freiheit trennten«, beschreibt Später Negts wissenschaftliche Tätigkeit in Hannover, über dem auch immer die pietistische Traurigkeit Anton Reisers hing. »Seine Schlüsselbegriffe transportierten das protestantische Arbeits- und Gewissensethos in die linkssozialistischen und gewerkschaftlichen Milieus der Bundesrepublik: soziales Lernen, Erinnerungsarbeit, Verarbeitung von kollektiven Erfahrungen, Schulung des politischen Bewusstseins, politische Gedankenarbeit, Werkstätten der Vernunft.«70
In der Lüneburger Provinz spielte Schweppenhäuser als letzter Bürger und letztes Genie die Rolle des Adorno, »wurde seinem Idol immer ähnlicher und erhielt dafür warmen Beifall«71. »Frankfurter« Urbanität und Bildung waren für Adorno untrennbar miteinander verbunden. »Keinem Menschenist es vorzuhalten, daß er vom Lande stammt«, führte er 1961 in einem Vortrag vor Frankfurter Student*innen aus, »aber auch keiner dürfte daraus sich ein Verdienst machen und dabei beharren; wem die Emanzipation von der Provinz mißglückte, der steht zur Bildung exterritorial.«72 Mit dem Projekt der »Entprovinzialisierung« (das Adorno als Fundament der Intellektuellen und der Gesellschaftskritik begriff73 rekurrierte er auf den kosmopolitischen Charakter der »Kritischen Theorie« und der »Frankfurter Schule«, als sie sich im Sommer 1923 in der »ersten maxistischen Arbeitswoche« in Ilmenau in Thüringen konstituierte74. Mit der Verstreuung der kritischen Geister in der Provinz musste sich das »Projekt« der »Kritischen Theorie« das Scheitern eingestehen.

In der medialen Wahrnehmung repräsentierte das fusionierte, mit »Exzellenzkapital« aufgeladene akademische Unternehmen von Habermas & Schnädelbach die nicht mehr »kritische Theorie«, während in der provinziellen Landschaft der Lüneburger Heide selbst erklärte Adepten der »Kritischen Theorie« wie Wolfgang Pohrt und Eike Geisel zuvörderst als postlinke Abbruchunternehmer fungierten. Im Gegensatz zu Alfred Schmidt, Rolf und Hella Tiedemann oder Kurt und Elisabeth Lenk vermochten sie keinen genuinen Beitrag zur »Kritischen Theorie« zu liefern. Die intellektuellen Wüteriche Pohrt & Geisel fanden als publizistische Guerillakrieger im linksradikalen Milieu der 1980er-Jahre ihr Publikum und ihr Auskommen, konnten mit ihren immer gleichen Provokationen den medialen Markt bedienen und sich als »autoritäre Charaktertypen«75 inszenieren, die in öffentlichen Vorträgen vor allem auf ihre Freiheit des Nikotinkonsums pochten. In stets wiederkehrenden Aufgüssen wird Pohrt als letzter authentischer Jünger Adornos präsentiert, der vor dem Publikum zu Protokoll gab, dass Adorno »das letzte Wort des kritischen Denkens seiner Epoche« gesprochen habe, das »weder erweiterungsfähig noch ergänzungsbedürftig« sei.76 Warum gibt aber sein Nachlassverwalter Klaus Bittermann seit Jahren immer neue Anthologien und Bände seines verstorbenen Autors Pohrt heraus, der schon in den 1980er-Jahren nichts Neues zum kritischen Denken beitragen konnte? Wenn von Adorno (den Pohrt – trotz der erzwungenen Emigration und zahlreichen Anfeindungen im Nachkriegsdeutschland – als »Glückspilz« charakterisiert) »das letzte Wort des kritischen Denkens seiner Epoche« stammt, könnte man sich (gleich Karl Heinz Haag) wie ein Büchereremit mit den Gesammelten Schriften aus der Produktion von Suhrkamp und S. Fischer in die Bibliothek zurückziehen und die »Kritische Theorie« gedanklich von der einen zur anderen Seite wälzen, ob man nun im »Hegelschen« oder »Hessischen« bewandert ist.
