Zwei Biografien über die politischen Aussenseiter John Howard Lawson und David Dellinger
von Jörg Auberg
John Howard Lawson und David Dellinger waren Zeit ihres Lebens außerhalb des Kreises der jeweiligen Cogniscenti eher obskure Gestalten einer konträren linken Geschichte, die lediglich in einem historischen Moment ins Licht der Öffentlichkeit rückten. Lawson, ein bekannter Theater- und Drehbuchautor aus dem Orbit der Kommunistischen Partei, wurde zum Ausgestoßenen, als er in einer öffentlichen Anhörung des Untersuchungsausschusses für unamerikanische Umtriebe (House-Committee on Un-American Activities – HUAC) im Jahre 1947 den Vorsitzenden niederzubrüllen versuchte und dafür mit dem Ende seiner politischen und künstlerischen Karriere bezahlte. Der für die politische Öffentlichkeit eher im Verborgenen agierende Radikalpazifist Dellinger errang wider seinen Willen nationale Berühmtheit, als er als Mitorganisator der gewalttätigen Antikriegsdemonstration in Chicago 1968 der Verschwörung angeklagt und auch vor das HUAC zitiert wurde. Seine Aussage „Ich glaube, ich spreche für die besten Interessen des besten Amerikas“ hätte auch Lawson für sich in Anspruch nehmen wollen. Zwei jüngst erschienene, handwerklich recht unterschiedliche Biografien befreien diese beiden Gestalten vom Schleier der Obskurität.
John Howard Lawson (1894–1977) gehörte zu den Gründern der linken Theaterbewegung in den 1920ern, reüssierte als Dramatiker in New York und war ein enger Freund John Dos Passos’, ehe er in den dreißiger und frühen vierziger Jahren ein erfolgreicher Filmautor in Hollywood wurde, der Drehbücher für antifaschistische Filme wie „Blockade“ (1938), der den Spanischen Bürgerkrieg zum Thema hatte, oder für Humphrey-Bogart-Kriegsvehikel wie „Sahara“ oder „Action in the North Atlantic“ (1943) schrieb und zu den angesehensten Vertreter seiner Zunft gehörte. Noch wichtiger war Lawson jedoch in seiner Eigenschaft als Spiritus rector der Screen Writers Guild, in der sich Drehbuchautoren gewerkschaftlich organisierten. Erstmals machten Autoren hier ihre Bedeutung im Filmbetrieb geltend (die später in der „politique des auteurs“, die den Regisseuren allen künstlerischen Einfluss zuschrieb, wieder nivelliert wurde). Darüber hinaus war Lawson eine dominante Figur in der Kommunistischen Partei in Hollywood, der auf andere Autoren, deren Arbeiten nicht seinen künstlerischen und politische Vorstellungen entsprachen, institutionellen Druck ausübte.
So war Lawson ein widersprüchlicher Charakter, der sich einerseits für humanitäre Anliegen im politischen Alltag engagierte, andererseits aber der Kälte im sozialen Umgang im kollegialen Umfeld geziehen wurde. Diese Widersprüche vermag Gerald Horne in seiner Lawson-Biografie nicht adäquat zu behandeln. Wie Larry Ceplair, Co-Autor des Standardwerkes „The Inquisition in Hollywood“ (1980), treffend in seiner Kritik in der New Yorker Filmzeitschrift „Cineaste“ anmerkt, ist Horne zwar ein unschlagbarer Rechercheur, doch vermag er nicht all die informative Faktizität seines Buches mit einer analytischen Tiefe zu verbinden. Tatsächlich leidet es an einer „Zitationitis“: Innerhalb eines Satzes werden diverse Zitate miteinander vermengt, sodass der Eindruck einer Vielstimmigkeit erweckt wird, doch tatsächlich verschwindet hinter der polyphonischen Aufbietung der zahllosen Archivquellen der gestalterische Willen. Stattdessen artikuliert sich eine ausufernde Beliebigkeit, die sich letzten Ende selbst nicht über den Weg traut. „Es gehört zur schriftstellerischen Technik, selbst auf fruchtbare Gedanken verzichten zu können, wenn die Konstruktion es verlangt“, notierte Adorno in „Minima Moralia“. Horne ist jedoch offenbar von dem Ehrgeiz getrieben, möglichst viele Fundstücke seiner Recherchearbeit im Buch unterzubringen, während zentrale Motive und Gedanken buchstäblich unter den Tisch fallen.
