Der demokratische Tod Thomas Manns »Jahrhundertroman« Der Zauberberg von Jörg Auberg »Der Faschismus ist greisenhaft und böse, in jeglicher Gestalt.« Hans Mayer1 Rückblicke auf den Zauberberg IIm Herbst 1924 erschienen die beiden Bände des Romans Der Zauberberg, die – mit den Worten Thomas Manns in einer Einführung des Werkes für Studenten an der Princeton University im...
Ernst Schoen: Tagebuch einer Deutschlandreise 1947
Unversöhnliche Erinnerungen Ernst Schoens Tagebuch einer Deutschlandreise 1947 von Jörg Auberg In einer mit dem Titel »Staats-Räson« überschriebenen Notiz kurz nach seiner Rückkehr nach Westdeutschland in den späten 1940er Jahren umriss Max Horkheimer das »verstärkte Leiden« jener Menschen, »die schon zivilisiert waren und nun aufs neue durch die Mühle müssen«1 Diese...
Die Masken des Genies
Die Masken des Genies Thomas Manns Exiljahre in Princeton und Kalifornien von Jörg Auberg In seiner Aphorismensammlung Minima Moralia insistierte Theodor W. Adorno, dass jeder Intellektuelle in der Emigration ausnahmslos beschädigt sei und sich permanent dieser Beschädigung bewusst sein müsse. »Er lebt in einer Umwelt, die ihm unverständlich bleiben muß, auch wenn er...
Jean-Luc Godard: Der permanente Revolutionär
Ungenügend Bert Rebhandls Godard-Biografie Von Wolfram Schütte Jean-Luc Godard ist unter den Filmmachern, was Picasso unter den Bildenden Künstlern war: »Der permanente Revolutionär«. Zutreffend für das heute kaum noch zu überblickende Oeuvre des Neunzigjährigen lautet so der Untertitel der Biographie, die der 1964 geborene österreichische Filmkritiker Bert...
Gustave Flaubert — Literatur und Neurose
Andrew Rubin — Archives of Authority
Spuren der Vergangenheit Andrew Rubin analysiert die intellektuelle Kultur im Zeitalter des Kalten Krieges von Jörg Auberg Als die amerikanische Zeitschrift Ramparts im Jahre 1967, auf dem Höhepunkt des Vietnamkriegs, die Abhängigkeit vieler westlicher Intellektueller vom amerikanischen Geheimdienst CIA offenlegte, war die Empörung groß. Nach dem Ende des Zweiten...
Paul Auster — Unsichtbar
Ein Dichter am Rande des Nervenzusammenbruchs Über Paul Austers Roman Unsichtbar Von Jörg Auberg Auf dem Cover des Picador-Bandes mit dem Titel Collected Prose, der autobiographische Schriften, Essays und kürzere Texte Paul Austers versammelt, prangt das schwarzweiße Portrait des Autors als 21-jähriger Student der New Yorker Columbia-Universität aus dem Jahre...
Paul Auster — White Spaces
Auster Vor Auster Rückblick auf Paul Austers frühe Poetische Versuche Von Jörg Auberg Ehe Paul Auster in der Mitte der 1980er Jahre mit seiner New Yorker Trilogie zu einem »Shooting Star« der US-amerikanischen Postmoderne aufstieg, durchlebte er im Jahrzehnt davor eine Existenz als dichtender Hungerkünstler. In einem seiner rückblickenden autobiografischen Texte...
James Joyce — Der Bogeyman der Moderne
Der Bogeyman der Moderne James Joyce und die Abgründe der Politik Von Jörg Auberg »When you tell the Irish that they are slow in recognizing their own men of genius they reply with street riots and politics.«1 Ezra Pound, 1917 »I have no wish to codify myself as anarchist or socialist or reactionary.«2 James Joyce, 1907 Im Oktober 1939, als er Zuflucht in einem Pariser Hotel...
William S. Burroughs — Retaking the Universe
Dead Man Talking William S. Burroughs’ Rückkehr in die akademische Zone Von Jörg Auberg Bereits Jahre bevor William S. Burroughs (1914–1997) mit Naked Lunch mit einem Paukenschlag auf der literarischen Bühne erschien, war er eine prominente Figur im literarischen Betrieb. Jack Kerouac verewigte ihn als »Old Bull Lee« in seinem Roman On the Road (1957), während Allen Ginsberg...
Wolfgang Pohrt — Gewalt und Politik
Nachruf auf eine Bestie Wolfgang Pohrts Schriften aus den 1980er Jahren Von Jörg Auberg Aus den »Lagunen des Vergessens« (Balzac) taucht Wolfgang Pohrt, der es als polemischer Kritiker der deutschen Linken und Friedensbewegung in den 1980er Jahre zu einiger Prominenz in den einschlägigen Zirkeln der alten Bundesrepublik gebracht hatte, mit einer...