Das Miasma des Autoritären
Später feiert Pohrt als »intellektuell Hochbegabten«, als »jungen, zornigen Mann«, den es auf eine Assistentenstelle an der Pädagogischen Hochschule Lüneburg verschlug und sich ständig durch medial genau kalkulierte Provokationen als Außenseiter im Stile eines intellektuellen, germanischen Cousins von Mick Travis aus Lindsay Andersons gleichnamiger Trilogie über Revolte und Anpassung (1968–1982) gerierte.77 Hämisch dozierte Pohrt über die »integrierten Sozialfälle« der ergrauten »Neuen Linken«, während er als asozialer Desperado die RAF als einzig authentische deutsche Widerstandsgruppe mythologisierte, ohne sich diesem Untergangskollektiv anzuschließen, bis die eigene narzisstische »Ich-AG« schließlich als Pflegefall endete.78
Pohrt verharrte in dogmatischer Rechthaberei, wütete als renitenter Kleinbürger im »Gefangenenlager des Extrems« (um einen Begriff Peter Brückners zu verwenden), umgeben vom Verwesungsgeruch alter Autoritäten. Analog zur militaristischen Guerilla der RAF bildeten Pohrt und andere selbsterklärte Erben Adornos einen intellektuellen »Desperadotrupp«, der »den Menschen nur grausige Verkümmerung und stilles Siechen« gestattete.79 »Die am heftigsten protestieren, gleichen den autoritätsgebunden Charakteren in der Abwehr von Introspektion«, diagnostizierte Adorno kurz vor seinem Tod; »wo sie sich mit sich beschäftigen, geschieht es kritiklos, richtet sich ungebrochen, aggressiv nach außen.«80
Intellektuelle Abdeckerei

Ausdruck der intellektuellen Stagnation der Nachgeborenen ist das Einrichten im Bestehenden. Während die gut recherchierten und elegant geschriebenen Geschichten der »Kritischen Theorie« oder »Frankfurter Schule« von Lenhard und Später »Leuchttürme« in der aktuellen Geschichtsschreibung sind, bleibt die vorgeblich »bahnbrechende« Studie Der nonkonformistische Intellektuelle des Sozialwissenschaftlers Alex Demirović (die in einer – vom Nachwort und einigen Literaturangaben abgesehen – unveränderten Neuauflage des Buches aus dem Jahre 1999 republiziert wurde) ein akademischer Backstein, der auf knapp 800 Seiten nicht lediglich permanent einen »Ekel am Text« durch einen ideologischen »Sprachschaum« (um einen Ausdruck von Roland Barthes zu verwenden) hervorruft, sondern auch – obwohl sich der Autor in die Horkheimer-Tradition stellt – die Sprache auf die »Formen des akademischen Rackets« reduziert, in der Begriffe wie Erkennungsmarken verwendet werden (»Intellektuelle und ihre Praxis: Theoretische Gesichtspunkte für eine Analyse der Kritischen Theorie«, betitelt der Racket-Sekretär seine Einleitung).81 Weder vermag Demirović mit seiner sich am Rande der Unlesbarkeit und im akademischen Zeitgeist der 1990er-Jahre (in der Linie von Rosa Luxemburg über Antonio Gramsci bis zu Fredric Jameson) bewegenden Studie neue Erkenntnisse zu den Arbeiten von Martin Jay oder späteren Historiker*innen der »Frankfurter Schule« wie Miriam Bratu Hansen oder Russell Jacoby beizusteuern noch kann er die Rolle des »nonkonformistischen Intellektuellen« in der von analogen und digitalen Medien veränderten sozialen Bedingungen analysieren. In der Stasis des »unveränderten« akademischen Backsteins bleibt es seit mehr als einem Vierteljahrhundert, wie es ist.82
Demirovićs »nonkonformistische Intellektuelle« in der »geförderten Wissenschaft« sind die postmoderne Variante der »Highbrow-Intellektuellen«, die Adorno bereits in den späten 1940er-Jahren in den USA karikierte. »Der Ehrgeiz geht allein darauf, im akzeptierten Vorrat sich auszukennen, die korrekte Parole zu treffen«, schrieb er in den Minima Moralia. »Das Außenseitertum der Eingeweihten ist Illusion und bloße Wartezeit.«83 Wissenschaft ist bloße Apparatur, technologische Beherrschung des Immergleichen, die kritische Intellektuelle wie Herbert Marcuse oder C. Wright Mills zu Beginn der 1940er-Jahre als Reaktion auf den »bürokratischen Kollektivismus« und die Propaganda der »Manager-Revolution« von ehemals linken Intellektuellen wie James Burnham oder Max Shachtman kritisierten (analog zur Konversion von »antideutschen Linken«, die aus der Konkursmasse der »Neuen Linken« wie dem Kommunistischen Bund den Weg zur nationalistischen Rechten fanden).84 Demirović repräsentiert jenen Typus des akademischen Intellektuellen, den Russell Jacoby bereits in den 1970er-Jahren als Abhub des »konformistischen Marxismus« und später als Repräsent*innen eines akademischen Ennuis unter dem Signum einer willfährigen Postmoderne charakterisierte (wobei sich die Zeiten unter der Herrschaft von Trump II eklatant verändert haben).85
Dialektische Epilogemena