Ein zentrales Argument Hornes ist, dass der Antisemitismus ein Hauptmerkmal der politischen Attacken auf Hollywood war, doch ist der Zusammenhang zwischen Antikommunismus und Antisemitismus vielschichtiger als ihn Horne etwas grobschlächtig darstellt. Zweifelsohne zogen viele Politiker aus dem HUAC-Umfeld das antisemitische Ticket: So wollte ein Untersuchungsausschussmitglied im Herbst 1947 die liberale Opposition zum Schweigen bringen, indem es die Öffentlichkeit anständiger Amerikaner wissen ließ, dass viele der Protestierer Juden seien und ihre wahren „Judennamen“ verschwiegen: Danny Kaye hieß in Wahrheit Kaminsky, Eddie Cantor Iskowitzm, Melvyn Douglas Hesselberg und Edward G. Robinson Emmanuel Goldenberg. Insinuiert wurde eine abgefeimte Verschwörung jüdischer Strippenzieher, die das gutgläubige amerikanische Publikum aufs Übelste hinters Licht geführt hatten und im Interesse der Sowjetmacht agierten. Andererseits setzte auch das intellektuelle „American Committee for Cultural Freedom“, in dem ehemalige Kommunisten wie der Philosoph Sidney Hook organisiert waren, auf das antikommunistische Ticket und forderte die Entfernung kommunistischer Verdächtiger aus dem Schul- und Universitätsdienst. Hinter einem Wust an Archivmaterial vermag Horne nicht, verschiedene intellektuelle und historische Stränge zu verknüpfen. So führt er Hook in einem Cameo-Auftritt als „antikommunistischen Philosophen“ vor, unterschlägt dabei aber dessen kommunistische Vorgeschichte, wobei ihm essentielle psychologische Beweggründe für bestimmte Verhaltensweisen entgehen. „Hook und Co.“, schrieb die New Yorker Autorin Mary McCarthy 1952, „denken im Sinne von Seilschaften und kulturellen Monopolen und wurden durch das kurze stalinistische Intermezzo der dreißiger Jahre wirklich traumatisiert, als sie zum Beispiel argwöhnten, dass sich Verleger nicht für ihre Bücher einsetzten, weil unter den Buchhändlern oder sogar Mitarbeitern stalinistische Einflüsse vorherrschten.“
Diese psychologische Dimension der Auseinandersetzung zwischen Intellektuellen, die von einer ähnlichen Basis starteten, jedoch gegenläufige Entwicklungen nahmen, nimmt Horne nicht wahr. Für ihn ist Lawson der Funktionär innerhalb der gewerkschaftlichen Organisation der Filmautoren und der Kommunistischen Partei, jedoch nie der Intellektuelle, der zu einem bestimmten Zeitpunkt die für ihn fatale Wahl traf, Techniker der Macht zu werden. In seinem Prolog würdigt er ihn als „US-Intellektuellen mit globaler Reichweite“, der nicht nur Nachwuchsautoren wie Clifford Odets oder Abby Mann beeinflusste, sondern auch bei Sergej Eisenstein mit seinem theoretischen Werk „Theory and Technique of Playwriting“ (1936) nachhaltigen Eindruck hinterließ. Mit Lawsons filmtheoretischen Werke wie „Film in the Battle of Ideas“ (1953) und „Film: The Creative Process“ (1964) setzt sich Horne aber inhaltlich kaum auseinander. Gleichfalls bleibt seine Rolle in der Gründung der kritischen Filmzeitschrift „Hollywood Quarterly“, der Vorläuferin des renommierten Magazins „Film Quarterly“, unterbelichtet. Letztlich bleibt er auf den einen geschichtlichen Moment reduziert, als er gegen die Ungerechtigkeit der medial inszenierten Untersuchung des antikommunistischen Tribunals anschrie und sich damit nicht nur – wegen „Missachtung des Kongresses“ — ins Abseits katapultierte. Während andere Autoren später wieder ins Geschäft zurück kehrten und bei der Kritik wie beim Publikum reüssierten, blieb Lawson Zeit seines Lebens der Verfemte, dessen Name niemals von der „Schwarzen Liste“ verschwand. Noch in den 1960ern, als er sich kritisch mit den sowjetischen Verhältnissen auseinander setzte und seinen Lebensunterhalt mit Universitätsvorträgen bestritt, blieb er in den Augen der Öffentlichkeit der kommunistische „Parteibonze“ der Vergangenheit und „Un-Amerikaner“, der bis zu seinem Tod vergeblich gegen das Image des machtgefügigen Polit-Kommissars ankämpfte. Leider ist Horne eher mit der Strukturierung seiner archivarischen Forschungsergebnisse denn mit den psycho-biografischen Entwicklungen der Figur JHL beschäftigt, sodass Lawson letzten Endes lediglich als Objekt einer technokratisch-akademischen Unternehmung erscheint.
