Der demokratische Tod Thomas Manns »Jahrhundertroman« Der Zauberberg von Jörg Auberg »Der Faschismus ist greisenhaft und böse, in jeglicher Gestalt.« Hans Mayer1 Rückblicke auf den Zauberberg IIm Herbst 1924 erschienen die beiden Bände des Romans Der Zauberberg, die – mit den Worten Thomas Manns in einer Einführung des Werkes für Studenten an der Princeton University im...
Leonardo Sciascia: Die Affaire Moro
Die Geschichte Aldo Moros in seiner letzten Lebensphase reflektiert Leonardo Sciascia durch literarische Prismen (wie Pier Paolo Pasolini, Luigi Pirandello, Jorge Luis Borges und Edgar Allan Poe) und gewinnt auf diese Weise Einsichten, die ihn in seiner Unerbittlichkeit und Unbeirrbarkeit gegen die herrschende Meinung nahezu aller politischen Richtungen bestärken.
Paul Auster: Bloodbath Nation
Paul Austers Vermächtnis Ein nahezu klassischer Essay über Waffengewalt von Jörg Auberg Im Juli 1945, als der Zweite Weltkrieg noch im vollen Gange war, konstatierte der italienische Emigrant Niccoló Tucci in der New Yorker pazifistischen Zeitschrift Politics: »Das Problem ist nicht, wie man den Feind loswird, sondern eher, wie man den letzten Sieger loswird. Denn was ist...
Blick zurück nach vorn
Blick zurück nach vorn Eine Bücherlese des zurückliegenden Jahres 2022 von Jörg Auberg The Beat Goes On u den verdienstvollen Unternehmungen des Rowohlt-Verlages gehört die Pflege des »klassischen Erbes« im sonst vornehmlich auf Profit und Rendite ausgerichteten Holtzbrinck-Konzern. Seit Jahren werden Werke von Autoren, welche die »Marke« Rowohlt...
Die Masken des Genies
Die Masken des Genies Thomas Manns Exiljahre in Princeton und Kalifornien von Jörg Auberg In seiner Aphorismensammlung Minima Moralia insistierte Theodor W. Adorno, dass jeder Intellektuelle in der Emigration ausnahmslos beschädigt sei und sich permanent dieser Beschädigung bewusst sein müsse. »Er lebt in einer Umwelt, die ihm unverständlich bleiben muß, auch wenn er...
Bernd Eilert: Meine Île de Ré
Bretonisches Chill-Out Bernd Eilerts Hommage an die Île de Ré von Jörg Auberg Nachdem ich die erste Hälfte des Sommers (mehr oder minder) damit verbracht hatte, durch den hartnäckigen Zitatenbeton von Paul Austers Stephen-Crane-Biografie In Flammen mich zu bohren und das Name-Dropping-Panoptikum von Colm Tóibíns Thomas-Mann-Roman The Magician zu ertragen, stieß...
Die Politik der Rackets
Herrschaft oder Anarchie Kai Lindemann durchleuchtet die Praxis der Rackets von Jörg Auberg Der Begriff »Racket« hat im gängigen Sprachgebrauch mittlerweile eine Reihe von Bedeutungen. In erster Linie wird er mit dem Tennisschläger in Verbindung gebracht. Darüber hinaus bezeichnet er (unter anderem) eine Programmiersprache, eine Social-Media-Audio-App (»Let’s Make a...
Peter Burschel: Die Herzog August Bibliothek
Die Bibliothek zwischen Kultur und Barbarei Peter Burschels Geschichte der Herzog August Bibliothek In seiner Sozialgeschichte des Wissens beschrieb Peter Burke Gottfried Wilhelm Leibniz als die Inkarnation eines Universalgelehrten, der den Philosophen mit dem Bibliothekar in sich vereinte. Als Bibliothekar der 1572 gegründeten Herzog August Bibliothek (HAB)...
Defining the Age — Daniel Bell, His Time and Ours
Verloren und abtrünnig Daniel Bells Lamento einer verblassten Geschichte von Jörg Auberg Der Sozialwissenschaftler Daniel Bell (1919–2011) gilt als ein prototypischer Repräsentant der New Yorker Intellektuellen des 20. Jahrhunderts, der nicht nur den Weg von der »alten Linken« in den 1930er Jahren zum Neokonservatismus der Reagan-Ära beschritt, sondern auch den...