In einer Welt, die zunehmend von Autoritarismus, Antisemitismus, Rassismus und Faschismus bis in die höchsten Ebenen der politischen und ökonomischen Instanzen bestimmt wird, bleibt das politische Potenzial der selbst ernannten Nachlassverwalter der »Kritischen Theorie« oder »Frankfurter Schule« vage und gestaltlos. Erst unlängst bemerkte der Wiener Publizist Robert Misik mit Blick auf die Studie Prophets of Deceit (dt. Falsche Propheten) von Leo Löwenthal und Norbert Guterman aus dem Jahre 1949, es »bis heute wenig an Gesellschaftstheorie rechter Bewegungen« gebe, das die Arbeiten der »Horkheimer-Gruppe« übertreffe.86 »Das Unheimliche am Antisemitismus ist seine Persistenz«, schreibt der Soziologe Hemut Dahmer, ein Schüler von Horkheimer und Adorno, im Nachwort zu dem von Ernst Simmel erstmals im Jahre 1946 herausgegebenen Diskussionsband über Antisemitismus und Massen-Psychopathologie (er basiert auf einem Antisemitismus-Symposion im Juni 1944 in San Francisco). »Er imponiert als eine Invariante: Allenfalls die Erscheinungsform des Judenhasses wandelt sich, das Unwesen selbst aber bleibt.«87

In seinem Buch Escape from Freedom schrieb Erich Fromm (in den 1930er-Jahren ein enger Mitarbeiter Horkheimers am Institut für Sozialforschung und später ein scharfer Kritiker von Herbert Marcuse): »Als der Faschismus an die Macht kam, waren die meisten Menschen unvorbereitet – sowohl theoretisch als auch praktisch.«88 Angesichts der jüngsten antidemokratischen Angriffe und Akte rassistischen Terrors bleibe es offen, schreibt Roger Frie in seiner Fromm-Studie Edge of Catastrophe, »ob demokratische Institutionen tatsächlich ein ausreichendes Bollwerk gegen diese Arten des rechtsextremen Autoritarismus, Antisemitismus und Rassenhasses bieten können, die wir heute beobachten«.89 Die selbst ernannten »Erben Adornos« überwachen »kritisch«, dass kein Missbrauch mit den Hinterlassenschaften der zerbröckelnden »Frankfurter Schule« betrieben werde. Für sie ist Adorno »ein letztes Genie«, das »das letzte Wort des kritischen Denkens seiner Epoche« sprach – und danach kann nichts mehr kommen.90 die »radikalen« Erben echauffierten sich lauthals über die akademisch vorangetriebene »Entaktualisierung und Entpolitisierung« und schwadronierten als »Praktizisten« in den Netschajew-Kostümen (die andere zur Militanz aufriefen, aber selbst davor zurückschreckten) über »Nutzlosigkeit und Folgenlosigkeit«.91
Im abstrakten Jargon, der in seiner Imitation so grotesk wie eine simple KI-Generation wirkt, wird die »Dialektik der Aufklärung« noch einmal vom gelehrigen Schüler wie von einem »Tremulanten des Jargons«92 aufbereitet. »Die Kulturindustrie, die aus der Zirkulationssphäre entstand«, schreibt der Krahl-Adlatus Detlev Claussen in seinem Buch Grenzen der Aufklärung, »totalisiert sich und enteignet das individuelle Bewußtsein. Dadurch werden in ihr die Charaktermasken produziert, die sich auch von traditioneller Ideologie im Sinne notwendig falschen Bewußtseins unterscheiden.«93 Im wabernden »Sprachschaum« suggeriert der »Jargonaut« der »Kritischen Theorie« geistige und sprachliche Tiefe, ohne auch nur konkrete Elemente der »Kulturindustrie« zu benennen, die zur Enteignung des individuellen Bewusstseins beitragen. »Die kritische Aufklärung«, schrieb Jean Améry 1967, »steht, gesellschaftlich, an einem Punkt, wo sie sich sozial nur bewähren kann, wenn sie sich sprach radikal entschlackt.«94
Adorno »war und wollte kein Messias sein«95, schrieb Leo Löwenthal den Nachgeborenen und selbst erklärten Jünger*innen der »Frankfurter Schule« ins Stammbuch. Auch wenn Claussen stets aufs Neue Adornos vorgebliche Jazz-Kennerschaft hervorhebt und auf die Einleitung in die Musiksoziologie verweist (in der Adorno swing, be-bop, cool jazz auf »Reklameslogans« und die kulturindustriellen Mechanismen der »musikalischen und gesellschaftlichen Konformität« reduziert96), bleiben die rassistischen Konnotationen von Adornos Jazz-Essays unzweifelhaft, wenn er über »Negermusik« oder »Neger-Jazz« schwadroniert. »Der Jazz«, schrieb er 1936, »verhält sich zu den Negern ähnlich wie die Salonmusik der Stehgeiger, die er so stählern meint überwunden zu haben, zu den Zigeunern.«97
Sowenig Adorno die gesellschaftlichen und kulturellen Milieus außerhalb seines sozialen Fokus (»Neger« und »Zigeuner«) verstand, so begrenzt war seine Wahrnehmung der Kritik jenseits seiner eng umgrenzten Vorstellung der »Moderne«, wie sie beispielsweise Fumi Okiji in seiner Studie Jazz as Critique beschreibt.98 Gegen die Wahrnehmung des begrenzten Spektrums des mutmaßlich »konformistischen« Jazz (wie sie bei Adorno und seinen späteren Adepten vorherrschte) arbeitete unter anderem auch Meyer Kupferman mit seinem Konzept des »atonalen Jazz« an.99. So ist keineswegs »das letzte Wort des kritischen Denkens« gesprochen.
© Jörg Auberg 2025
Bibliografische Angaben:
Philip Lenhard.
Café Marx:
Das Institut für Sozialforschung von den Anfängen bis zur Frankfurter Schule.
München: C. H. Beck, 2024.