Die Empathie, die Horne vermissen lässt, ist der große Vorzug der Biografie über den Radikalpazifisten David Dellinger (1915–2004) des an der University of Waterloo im kanadischen Ontario lehrenden Historikers Andrew E. Hunt, der auf Grund seines erzählerischen Talents es nicht nur vermag, die politischen und biografischen Fäden miteinander über eine jahrzehntelange Geschichte zu verknüpfen, die dem gängigen Muster einer dekadenorientierten Historiografie zuwiderläuft, sondern es gelingt ihm, auch die Widersprüchlichkeiten seines historischen Protagonisten zu thematisieren, ohne ihn zu denunzieren. Archiv- und Interviewmaterialien führen hier kein Eigenleben, und der Historiker erlag nicht dem „Sirenengesang des Archivs“, sondern Hunt ordnet sein Material im Interesse der Geschichte sorgsam an und entschlägt sich der Eitelkeit, unentwegt mit den Zitatenkärtchen aus der Schatzkammer des Anekdotentums zu wedeln. Sein Buch ist eine Gegengeschichtsschreibung, die eine historische Figur vor dem Vergessen bewahren will und gegen die konforme Meinung argumentiert. „Dellinger ist immer ein Narr gewesen“, gab 1996 der US-Staatsanwalt und Chefankläger im Verschwörungsprozess von Chicago im Jahre 1969, Thomas Foran, zu Protokoll, „er wird immer ein Narr sein, und es lohnt nicht die Mühe, über ihn etwas zu sagen. Um die Welt stünde es besser, wenn man einige Leute vollkommen ignorierte.“ Gegen dieses Ansinnen, in einer von Gewalt bestimmten, eindimensionalen Welt die Utopie eines Anderen schon im Denken zu unterbinden, ist Hunts Buch gerichtet.