Philip Oltermann: The Stasi Poetry Circle
Der Club der roten Dichter Philip Oltermann erzählt die seltsame Geschichte eines Stasi-Poeten-Zirkels Wie aus grauer Vorzeit wabern diese Worte in die Gegenwart. »In einer Welt«, schrieben Max Horkheimer und Theodor W. Adorno 1950, »in der die Gedanken mehr als je in Zweckzusammenhänge verflochten sind, genügt es nicht vom Frieden zu reden. Man muß fragen, wer vom Frieden...
Karl Heinz Roth — Blinde Passagiere
Der Kampf geht weiter Karl Heinz Roth analysiert die Folgen der Corona-Krise von Max Henninger Redaktionelle Vorbemerkung ach wie vor hat die Corona-Pandemie den Planeten fest im Griff, wobei nicht allein gesundheitspolitische Faktoren die menschliche Existenz bestimmen, sondern zunehmend auch extremistische Rackets und verschwörungstheoretische »Narrative«...
Helmut Böttiger — Die Jahre der wahren Empfindung
Das Verschwinden der Dialektik Helmut Böttigers »Jahre der wahren Empfindung« von Jörg Auberg »Wer nur etwas von Literatur versteht, versteht auch davon nichts.« Lothar Baier 1 Die Erinnerung an die literarischen 1970er Jahre in Deutschland verbindet sich zum einen mit »Großschriftstellern« wie Heinrich Böll, Günter Grass, Arno Schmidt oder Uwe Johnson und zum...
Ingrid Gilcher-Holtey — Warten auf Godot?
Furien des Verschwindens Anmerkungen zu einer Anthologie der »Intellectual History« nach 1968 von Jörg Auberg »Wie der Intellektuelle es macht, macht er es falsch.« Theodor W. Adorno 1 Im Wortschatz der New Yorker Intellektuellen, bemerkte Eugene Goodheart in einem kurzen Abriss ihrer Geschichte, bezeichnete der Begriff »Akademiker« stets das...
Wolfgang Haug — Theodor Plievier: Anarchist ohne Adjektive
Der Autor in der Revolte Anmerkungen zu Wolfgang Haugs Biografie über Theodor Plievier von Jörg Auberg »Ein Autor muß seinem Stoff gewachsen sein.« Theodor Plievier 1 In seiner voluminösen Studie Medienintellektuelle in der Bundesrepublik zählte der Historiker Axel Schildt den Schriftsteller Theodor Plievier (1892–1955) zur Gruppe »ehemalige[r] kommunistische[r]...
Florian Kaufmann — Gemeinsames Aufbrechen
Andrej Platonow: Die glückliche Moskwa
Walter Boehlich: Kein Grund zur Selbstreinigung
Der letzte Mohikaner Walter Boehlichs Titanic-Kolumnen Von Jörg Auberg »Unten im Hof krähte der schwarze Hahn und verkündete das Grauen des nächsten Tages.«1 Herman Bang, Sommerfreuden Wie Günther Busch – der legendäre Erfinder der edition suhrkamp – hat auch Walter Boehlich keine große Schriftensammlung hinterlassen. Zwar war Boehlich nicht ein »Autor, der...
Thorsten Fuchshuber: Rackets
Im toten Wald der Worte Thorsten Fuchshuber demaskiert sich in seiner Theorie der Bandenherrschaft als Sprachrohr der Herrschaft Von Jörg Auberg Im US-amerikanischen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff »Racket« eine verschworene Interessengemeinschaft, die ihre Partikularziele auf Kosten der Allgemeinheit verfolgt. In den dreißiger Jahren des letzten...
Die Rückkehr der Frankfurter Schule
Blicke auf eine infame Welt Retrospektiven auf die Erkenntnisse und Erfahrungen der Kritischen Theorie Die Kritische Theorie, wie sie von Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse, Leo Löwenthal und anderen Intellektuellen zunächst in Frankfurt begründet und später in den USA unter veränderten Prämissen und Sichtweisen weiter...
Gian Carlo Fusco — Die Unerwünschten
Unerwünschte Zombies Über das Nachleben von Mordgesellen der Mafia, die sich selbst überlebten von Jörg Auberg Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann die US-amerikanischen, sich einer Reihe »unerwünschter Bürger« italienischer Herkunft zu entledigen, die zu Beginn des Jahrhunderts in die USA emigriert waren und in der Folgezeit zumeist brutale...