624 Seiten, 34 € Euro.
ISBN:978–3‑406–81356‑6.
Jörg Später.
Adornos Erben:
Eine Geschichte aus der Bundesrepublik.
Berlin. Suhrkamp, 2024.
760 Seiten, 40 €
ISBN: 978–3‑518–43177‑1.
Martin Jay.
Splinters in Your Eye:
Frankfurt School Provocations.
London: Verso, 2020.
256 Seiten, 19,99 £.
ISBN: 978–1‑788–73601‑5.
Martin Jay.
Immanent Critiques:
The Frankfurt School Under Pressure.
London: Verso, 2023.
240 Seiten, 19,99 £.
ISBN: 978–1‑804–29252‑5.
Roger Frie.
Edge of Catastrophe:
Erich Fromm, Fascism, and the Holocaust.
New York: Oxford University Press, 2024.
216 Seiten, 35 US-$.
ISBN: 978–0‑197–74877‑0.
Robert Pursche.
Umkämpftes Nachleben:
Walter Benjamins Archive 1940–1990.
Göttingen: Wallstein, 2024.
427 Seiten, 49 €.
ISBN: 978–3‑8353–5705‑1.
Ernst Simmel (Hg.).
Antisemitismus
Beiträge von Theodor W. Adorno, Max Horkheimer et al.
Mit einem Nachwort von Helmut Dahmer
Münster: Westfälisches Dampfboot, 2024.
172 Seiten, 20 €
ISBN: 978–3‑8969–1109‑4.
Alex Demirović.
Der nonkonformistische Intellektuelle:
Von der kritischen Theorie zur Frankfurter Schule.
Wien: Mandelbaum, 2023.
800 Seiten,38 €
ISBN:978–3‑99136–505‑1.
Wolfgang Pohrt.
Wahn, Ideologie und Realitätsverlust:
Metamorphosen des deutschen Massenbewusstseins.
Ein Reader.
Herausgegeben von Klaus Bittermann.
Berlin: Edition Tiamat, 2025.
512 Seiten, 26 €
ISBN:978–3‑89320–326‑0.
Bildquellen (Copyrights) |
|
Beitragsbild (Critical Theory-Collage) |
© Jörg Auberg |
Cover Immanent Critiques | © Verso Books |
Cover Café Marx | © C. H. Beck |
Cover Zur Idee der Kritischen Theorie | © Reihe Hanser |
Cover Die Frankfurter Schule und Frankfurt | © Wallstein Verlag |
Cover Adornos Erben |
© Suhrkamp |
Cover Vierzig Jahre Flaschenpost |
© Fischer Verlag |
Cover Umkämpftes Nachleben |
© Wallstein Verlag |
Cover Niemandsland |
© edition text + kritik |
Cover Versuch über das artistische Gedicht |
© edition text + kritik |
Cover Wahn, Ideologie und Realitätsverlust | © Edition Tiamat |
Cover Wahn, Der nonkormistische Intellektuelle | © Mandelbaum Verlag |
Cover Wahn, Antisemitismus | © Verlag Westfälisches Dampfboot |
Cover Edge of Catastrophe | © Oxford University Press |
Video Beckett — A Quinn Martin Production | Archiv des Autors |
Video Detlev Claussen über Theodor W. Adorno |
© SRF/3Sat |
Nachweise
- Dwight Macdonald, »A Corrupt Brightness«, Encounter, 8, Nr. 6 (Juni 1957):75; Übersetzung zitiert nach: Jörg Auberg, New Yorker Intellektuelle: Eine politisch-kulturelle Geschichte von Aufstieg und Niedergang, 1930–2020 (Bielefeld: Transcript-Verlag, 2022), S. 218 ↩
- Georg Lukács, Die Zerstörung der Vernunft (Bielefeld: Aisthesis Verlag, 2022), S. 219; und Lukács, Die Theorie des Romans (Darmstadt: Luchterhand, 1971), S. 16. Den Titel wählte auch Stuart Jeffries für seine Geschichte der »Frankfurter Schule«: cf. Stuart Jeffries, Grand Hotel Abyss: The Lives of the Frankfurt School (London: Verso, 2016) ↩
- Hermann Broch, Geist und Zeitgeist: Essays zur Kultur der Moderne, hg. Paul Michael Lützeler (Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1997), S. 43 ↩
- Zur Geschichte der »Frankfurter Schule« in den USA siehe Thomas Wheatland, The Frankfurt School in Exile (Minneapolis: University of Minnesota Press, 2009), und David Jennemann, Adorno in America (Minneapolis: University of Minnesota Press, 2007) ↩
- Martin Jay, The Dialectical Imagination: A History of the Frankfurt School and the Institute of Social Research, 1923–1950 (1973; erw. Berkeley: University of California Press, 1996) ↩
- Martin Jay, »Dialectic of Counter-Enlightenment: The Frankfurt School as Scapegoat of the Lunatic Fringe«, in: Jay, Splinters in Your Eye: Frankfurt School Provocations (London: Verso, 2020), S. 151–172; und Jay, »The Age of Rackets? Trump, Scorsese and the Frankfurt School«, in: Jay, Immanent Critiques: The Frankfurt School Under Pressure (London: Verso, 2023), S. 115–133. Siehe auch Jeffrey Segall, »›Kulturbolschewismus Is Here‹: James Joyce and the Anti-Modernist Crusade in America, 1928–1944«, Journal of Modern Literature, 16, Nr. 4 (Frühjahr 1990):535–562; und Auberg, New Yorker Intellektuelle, S. 122–124 ↩