Dellinger entstammte einer wohlhabenden Anwaltsfamilie in Massachusetts und studierte an der Eliteuniversität Yale Wirtschaftswissenschaften, doch verließ er schon früh den vorgezeichneten Weg und wandte sich einem christlich begründeten, aber auch von Gandhi beeinflussten Radikalpazifismus zu. Auf einer Reise durch das krisengeschüttelte Europa im Jahre 1936, die ihn sowohl in das vom Bürgerkrieg gezeichnete Spanien als auch in das nazistische Deutschland führte, zweifelte er kurzzeitig, ob die herrschenden Zustände mit Mitteln der Gewaltlosigkeit zu überwinden seien, doch erschienen ihm die Alternativen, etwa der Kommunismus (der in jenen Jahren in radikalen Zirkeln en vogue war), nicht besser geeignet, mit den grimmigen Realitäten der Zeit fertig zu werden. Gerade die Kommunistische Partei mit ihren abrupten Positionswechseln verfolgte in seinen Augen lediglich eine machiavellistische Politik. Für Dellinger war der zweite Weltkrieg nicht der „gute Krieg“ gegen den Faschismus, sondern ein gewalttätiges Unternehmen, das nicht die Wurzel des Übels ausmerzte, sondern lediglich die Welt sicher für die Gewalt und Barbarei machte. Als aktiver Pazifist und Kriegsdienstverweigerer ging er in den frühen 1940er Jahren – obwohl selbst der berühmte Theologe Reinhold Niebuhr gegen diese Position opponierte und auf Kriegsdienstverweigerer ein enormer politischer, sozialer und moralischer Druck ausgeübt wurde – mehrmals ins Gefängnis. Es war typisch für Dellingers anarchistische Grundhaltung Zeit seines Lebens: In der Verfolgung seiner politischen Ziele scheute er sich nicht, all seine Existenz in den Kampf zu werfen – auch wenn er einen hohen Preis bezahlte. Er opferte seine Karriere, ein mögliches Leben in Wohlstand und Respektabilität, nahm Verhaftungen und Gefängnisstrafen auf sich, ruinierte fast sein Privatleben und seine Gesundheit, um seinem Ziel – die Welt etwas besser zu machen – ein paar Schritte näher zu kommen: Keep your eyes on the prize.
In seiner Biografie schildert Hunt nicht allein den politischen Menschen Dellinger, sondern zeigt über die Jahrzehnte des Engagements auch die negativen Auswirkungen des unentwegten Einsatzes für die Sache des Friedens auf den familiären Mikrokosmos der Dellingers: Manchmal konnten die Kinder die Gewaltlosigkeit ihres Vaters nicht länger ertragen und baten darum, wie „gewöhnliche“ amerikanische Kinder behandelt zu werden; und die langen Zeiten der Abwesenheit des politischen Aktivisten Dellinger führten schließlich dazu, dass sich seine Frau in den späten 1960er von ihm entfremdete und für einige Jahre von ihm trennte. Diese privaten Aspekte präsentiert Hunt nicht aus einer voyeuristischen Perspektive, sondern bettet sie in eine breitere Erzählung ein, welche die Problematik des unentwegten Aktivismus am Rande des „workalcoholism“ thematisiert, ohne das politische Engagement zu denunzieren.
In den Zeiten des Kalten Krieges war Dellinger ein eher schattenhafter Rebell gegen das konformistische Amerika, ein Aktivist des Pazifismus, der jedoch in der Öffentlichkeit vor allem durch den radikalsozialistischen Theologen A. J. Muste (1885–1967) repräsentiert wurde. Muste war auch die treibende Kraft in der Gründung des unabhängigen linken Magazins „Liberation“ im Jahre 1956, die als Gegenkraft zur sozialdemokratisch-antikommunistischen Zeitschrift „Dissent“ konzipiert war, um als Sprachrohr einer „neuen Linken“ zu fungieren. In den Folgejahren war Dellinger der federführende Redakteur dieses Projekts, und Hunt zeigt auf, wie sowohl politische Differenzen als auch persönliche Divergenzen das Magazin an den Abgrund zu führen drohten, wobei er auch Dellingers Fehleinschätzungen hinsichtlich des emanzipatorischen Charakters der kubanischen Revolution (die zum Absprung einiger Redakteure führte) nicht unterschlägt.