Thorsten Fuchshuber: Rackets
Im toten Wald der Worte Thorsten Fuchshuber demaskiert sich in seiner Theorie der Bandenherrschaft als Sprachrohr der Herrschaft Von Jörg Auberg Im US-amerikanischen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff »Racket« eine verschworene Interessengemeinschaft, die ihre Partikularziele auf Kosten der Allgemeinheit verfolgt. In den dreißiger Jahren des letzten...
Das Erkalten der Moderne
Das Erkalten der Moderne Die Rolle des Modernismus in den Auseinandersetzungen des Kalten Krieges von Jörg Auberg Als im Juni 1940 Paris, das »Laboratorium des zwanzigsten Jahrhunderts« (wie der Kunstkritiker Harold Rosenberg die französische Kapitale in einem Nekrolog nannte), der nazistischen Gewaltmaschine zum Opfer gefallen war und die Internationale der...
Maike Albath: Trauer und Licht
Die Insel als Gegenraum Maike Albath untersucht die Literatur Siziliens Von Jörg Auberg »Von den Inseln kann man sich nicht entfernen, höchstens fliehen, oder man möchte sie nie mehr verlassen.«1 Simone Perotti, Atlas der Mittelmeerinseln Auf seiner italienischen Reise insistierte Goethe in Palermo im April 1787, dass Italien ohne Sizilien kein Bild in der Seele mache:...
Aus den Archiven: Maike Albath — Rom, Träume
Von Mussolini zu Berlusconi In ihrem Buch Rom, Träume schildert Maike Albath die Entwicklung der italienischen Kultur vom Ende des Faschismus zu einer von Medienkonglomeraten beherrschten Gesellschaft. von Jörg Auberg Nach dem Untergang des Faschismus in Italien weste das Unheil fort. Cinecittà – 1937 von Benito Mussolini als filmische Propagandafabrik unter dem...
Aus den Archiven: Maike Albath — Der Geist von Turin
Der Glanz des Hauses Einaudi Maike Albath zeichnet in ihrem Buch Der Geist von Turin den Aufstieg und Fall des Verlagshauses Einaudi nach von Jörg Auberg Der italienische Verlag Einaudi gehört zu den kulturellen Institutionen, die zwar noch immer existieren und von einem legendären Ruf zehren, über die aber die Geschichte mittlerweile mitleidlos hinweggegangen ist...
Sigismund Krzyżanowski: Münchhausens Rückkehr
Genosse Münchhausen Sigismund Krzyżanowskis Roman Münchhausens Rückkehr liegt erstmals in einer deutschen Übersetzung vor Von Jörg Auberg In dem kurzen sowjetischen Animationsfilm Münchhausens Abenteuer1 aus dem Jahre 1929 taucht Baron Münchhausen aus einem Buch auf, um augenzwinkernd zu erklären, dass er Lügner und Aufschneider nicht ertragen könne. Am Ende...
Richard Fariña: Been Down So Long It Looks Like Up To Me
Live Fast, Die Young Der Schriftsteller und Musiker Richard Fariña kehrt aus dem Totenreich zurück Von Jörg Auberg »Natürlich war es ein Unfall«, sagte er. »Das weiß ich.«1 Ernest Hemingway, »Das kurze glückliche Leben des Francis Macomber« Am 30. April 1966 – es war der 21. Geburtstag seiner Frau Mimi Baez – brach Richard Fariña mit einem Gast der Geburtstagsgesellschaft...
Alberto Manguel: Packing My Library
Monumente des Scheiterns Alberto Manguel beschwört die stetige Arbeit der Humanität in der Bewahrung der Materialität der Bücher im Zeitalter der Digitalisierung Von Jörg Auberg Im Jahre 2015 sah sich Alberto Manguel, Autor der preisgekrönten Geschichte des Lesens (1996), nach fünfzehn Jahren gezwungen, seine Bibliothek in einem alten steinernen Pfarrhaus in...
Andrej Platonow: Tschewengur
Die Utopie in den Augen toter Fische Andrej Platonows jahrzehntelang verbotener Roman Tschewengur liegt in einer überarbeiteten Neuausgabe vor Von Jörg Auberg Im Jahre 1927 feierten die sowjetischen Machthaber ihr »Oktober«-Jubiläum mit einer Heroisierung ihrer zehnjährigen Herrschaft. In Filmen wie Oktober (Sergej M. Eisenstein), Das Ende von Sankt Petersburg...