- Jay, »Dialectic of Counter-Enlightenment«, S. 172 ↩
- Philip Lenhard, Café Marx: Das Institut für Sozialforschung von den Anfängen bis zur Frankfurter Schule (München: C. H. Beck, 2024, ePub-Version), S. 13 ↩
- Zur Rolle Felix Weils in der Begründung und Entwicklung des Instituts siehe Jeanette Erazo Heufelder, Der argentinische Krösus: Kleine Wirtschaftsgeschichte der Frankfurter Schule (Berlin: Berenberg Verlag, 2017) ↩
- Leo Löwenthal, Mitmachen wollte ich nie: Ein autobiographisches Gespräch mit Helmut Dubiel (Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1980), S. 27–37; Paul W. Massing, Vorgeschichte des politischen Antisemitismus, übers. Felix Weil (Frankfurt/Main: Europäische Verlagsanstalt, 1986) ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 97, 107 ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 126 ↩
- Geschichte denken: Ein Notizbuch für Leo Löwenthal, hg. Frithjof Hager (Leipzig: Reclam, 1992), S. 13 ↩
- Löwenthal, Mitmachen wollte ich nie, S. 31–32 ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 198 ↩
- Zur Kritik am »philosophiefremden« Ansatz in Grünbergs Marxismus-Interpretation jenseits von Hegel und Dialektik siehe Alfred Schmidt, »Die ›Zeitschrift für Sozialforschung‹: Geschichte und gegenwärtige Bedeutung«, in: Schmidt, Zur Idee der Kritischen Theorie: Elemente der Philosophie Max Horkheimers (München: Hanser, 1974), S. 36–41 ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 213 ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 259 ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 330 ↩
- Jeanette Erazo Heufelder, Der argentinische Krösus, S. 46 ↩
- Siehe Willem van Reijen und Jan Bransen, »Das Verschwinden der Klassengeschichte in der ›Dialektik der Aufklärung‹«, in: Max Horkheimer, Gesammelte Schriften, Bd. 5, hg. Gunzelin Schmid Noerr (Frankfurt/Main: S. Fischer, 1987), S. 453–457 ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 389 ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 399 ↩
- Rolf Wiggershaus, Die Frankfurter Schule: Geschichte, theoretische Entwicklung, politische Bedeutung (Frankfurt/Main: S. Fischer, 2015, ePub-Version), S. 204 ↩
- Rolf Wiggershaus, Max Horkheimer: Eine Einführung (Frankfurt/Main: S. Fischer, 2013, ePub-Version), S. 3–4 ↩
- Max Horkheimer, »Traditionelle und kritische Theorie«, in: Zeitschrift für Sozialforschung, 6, Nr. 2 (1937), dtv reprint (München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1980), S. 245–294; rpt. in: Horkheimer, Gesammelte Schriften, Bd. 4, hg. Alfred Schmidt (Frankfurt/Main: S. Fischer, 1988), S. 162–216, Zitat: S. 195 ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 403 ↩
- Cf. Studies in Philosophy and Social Science, 9, Nr. 2 und Nr. 3 (1941), in: Zeitschrift für Sozialforschung, dtv reprint (München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1980), S. 194–475; Neither Capitalism Nor Socialism: Theories of Bureaucratic Collectivism, hg. E. Haberkern und Arthur Lipow (Alameda, CA: Center for Socialist History, 2008), S. 41–120; Auberg, New Yorker Intellektuelle, S. 134–140 ↩
- Theodor W. Adorno, Negative Dialektik (Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1973), S. 355 ↩
- Jean Améry, »Jargon der Dialektik« (1967), und »Weiterleben – aber wie?« (1970) in: Améry, Werke, Bd. 6, hg. Gerhard Scheit (Stuttgart: Klett-Cotta, 2004), S. 265–296, 511–525, Zitat: S. 511–512 ↩
- Cf. Lucy Dawidowicz, The War against Jews 1933–1945 (Harmondsworth: Penguin Books, 1975); Daniel Jonah Goldhagen, Hitler’s Willing Executioners: Ordinary Germans and the Holocaust (New York: Vintage, 1997); und Christopher Browning, Ordinary Men: Reserve Police Battalion 101 and the Final Solution in Poland (London: Penguin Books, 2001) ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 444, 447, 452 ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 478; siehe auch Gunzelin Schmid Noerrs Nachwort zur Dialektik der Aufklärung, in Horkheimer, Gesammelte Schriften, Bd. 5, S. 425–427; und Gert Schäfer, »Franz Neumanns Behemoth und die heutige Faschismusdiskussion«, in: Franz Neumann, Behemoth: Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933–1944, hg. Gert Schäfer (Frankfurt/Main: S. Fischer, 1984), S. 663–776 ↩