Obwohl Dellinger die kriegerischen Ereignisse in Südostasien wie viele Amerikaner zunächst kaum wahrnahm, wurde er ab 1963 zu einem führenden Aktivisten der Antikriegsbewegung, der auch von den jüngeren „Neuen Linken“ wie Tom Hayden und Richard Flacks akzeptiert und bewundert wurde. Allmählich trat Dellinger aus dem Schatten A. J. Mustes heraus und wurde zu einem prominenten Repräsentanten der Antikriegsbewegung, der die Mittel des gewaltlosen Widerstandes mit den Techniken der „neuen Guerilla“ zu verbinden suchte. Damit entfremdete er sich einerseits alten Pazifisten, die ihre Ideale der Gewaltlosigkeit verraten sahen; andererseits verkannte die Anfälligkeit junger Aktivisten für die Verlockungen des Mediengeschäftes. So rekrutierte er Jerry Rubin für die Antikriegsorganisation MOBE, wobei er jedoch außer Acht ließ, dass Rubin vor allem durch einen Impetus getrieben wurde, stets als Akteur in der medialen Maschine aufzutauchen, um der eigenen Wichtigkeit sich versichern zu können. Auch in der Organisation der Proteste gegen den Konvent der Demokratischen Partei in Chicago 1968 warfen ihm interne Kritiker mangelnde Führungsqualitäten vor, da die Revolte gegen die politischen Rackets außer Kontrolle geriet, was jedoch nicht zuletzt an der außer Rand und Band geratenen polizeilichen Ordnungsmacht lag. Zusammen mit anderen „Rädelsführern“ wie Rennie Davis, Tom Hayden, Jerry Rubin, Abbie Hoffman und Bobby Seale wurde er der Verschwörung angeklagt und zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt, die jedoch später auf Grund von Verfahrensfehlern außer Kraft gesetzt wurde. Wie schon während des zweiten Weltkrieges war Dellinger bereit, für seine pazifistische Überzeugung aufs Ganze zu gehen und auch eine mehrjährige Gefängnisstrafe in Kauf zu nehmen, was ihn von politischen Pragmatikern und Realpolitikern wie Hayden unterschied, die nicht willens waren, für ihr Engagement einen existentiellen Preis zu zahlen. „Dave ist ein Pazifist“, bemerkte Hayden, „und Pazifisten haben nicht viel Realitätssinn.“
Haydens „Realitätssinn“ führte ihn schließlich vom Protest zur Macht, vom Versuch der Redemokratisierung der amerikanischen Gesellschaft in das politische Establishment, wobei es in den Augen Dellingers keinerlei Rechtfertigung für diesen Frontwechsel gab. Nach dem Ende der Großen Party blieb er allein zurück: Die ehemaligen Weggenosssen wandten sich entweder dem Spiritualismus zu oder entdeckten ihr Herz für den Konservatismus. Am Ende stand der Niedergang der Linken, den Dellinger nicht realisierte. Das Projekt „Liberation“ gab er 1977 zu Gunsten des prestigeträchtigen Magazins „Seven Days“ auf, das – mit den Worten des Publizisten Victor Navasky – eine Art „Time Magazine“ der Linken sein sollte, aber schon nach kurzer Zeit im Zuge der allgemeinen linken Krise an den grimmigen Realitäten der Nach-Vietnam-Ära scheiterte. Trotz aller Rückschläge blieb Dellinger als Pazifist bis zur Jahrtausendwende aktiv, ehe ihn die Alzheimer-Krankheit allmählich ins Seitenaus manövrierte. Im Gegensatz zum martialisch sich inszenierenden Präsidenten war Dellinger tatsächlich „unamerikanisch“, wenn man – wie es Alphonso Pinkney in seinem Buch „The American Way of Violence“ (1972) tat – die Gewalt als grundlegenden Wesenszug des amerikanischen Nationalcharakters identifiziert. Dellinger verkörperte die Utopie einer politischen Gewaltlosigkeit, die ein lebenslanges Engagement verlangte, und widersprach bis zuletzt der These, dass eine Regeneration durch Gewalt erfolgen könne. In einer Welt, in der Gewalt als alleiniges Mittel der Konfliktlösung begriffen wird, mag dies als mangelnder Realitätssinn begriffen werden, doch sind die selbst ernannten „Realisten“ nicht Teil der Lösung, sondern des allumgreifenden Problems, das letztlich in die Katastrophe übergreifen kann.
Bibliografische Angaben:
Gerald Horne. The Final Victim of the Blacklist: John Howard Lawson, Dean of the Hollywood Ten. University of California Press, Berkeley 2006. 360 Seiten, € 21,50.
Andrew E. Hunt. David Dellinger: The Life and Times of a Nonviolent Revolutionary. New York University Press, New York 2006. 346 Seiten, € 30,50.
© Jörg Auberg
Geschrieben 2007 — unveröffentlicht