Anatomie einer Metamorphose John Dos Passos’ Odyssee durch das 20. Jahrhundert von Jörg Auberg in memoriam Lutz Schulenburg (1953–2013) »Das Leben hat nur eine Form: das Vergessen.« Francis Picabia 1 Wie viele Autoren prägten mich die »besten Zeiten« von John Dos Passos. Nach Ernest Hemingway und Jack Kerouac und vor William S. Burroughs war seine USA-Trilogie mein Begleiter...
Nancy Sinkoff — From Left to Right
Eine graue Eminenz in New York Lucy Dawidowicz und die »Verteidigung aller Juden« von Jörg Auberg In den einschlägigen Historiografien über die New Yorker Intellektuellen1 taucht Lucy Dawidowicz‘ Name nicht auf. Obwohl in den 1970er Jahren ihre Studie The War Against the Jews 1933–1945 zum Bestseller wurde und die »ethnische Wende« vieler New Yorker...
Andrew Rubin — Archives of Authority
Spuren der Vergangenheit Andrew Rubin analysiert die intellektuelle Kultur im Zeitalter des Kalten Krieges von Jörg Auberg Als die amerikanische Zeitschrift Ramparts im Jahre 1967, auf dem Höhepunkt des Vietnamkriegs, die Abhängigkeit vieler westlicher Intellektueller vom amerikanischen Geheimdienst CIA offenlegte, war die Empörung groß. Nach dem Ende des Zweiten...
Hans-Christian Riechers — Peter Szondi: Eine intellektuelle Biographie
Das Szondi-Projekt Über Hans-Christian Riechers »intellektuelle Biographie« Peter Szondis von Jörg Auberg Als ich zu Beginn der 1980er Jahre mein Studium am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in West-Berlin aufnahm, schwebte noch der Geist Peter Szondis durch die alte Institutsvilla. Den Dozenten und Dozentinnen kam sein Name nur in einem...
Marc Degens — Toronto
Banalitäten aus dem Nirgendwo Marc Degens und die Autofiktion eines Schreibenden von Jörg Auberg In den Jahren zwischen 2014 und 2018 begleitete Marc Degens, Schriftsteller und Leiter des Sukultur-Verlages in Berlin, seine Frau Alexandra nach Kanada, wo sie das Auslandsbüro des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) leitete. »Ihre Tätigkeit war mit...
Markus Schmidt — Verlassene Orte Niederrhein
Vor einigen Jahren warfen Jörg Schröder und Barbara Kalender einen »fremden Blick« auf die von der Herrschaft der Industrie gemodelte Landschaft, in der sich »Industriekapitäne« ihre Prunkvillen auf das Werkgelände stellen ließen, »um ihren kleinen Sklavenstaat ständig überwachen zu können«. Zu diesem »fremden Blick« durch das Objektiv einer Kamera ist Schmidt offenbar nicht fähig oder gewillt.
Paul Auster — Unsichtbar
Ein Dichter am Rande des Nervenzusammenbruchs Über Paul Austers Roman Unsichtbar Von Jörg Auberg Auf dem Cover des Picador-Bandes mit dem Titel Collected Prose, der autobiographische Schriften, Essays und kürzere Texte Paul Austers versammelt, prangt das schwarzweiße Portrait des Autors als 21-jähriger Student der New Yorker Columbia-Universität aus dem Jahre...
Paul Auster — White Spaces
Auster Vor Auster Rückblick auf Paul Austers frühe Poetische Versuche Von Jörg Auberg Ehe Paul Auster in der Mitte der 1980er Jahre mit seiner New Yorker Trilogie zu einem »Shooting Star« der US-amerikanischen Postmoderne aufstieg, durchlebte er im Jahrzehnt davor eine Existenz als dichtender Hungerkünstler. In einem seiner rückblickenden autobiografischen Texte...
James Joyce — Der Bogeyman der Moderne
Der Bogeyman der Moderne James Joyce und die Abgründe der Politik Von Jörg Auberg »When you tell the Irish that they are slow in recognizing their own men of genius they reply with street riots and politics.«1 Ezra Pound, 1917 »I have no wish to codify myself as anarchist or socialist or reactionary.«2 James Joyce, 1907 Im Oktober 1939, als er Zuflucht in einem Pariser Hotel...