- Horkheimer, Gesammelte Schriften, Bd. 12, hg. Gunzelin Schmid Noerr (Frankfurt/Main: S. Fischer, 1985), S. 291 ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 493–494 ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 546 ↩
- Monika Boll, »Kalte Krieger oder Militärreformer: Das Institut und die Bundeswehr«, in: Die Frankfurter Schule und Frankfurt: Eine Rückkehr nach Deutschland, hg. Monika Boll und Raphael Gross (Göttingen: Wallstein, 2009), S. 62 ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 607 ↩
- Cf. Max Horkheimer, »Notizen 1949–1969«, in: Horkheimer, Gesammelte Schriften, Bd. 6, hg. Alfred Schmidt (Frankfurt/Main: S. Fischer), S. 207; und Alfred Schmidt, »Fortschritt, Skepsis und Hoffnung: Kategorien der Geschichtsphilosophie Max Horkheimers«, in: Die Frankfurter Schule und Frankfurt: Eine Rückkehr nach Deutschland, S. 96–107 ↩
- Lenhard, Café Marx, S. 573. Den Begriff »Medienintellektuelle« prägte der Historiker Axel Schildt (1951–2019) in seinem Buch Medienintellektuelle in der Bundesrepublik, hg, Gabriele Kandzora und Detlef Siegfried (Göttingen: Wallstein, 2020) ↩
- Horkheimer, »Notizen 1949–1969«, S. 207; Jörg Später, Adornos Erben: Eine Geschichte aus der Bundesrepublik (Berlin: Suhrkamp, 2024, ePub-Version), S. 144, 175, 152 ↩
- Regina Becker-Schmidt, »Nicht zu vergessen – Frauen am Frankfurter Institut für Sozialforschung: Gretel Adorno, Monika Plessner und Helge Pross«, in: Die Frankfurter Schule und Frankfurt: Eine Rückkehr nach Deutschland, S. 64–69 ↩
- Später, Adornos Erben, S. 120–121 ↩
- Später, Adornos Erben, S. 137 ↩
- Max Horkheimer, »Zur Kritik der instrumentellen Vernunft«, in: Horkheimer, Gesammelte Schriften, Bd. 6, S. 122; Später, Adornos Erben, S. 290–295 ↩
- Theodor W. Adorno, Minima Moralia: Reflexionen aus dem beschädigten Leben (Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1987), S. 279 ↩
- Adorno, Kulturkritik und Gesellschaft (Gesammelte Schriften, Bd. 10), hg. Rolf Tiedemann (Frankfurt/Main: Suhrkamp, 2003), S. 795 ↩
- Willem van Reijen und Gunzelin Schmid Noerr, Vorwort zu: Vierzig Jahre Flaschenpost: ›Dialektik der Aufklärung‹ 1947 bis 1987 (Frankfurt/Main: Fischer, 1987), S. 7 ↩
- Theodor W. Adorno, Jargon der Eigentlichkeit: Zur deutschen Ideologie (Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1964), S. 11; Améry, »Jargon der Dialektik«, S. 273 ↩
- Adorno, Kulturkritik und Gesellschaft, S. 772, 774 ↩
- Hans Jürgen Krahl, »Autoritäten und Revolution«, in: Krahl, Konstitution und Klassenkampf: Zur historischen Dialektik von bürgerlicher Emanzipation und proletarischer Revolution, hg. Detlev Claussen et al. (Frankfurt/Main: Verlag Neue Kritik, 2008), S. 269; zum »Faszinosum« Krahl cf. Für Hans-Jürgen Krahl: Beiträge zu seinem antiautoritären Marxismus, hg. Meike Gerber et al. (Wien: Mandelbaum, 2022) ↩
- Max Horkheimer, »Nachgelassene Schriften, 1949–1972«, in: Horkheimer, Gesammelte Schriften, Bd. 14, hg. Gunzelin Schmid Noerr (Frankfurt/Main: S. Fischer, 1988), S. 465, 540 ↩
- Hans Jürgen Krahl, Vom Ende der abstrakten Arbeit: Die Aufhebung der sinnlosen Arbeit ist in der Transzendentalität des Kapitals angelegt und in der Verweltlichung der Philosophie begründet, hg. Walter Neumann (Frankfurt/Main: Materialis Verlag, 1984), S. 82 ↩
- Später, Adornos Erben, S. 279–280; zu zeitgemäßeren Analysen der Digitalisierung aus linker Sicht cf. McKenzie Wark, Hacker Manifest – A Hacker Manifesto, übers. Dietmar Zimmer (München: C. H. Beck, 2005); McKenzie Wark, Telesthesia: Communication, Culture & Class (London: Polity, 2012); und Beyond Digital Capitalism: New Ways of Living (Socialist Register 2021), hg. Leo Panitch und Greg Albo (London: Merlin Press, 2020) ↩
