Männerwelt des Geistes Ronnie Grinberg untersucht die Maskulinität der Intellektuellen von Jörg Auberg Im zweiten Teil von Hermann Brochs Romantrilogie Die Schlafwandler träumen die deutschen Arbeiter und Angestellten von »Amerika« als einem utopischen Ort, wo man »hochkommen« könne, ohne sich »wie hier umsonst zu schinden«, und zitierten Goethe: »Amerika, du hast es...
Die »Filmkritik«: Eine Zeitschrift und die Medien
Die Maschinerie der Verblendung Aufstieg und Niedergang der Zeitschrift »Filmkritik« von Jörg Auberg In einem programmatischen Artikel zur gesellschaftlichen Rolle des Filmkritikers konstatierte Siegfried Kracauer wenige Monate vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten, der »Filmkritiker von Rang« sei »nur als Gesellschaftskritiker denkbar«. Die Mission...
Thomas Sparr: Zauberberge
Der demokratische Tod Thomas Manns »Jahrhundertroman« Der Zauberberg von Jörg Auberg »Der Faschismus ist greisenhaft und böse, in jeglicher Gestalt.« Hans Mayer1 Rückblicke auf den Zauberberg IIm Herbst 1924 erschienen die beiden Bände des Romans Der Zauberberg, die – mit den Worten Thomas Manns in einer Einführung des Werkes für Studenten an der Princeton University im...
Leonardo Sciascia: Die Affaire Moro
Die Geschichte Aldo Moros in seiner letzten Lebensphase reflektiert Leonardo Sciascia durch literarische Prismen (wie Pier Paolo Pasolini, Luigi Pirandello, Jorge Luis Borges und Edgar Allan Poe) und gewinnt auf diese Weise Einsichten, die ihn in seiner Unerbittlichkeit und Unbeirrbarkeit gegen die herrschende Meinung nahezu aller politischen Richtungen bestärken.
Paul Auster: Bloodbath Nation
Paul Austers Vermächtnis Ein nahezu klassischer Essay über Waffengewalt von Jörg Auberg Im Juli 1945, als der Zweite Weltkrieg noch im vollen Gange war, konstatierte der italienische Emigrant Niccoló Tucci in der New Yorker pazifistischen Zeitschrift Politics: »Das Problem ist nicht, wie man den Feind loswird, sondern eher, wie man den letzten Sieger loswird. Denn was ist...
Aus den Archiven: Paul Auster — Travels in the Scriptorium
Der Mensch und die Texte Über Paul Auster und die Exerzitien der Literaturkritik von Jörg Auberg Wie der Intellektuelle es macht, macht er es falsch«, heißt es in Adornos Minima Moralia. Der Schriftsteller (im Sartre’schen Sinne seinem Wesen nach ein Intellektueller, dem es um die Mitteilung des Nicht-Mitteilbaren »unter Ausnutzung des Anteils an Desinformation...
Guy de Maupassant: Claire de Lune
Der Verlorene Guy de Maupassant und die Tortur der Seele von Jörg Auberg In Raymond Jeans Roman La Lectrice (1986, dt. Die Vorleserin) versucht die arbeitslose Ex-Studentin Marie-Constance1, mit der Gründung einer Ich-AG als Vorleserin in einer französischen Kleinstadt sich zu etablieren. Ihr ehemaliger Professor Roland empfiehlt ihr für ihr »Metier« die...
Christian Brückner: Hinab in den Maelström
Im Maul des Abgrunds Marginalien zum Erzählkonzert »Hinab in den Maelström« von Jörg Auberg Der Begriff des Fortschritts ist in der Idee der Katastrophe zu fundieren. Daß es ›so weiter‹ geht, ist die Katastrophe. Sie ist nicht das jeweils Bevorstehende sondern das jeweils Gegebene. Walter Benjamin1 In seinem Standardwerk zur Erfahrung der Modernität im 19. und 20...
Richard Brautigan: Forellenfischen in Amerika
Trouvailles (I) Vom Spiel mit dem Buch als Buch Nachbetrachtungen zu Richard Brautigans Roman »Forellenfischen in Amerika« von Jörg Auberg Kürzlich erstand ich in dem exquisit bestückten Versandantiquariat Abendstunde, das von Wolfgang Schäfer in Ludwigshafen betrieben wird, ein Exemplar von Richard Brautigans Roman Forellenfischen in Amerika, der 1971 in der...
Ernst Schoen: Tagebuch einer Deutschlandreise 1947
Unversöhnliche Erinnerungen Ernst Schoens Tagebuch einer Deutschlandreise 1947 von Jörg Auberg In einer mit dem Titel »Staats-Räson« überschriebenen Notiz kurz nach seiner Rückkehr nach Westdeutschland in den späten 1940er Jahren umriss Max Horkheimer das »verstärkte Leiden« jener Menschen, »die schon zivilisiert waren und nun aufs neue durch die Mühle müssen«1 Diese...