Florian Kaufmann — Gemeinsames Aufbrechen
Barry Miles — Call Me Burroughs
Der Autor als Entertainer Barry Miles‘ Burroughs-Biografie von Jörg Auberg In den letzten beiden Dekaden seines Lebens nutzte William S. Burroughs zahlreiche Gelegenheiten, an der eigenen Legende als »Wild Bill Burroughs« und auteur maudit zu stricken und sich als lone wolf in der US-amerikanischen Literatur darzustellen, der gleich einem unerschrockenen...
William S. Burroughs — Naked Lunch: Die ursprüngliche Fassung
Burroughs Revisited Von den Schwierigkeiten der Kulturindustrie im Umgang mit einem »work in progress« Von Jörg Auberg Im Jahre 1959 tauchte William S. Burroughs’ Anti-Roman Naked Lunch auf dem literarischen Markt auf und riss den lange verkannten Autoren aus der Obskurität seines bisherigen Daseins. Betrachteten die einen das Buch als obszönen, pornografischen Schund...
William S. Burroughs — Retaking the Universe
Dead Man Talking William S. Burroughs’ Rückkehr in die akademische Zone Von Jörg Auberg Bereits Jahre bevor William S. Burroughs (1914–1997) mit Naked Lunch mit einem Paukenschlag auf der literarischen Bühne erschien, war er eine prominente Figur im literarischen Betrieb. Jack Kerouac verewigte ihn als »Old Bull Lee« in seinem Roman On the Road (1957), während Allen Ginsberg...
Some Good News in Dark Times
Keep Critical Culture Alive In Zeiten der Corona-Krise sind viele kulturelle Unternehmen — Buchhandlungen, Kinos, Theater, Künstler*innen und Autor*innen — in ihrer Existenz bedroht. Selbst kulturelle Institutionen, die nicht auf staatliche oder sonstige Förderungen zurückgreifen können, haben trotz aller Meriten für eine kritische Kultur keine...
Klaus Bittermann — Einige meiner besten Freunde und Feinde
Aussenseitertum der Eingeweihten Klaus Bittermann betätigt sich in Einige meiner besten Freunde und Feinde als Fachmann für »öde Literatur« Von Jörg Auberg In seiner Typenlehre der Pariser Presse listete Honoré de Balzac in der Rubrik Journalist an erster Stelle den Typus »Der geschäftsführende Chefredakteur-Eigentümer-Direktor« auf, in dessen Refugium alle Funktionen...
Wolfgang Pohrt — Gewalt und Politik
Nachruf auf eine Bestie Wolfgang Pohrts Schriften aus den 1980er Jahren Von Jörg Auberg Aus den »Lagunen des Vergessens« (Balzac) taucht Wolfgang Pohrt, der es als polemischer Kritiker der deutschen Linken und Friedensbewegung in den 1980er Jahre zu einiger Prominenz in den einschlägigen Zirkeln der alten Bundesrepublik gebracht hatte, mit einer...
Andrej Platonow: Die glückliche Moskwa
Walter Boehlich: Kein Grund zur Selbstreinigung
Der letzte Mohikaner Walter Boehlichs Titanic-Kolumnen Von Jörg Auberg »Unten im Hof krähte der schwarze Hahn und verkündete das Grauen des nächsten Tages.«1 Herman Bang, Sommerfreuden Wie Günther Busch – der legendäre Erfinder der edition suhrkamp – hat auch Walter Boehlich keine große Schriftensammlung hinterlassen. Zwar war Boehlich nicht ein »Autor, der...
Thorsten Fuchshuber: Rackets
Im toten Wald der Worte Thorsten Fuchshuber demaskiert sich in seiner Theorie der Bandenherrschaft als Sprachrohr der Herrschaft Von Jörg Auberg Im US-amerikanischen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff »Racket« eine verschworene Interessengemeinschaft, die ihre Partikularziele auf Kosten der Allgemeinheit verfolgt. In den dreißiger Jahren des letzten...
Die Rückkehr der Frankfurter Schule
Blicke auf eine infame Welt Retrospektiven auf die Erkenntnisse und Erfahrungen der Kritischen Theorie Die Kritische Theorie, wie sie von Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse, Leo Löwenthal und anderen Intellektuellen zunächst in Frankfurt begründet und später in den USA unter veränderten Prämissen und Sichtweisen weiter...