- MEW, Bd. 19 (Berlin/DDR: Dietz, 1987), S. 22 ↩
- Zur kritischen Bestandsaufnahme des digitalen Kapitalismus cf. Christian Fuchs, Der digitale Kapitalismus: Arbeit, Entfremdung und Ideologie im Informationszeitalter (Weinheim: Beltz Juventa, 2023) ↩
- Später, Adornos Erben, S. 314 ↩
- Cf. Martin Jay, Permanent Exiles: Essays on the Intellectual Emigration from Germany to America (New York: Columbia University Press, 1986), S. 28–61, 120–137, 152–197, 237–256; Jörg Später, Siegfried Kracauer: Eine Biographie (Berlin: Suhrkamp, 2016), S. 333–345, 373–383 ↩
- Hannah Arendt, Menschen in finsteren Zeiten, hg. Ursula Ludz (München: Piper, ⁷2023), S. 219 ↩
- Später, Adornos Erben, S. 330; zur Diskussion in der Zeitschrift alternative cf. Moritz Neuffer, Die journalistische Form der Theorie: Die Zeitschrift »alternative« 1958–1982 (Göttingen: Wallstein, 2021), S. 134–146 ↩
- Robert Pursche, Umkämpftes Nachleben: Walter Benjamins Archive 1940–1990 (Göttingen: Wallstein, 2024), S. 269; zur Darstellung der Auseinandersetzungen aus Sicht Tiedemanns cf. Rolf Tiedemann, Adorno und Benjamin noch einmal: Erinnerungen, Begleitworte, Polemiken (München: Edition text + kritik, 2011), S. 277–371 ↩
- Juan Goytisolo, Landschaften nach der Schlacht, übers. Gisbert Haefs (Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1990), S. 67 ↩
- Dirk Braunstein, Adornos Kritik der politischen Ökonomie (Freiburg: ça ira, ³2025), S. 287–290; Robert Hullot-Kentor, Things Beyond Resemblance: Collected Essays on Theodor W. Adorno (New York: Columbia University Press, 2006), S. 154–155 ↩
- Später, Adornos Erben, S. 350 ↩
- Theodor W. Adorno und Elisabeth Lenk, Briefwechsel 1962–1969, hg. Elisabeth Lenk (München: edition Text + kritik, 2001), S. 163 ↩
- Lothar Müller, »Kunst der Lehre«, Süddeutsche Zeitung, 11. Oktober 2016, https://www.sueddeutsche.de/kultur/nachruf-kunst-der-lehre‑1.3199952; zur Selbstcharakterisierung ihrer kritischen Methode, »durch technologische Analysen zum Gehalt der Kunstwerke vorzudringen«, cf. Hella Tiedemann-Bartels, Versuch über das artistische Gedicht: Baudelaire, Mallarmé, George (1971; rpt. München: edition text + kritik, 1990), S. 10 ↩
- Krahl, Konstitution und Klassenkampf, S. 19–20; Zwischen Harz und Heide: Todesmärsche und Räumungstransporte im April 1945, hg. Jens Christian Wagner et al. (Göttingen: Wallstein, 2015); Andrea Röpke und Andreas Speit, Völkische Landnahme: Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos (Berlin: Christoph Links Verlag, 2019), S. 150–180) ↩
- Lessing, zit. nach: Elisabeth Lenk, »Lessings Flucht aus Deutschland«, in: Geschichte denken: Ein Notizbuch für Leo Löwenthal, S. 99 ↩
- Jörg Später, »Der sozialistische Praktiker der kritischen Theorie: Nachruf auf Oskar Negt«, in: Dokumentation Oskar Negt: Nachrufe, Reden und Beiträge, hg. Institut für Sozialforschung, zusammengestellt von Günter Pabst, Oktober 2024, S. 52 ↩
- Später, Adornos Erben, S. 578; Christof Wingertszahn, Anton Reisers Welt: Eine Jugend in Niedersachsen, 1756–1776 (Hannover: Wehrhahn, 2006), S. 158 ↩
- Später, Adornos Erben, S. 362 ↩
- Adorno, Kulturkritik und Gesellschaft, S. 488 ↩
- Adorno, Kulturkritik und Gesellschaft, S. 734 ↩
- Jay, The Dialectical Imagination, S. 5 ↩
- Kurt Lenk, Von Marx zur Kritischen Theorie: Dreißig Interventionen (Münster: Unrast-Verlag, 2009), S. 166–167 ↩
- Wolfgang Pohrt, Wahn, Ideologie und Realitätsverlust: Metamorphosen des deutschen Massenbewusstseins, Ein Reader, hg. Klaus Bittermann (Berlin: Edition Tiamat, 2025), S. 173 ↩
- Cf. Richard Porton, Film and the Anarchist Imagination (Urbana: University of Illinois Press, ²2020), S. 184–187; und Will Kitchen, Film, Negation and Freedom: Capitalism and Romantic Critique (New York: Bloomsbury, 2025), S. 156–192, 223–257 ↩