Richard Ford: Valentinstag
Endstation Realismus Richard Fords Pentalogie über die Mittelschichtsdämmerung von Jörg Auberg In seinem drei Jahre vor seinem selbstgewählten Tod erschienen Essay Was wird Literatur? im Jahre 2001 hielt der Literaturkritiker Lothar Baier der zeitgenössischen Literatur einen »quietistischen Biedersinn« vor. »Kritik im Sinn fundamentaler, von analytischem...
Marseille Transfer
Marseille Transfer Im Labyrinth von Exil und Widerstand während der 1940er Jahre von Jörg Auberg Prolog Im Oktober 1970 schrieb Alfred Kantorowicz zur Vorgeschichte seines Erinnerungsbuches Exil in Frankreich: Merkwürdigkeiten und Denkwürdigkeiten: Die wunderlichen Umstände, die mein Entkommen aus dem besiegten Frankreich nach den USA ermöglichten, liegen jetzt 30...
Blick zurück nach vorn
Blick zurück nach vorn Eine Bücherlese des zurückliegenden Jahres 2022 von Jörg Auberg The Beat Goes On u den verdienstvollen Unternehmungen des Rowohlt-Verlages gehört die Pflege des »klassischen Erbes« im sonst vornehmlich auf Profit und Rendite ausgerichteten Holtzbrinck-Konzern. Seit Jahren werden Werke von Autoren, welche die »Marke« Rowohlt...
Thomas Pynchon: Sterblichkeit und Erbarmen in Wien
Seit Jahrzehnten grübeln Pynchonologen darüber, warum Thomas Pynchon die Kurzgeschichte »Mortality and Mercy in Vienna«, die er er 22-jähriger Student im Frühjahr 1959 im Studentenmagazin Epoch der Cornell University veröffentlichte, niemals für eine Republikation in Betracht zog. Für den im Jahre 1984 herausgegebenen Band Slow Learner (dt...
Die Masken des Genies
Die Masken des Genies Thomas Manns Exiljahre in Princeton und Kalifornien von Jörg Auberg In seiner Aphorismensammlung Minima Moralia insistierte Theodor W. Adorno, dass jeder Intellektuelle in der Emigration ausnahmslos beschädigt sei und sich permanent dieser Beschädigung bewusst sein müsse. »Er lebt in einer Umwelt, die ihm unverständlich bleiben muß, auch wenn er...
Tom Gauld: Revenge of the Librarians
Bernd Eilert: Meine Île de Ré
Bretonisches Chill-Out Bernd Eilerts Hommage an die Île de Ré von Jörg Auberg Nachdem ich die erste Hälfte des Sommers (mehr oder minder) damit verbracht hatte, durch den hartnäckigen Zitatenbeton von Paul Austers Stephen-Crane-Biografie In Flammen mich zu bohren und das Name-Dropping-Panoptikum von Colm Tóibíns Thomas-Mann-Roman The Magician zu ertragen, stieß...
Marcel Reich-Ranicki: Ein Leben, viele Rollen
Der Grosse Zampano Marcel Reich-Ranickis Rollen in kritischen Zeiten von Jörg Auberg In der Literaturgeschichte der Bundesrepublik nimmt Marcel Reich-Ranicki die Rolle des »mächtigen Literaturkritikers« ein, wie Helmut Böttiger in seiner persönlich gehaltenen Literaturgeschichte der 1970er Jahre unterstrich1. In der Retrospektive war er in den Augen von...
Die Politik der Rackets
Herrschaft oder Anarchie Kai Lindemann durchleuchtet die Praxis der Rackets von Jörg Auberg Der Begriff »Racket« hat im gängigen Sprachgebrauch mittlerweile eine Reihe von Bedeutungen. In erster Linie wird er mit dem Tennisschläger in Verbindung gebracht. Darüber hinaus bezeichnet er (unter anderem) eine Programmiersprache, eine Social-Media-Audio-App (»Let’s Make a...
Peter Burschel: Die Herzog August Bibliothek
Die Bibliothek zwischen Kultur und Barbarei Peter Burschels Geschichte der Herzog August Bibliothek In seiner Sozialgeschichte des Wissens beschrieb Peter Burke Gottfried Wilhelm Leibniz als die Inkarnation eines Universalgelehrten, der den Philosophen mit dem Bibliothekar in sich vereinte. Als Bibliothekar der 1572 gegründeten Herzog August Bibliothek (HAB)...