- Wolfgang Pohrt, »die taz: Integrationswilliger Sozialfall auf der Suche nach der nationalen Identität«, in Pohrt, Werke, 5:1 (Berlin. Edition Tiamat, 2018), S. 203. In den »Reprisen« und »Readern« der Pohrt-Texte in der Edition seines Verlegers fehlt dieser Text über »Beschäftigungstherapie und Gnadenbrot« – wohl auch deswegen, weil Bittermann inzwischen selbst mit dem »Seniorenblatt für Revolutionäre« über diverse Kanäle »assoziiert« ist und dort Lobhudeleien für reaktionäre Autoren wie J. D. Vance (inzwischen zum autoritären Mundstück Donald Trumps aufgestiegen) verbreiten durfte (cf. den Artikel https://taz.de/Sachbuch-Hillbilly-Elegie/!5421594/). Zum Tiamat-Milieu siehe auch Gerhard Hanloser, Die andere Querfront: Skizzen des ›antideutschen‹ Betrugs (Münster: Unrast Verlag, 2021, ePub-Version), S. 216 ↩
- Peter Brückner, Über die Gewalt: Sechs Aufsätze zur Rolle der Gewalt in der Entstehung und Zerstörung sozialer Systeme (Berlin: Wagenbach, 1979), S. 88–89, 90) ↩
- Adorno, Kulturkritik und Gesellschaft, S. 774 ↩
- Alex Demirović, Der nonkonformistische Intellektuelle: Von der kritischen Theorie zur Frankfurter Schule (Wien: Mandelbaum, 2023), S. 15; Roland Barthes, Die Lust am Text, übers. Traugott König (Frankfurt/Main: Büchergilde Gutenberg, 2021), S. 30; Horkheimer, Gesammelte Schriften, Bd. 12, S. 289 ↩
- Demirović, Der nonkonformistische Intellektuelle, S. 782 ↩
- Adorno, Minima Moralia, S. 277 ↩
- Herbert Marcuse, Schriften, Bd. 3 (Springe: zu Klampen, 2004), S. 286–319; C. Wright Mills, Power, Politics and People: The Collected Essays of C. Wright Mills, hg. Irving Louis Horowitz (New York: Oxford University Press, 1963), S. 53–76 ↩
- Russell Jacoby, Dialectic of Defeat: Contours of Western Marxism (Cambridge: Cambridge University Press, 1981), S. 11–36; Russell Jacoby, The Last Intellectuals: American Culture in the Age of Academe (New York: Basic Books, 2000), S. ix-xiii ↩
- Robert Misik, »Rechtsextremismus als Massenhysterie«, https://misik.at/2025/07/rechtsextremismus-als-massenhysterie/, veröffentlicht 18. Juli 2025. Drehli Robnik kritisiert an deutschen Übersetzungen der Studie, dass sie den ursprünglichen Untertitel »A Study of the Techniques of the American Agitator« als »Studien zum Autoritarismus« oder neuerdings als »Studien zur faschistischen Agitation« übertrugen. Siehe Drehli Robnik, Flexibler Faschismus: Siegfried Kracauers Analysen rechter Mobilisierung damals und heute (Bielefeld: transcript Verlag, 2024), S. 17. Zum Hintergrund der Studie im Kontext des Instituts für Sozialforschung siehe Alberto Toscano, Einleitung zu: Leo Löwenthal und Norbert Guterman, Prophets of Deceit: A Study of the Techniques of the American Agitator (London: Verso, 2021), S. ix-xxxv ↩
- Helmut Dahmer, »Antisemitismus gestern und heute«, in: Antisemitismus, hg. Ernst Simmel (Münster: Westfälisches Dampfboot, 2024), S. 159 ↩
- Erich Fromm, Escape from Freedom (1941; rpt. New York: Henry Holt, 1994), S. 6 ↩
- Roger Frie, Edge of Catastrophe: Erich Fromm, Fascism, and the Holocaust (New York: Oxford University Press, 2024), S. 104 ↩
- Detlev Claussen, Theodor W. Adorno: Ein letztes Genie (Frankfurt/Main: S. Fischer, 2003); Pohrt, Wahn, Ideologie und Realitätsverlust, S. 173 ↩
- Pohrt, Wahn, Ideologie und Realitätsverlust, S. 179 ↩
- Theodor W. Adorno, Jargon der Eigentlichkeit, S. 72 ↩
- Detlev Claussen, Grenzen der Aufklärung: Die gesellschaftliche Genese des modernen Antisemitismus (Frankfurt/Main: Fischer, 1994), S. 74 ↩
- Améry, »Jargon der Dialektik«, S. 296 ↩
- Leo Löwenthal, »Adorno und seine Kritiker«, in: Löwenthal, Schriften, Bd. 4, hg. Helmut Dubiel (Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1990), S. 65 ↩
- Theodor W. Adorno, »Einleitung in die Musiksoziologie«, in: Adorno, Gesammelte Schriften, Bd. 14, hg. Rolf Tiedemann (Frankfurt/Main: Suhrkamp, 2003), S. 213 ↩
- Theodor W. Adorno, »Über Jazz«, in Adorno, Gesammelte Schriften, Bd. 17, hg. Rolf Tiedemann (Frankfurt/Main: Suhrkamp, 2003), S. 82–83 ↩
- Fumi Okiji, Jazz as Critique: Adorno and Black Expression Revisited (Stanford: Stanford University Press, 2018), S. 11–30 ↩
- Meyer Kupferman, Atonal Jazz: A Systematic Approach to Atonal Jazz Improvisation (Medfield, MA: Dorn Publications, 1992) ↩